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KLAGENFURT/ Stadttheater: DAS RHEINGOLD. Der Vorabend des „Ring des Nibelungen“ als Vollendung – Ein musikalisch erfolgreiches Schmieden wurde finalisiert. Premiere

10.05.2025 | Oper in Österreich

Stadttheater Klagenfurt „Das Rheingold“: Premiere am 8.5.2025

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Foto: Arnold Poeschl/Stadttheater Klagenfurt

Der Vorabend des „Ring des Nibelungen“ als Vollendung – Ein musikalisch erfolgreiches Schmieden wurde finalisiert

 

Das eher kleine Stadttheater Klagenfurt hat sein Monsterprojekt vollendet. Gespannt betrat man das Haus. Warum aber saßen beim Einlass und später in den Proszeniumslogen Donald Trump, Wladimir Putin und Xi Jinping? Vor dieser „Aktualisierung“ konnte Aron Stiehl nicht widerstehen. Seine Deutung in einem Interview zum Vorabend, er würde operettenhaft inszenieren, hallte damit noch gefährlich nach.

Sinnvoll erwies sich ein eingespielter Rückblick vor dem eigentlichen Spiel auf das Finale der „Götterdämmerung“ des letzten Jahres. Immerhin ist es auch für die Zuhörer eine Leistung, dieses detailverliebte Projekt über all die Jahre aufmerksam und informiert zu begleiten.

Ein höhlenartiges Spielzimmer mit Wasserpflanzen und angedeuteten Wellen dient den Rheintöchtern als Wohnort. Als glänzende Rückwand erkennen wir das Rheingold (Ausstattung: Okarino Peter und Timo Dentler).

Dagegen haust Wotan mit seinen Göttern in einem schmutzigen, dunklen Raum. Keine Götterpracht, nur Klappstühle und Kartons – die Burg Walhall, die dem Turm des Pyramidenkogels gleicht, bietet einen fernen Anblick. Damit erhält auch die Gondel ihre heutige Abend Funktion. Am Ende der Oper werden die Götter in der Gondel zur Burg transportiert und eine winzige Gondel mit einer Regenbogenfahne, fährt quer über das Publikum hinweg in Richtung Galerie. Entbehrlich, aber offenbar ist diese Provokation aus Sicht des Intendanten notwendig. Sie schmälert aber nicht das Bemühen, die Geschichte schlüssig, detailreich und mit packender Dramatik zu erzählen.

Dazu trägt wie gewohnt der scheidende Chefdirigent Nicholas Milton bei. Trotz des kleinen Grabens und der damit verbundenen geringeren Anzahl an Musikern gelingt es ihm, mit dem Kärntner Sinfonieorchester eine detailverliebte, kammermusikalische Transparenz zu erzeugen. Aber nicht nur beim finalen „Einzug der Götter in Walhall“ lässt das Orchester viel Klangpracht und Forte vernehmen.

Dass Milton dies so expressiv gestalten konnte, lag an den soliden Gesangssolisten.

Aus meiner Sicht ist Kai Kluge stimmlich ideal für die Rolle des Loge, da er diese technisch versiert, sehr höhensicher gestaltet. Dazu gelingt es ihm, den im Feueranzug herumschweifenden Gott präsent und ungemein lässig darzustellen. Mit Martin-Jan Nijhof verfügt das Haus über einen an der Semperoper erfahrenen, sehr wortdeutlichen und kraftvollen Bariton. Markus Marquardt überzeugte, wie schon zuvor als Wotan, durch eine expressive Charakterstudie des Alberichs. Dass beide ohne Probleme hörbar blieben, war angesichts der Dezibelstärke aus dem Orchestergraben nicht immer zu erwarten. Das Gleiche gilt für die beiden Riesen Rafal Pawnuk und Matheus Franca, die – auf Plateausohlen – raumfüllend zu den Zuhörern orgeln. David Jagodic lässt als Froh aufhorchen, ihm zur Seite gestaltet Marian Pop einen bemerkenswerten Donner.

Veronika Dünser ist eine dunkel gefärbte Erda und Flosshilde. Fritz Steinbacher lässt sich als Mime mit fast heldischem Stimmklang quälen. Anke Vondung als Fricka und Elisabeth Dopheide als Freia überzeugen. Makellos singen Fernanda Allande und Christiane Döcker die beiden übrigen Rheintöchter.

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Foto: Arnold Poeschl/Stadttheater Klagenfurt

Bevor die Gondel in Betrieb genommen wird und die „Götterfamilie“ in ihr neues Machtzentrum Walhall fährt, protestieren die Rheintöchter mit Schildern, auf denen Slogans wie „Wotan go home“ oder „Water Live Matters“ stehen.

Der Intendant provoziert noch einmal, bevor die verschmitzt lächelnde Loge mit dem Feuer spielend und beobachtend zurückbleibt.

Warum der Vorabend als Ende der Tetralogie in Klagenfurt angesetzt wurde, erschließt sich wohl niemandem. Aber man muss für Stiehl eine Lanze brechen, immerhin schafft er es, über fast vier Jahre einen Spannungsbogen zu gestalten, mit eher bescheidenen Mitteln eine Tetralogie zu erzählen, dieimmer werktreu bleibt und sowohl für Wagnerianer als auch zum Einstieg in die Opernwelt mehr als tauglich ist – so werden Szenen mit Komik untermalt. (herrlicher Plüschfrosch und Plastik-Hai).

Letztlich werden die von Stiehl überspitzt versprochenen Worte, der erste Teil sei „operettenhaft“ – nicht real umgesetzt, denn Wagners Werk ist zu imposant und mächtig. Ein gelungener Abend mit spontanen Standing Ovations.

Weitere Termine: 11., 14., 17., 22., 25., 28., Mai, 3., 6. &10. Juni

Rudolf Smolej

 

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