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KLAGENFURT/ Stadttheater: Liederabend JUAN DIEGO FLOREZ/ VINCENZO SCALERA

22.11.2025 | Konzert/Liederabende

21.11.2025 Stadttheater Klagenfurt: JUAN DIEGO FLÓREZ, VINCENZO SCALERA

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Kaum wurde der Kartenverkauf für den Liederabend von Juan Diego Flórez am Stadttheater Klagenfurt eröffnet, hieß es nach wenigen Minuten „ausverkauft!“ Der Glanz und die Anziehungskraft seiner Stimme ist seit fast 30 Jahren ungebrochen. Und das zu Recht.

Auch in Klagenfurt servierte Flórez ein klug ausgewähltes, vielseitiges Programm, das das breite Spektrum seiner Meisterschaft zum Klingen brachte.

Zum Aperitif kredenzte er einen Belcanto-Reigen, beginnend mit „Le Sylvain“ aus „Péchés de vieillesse“, einer Liedersammlung Gioachino Rossinis, gefolgt von Vincenzo Bellinis „Malinconia ninfa gentile“ und „Vanne, o rosa fortunata“. Besonders gelang „La ricordanza“, deren Hauptmelodie kurz nach ihrer Komposition mit dem Text „Qui la voce sua soave“  als Arie Elviras in den Puritani zu ewigem Ruhm kam. Delikat und einfühlsam hier die Interpretation.

Auf Rossini und Bellini folgte Donizetti: Nach der Kavatine „Ah!Rammenta, o bella Irene“ strahlte „Come uno spirto angelico“ aus Roberto Devereux, in ihrer Vielfältigkeit und den unterschiedlichen Anforderungen – das Gesangsstück endet mit einer wahrhaft schmissigen Cabaletta – zweifelsohne eine Komposition, die große tenorale Meisterschaft verlangt.

Als gesangliche Vorspeise durften drei Ausschnitte aus Zarzuelas nicht fehlen, ein temperamentvoller Straßenfeger war „Bella enamorada“ aus El último romántico.

Der „Plat principal“ war französisch: Zunächst das Gebet des Rodrigue „Ô souverain, ô juge. ô père“ aus Massenets Le Cid basierend auf Corneilles gleichnamiger Tragikomödie, delikat und elegisch, mit an- und abschwellender Klanggebung zum besten gegeben. Den Höhepunkt stellte allerdings „Salut! Demeure chaste e pure“, die Cavatine des Faust aus Gounods gleichnamiger Oper dar: Ein Meisterstück, das dem Interpreten, dessen Stimmschönheit hier Voraussetzung ist, auch Piano-Kultur, dramatische Attacke und seelenvollen Klang abverlangt. Es war Flórez’ Faust, der nach mehr als sechsmonatiger Lockdown-Pause die Wiener Staatsoper wieder zum Klingen brachte.

Mit einem weiteren Gustostück mit ebensolchen Anforderungen, der Cavatine des Georges aus Boieldieus 1825 in Paris uraufgeführter, nach Erzählungen von Sir Walter Scott von Eugène Scribe verfasster Opéra-comique La dame blanche endete der zu Recht umjubelte und mit Standing ovations bedachte Hauptgang.

Nicht zu vergessen, dass der Großmeister seines Fachs Vincenzo Scalera drei Zwischengänge servierte, die in ihrer Virtuosität den Leistungen des Gesangsstars um nichts nachstanden. Besonders blieb Ernesto Lecuonas halsbrecherische „Mazurka“, Glissando für Klavier, in Erinnerung.

Es folgte der Dessertreigen: Ein einschmeichelndes Bésame mucho startete diesen, das quasi „unvermeidliche“, heftig akklamierte „Cucurrucucú paloma“ folgte und zuletzt zeigte Flórez mit „La donna è mobile“, dass ein Tenor auch manchmal ein Verführer sein kann.

Sabine Längle

 

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