KLAGENFURT/Stadttheater: „Tristan und Isolde“ zu Saisonbeginn in Klagenfurt
Eric Caves, Katherine Broderick. Foto: Arnold Pöschl
Nach der erfolgreichen Ring Tetralogie war man weniger skeptisch, ob das kleine Stadttheater diese Handlung in drei Akten erfolgreich meistert.
Eine Grundskepsis kann ich jedoch nicht verschweigen als der Platz eingenommen wurde. Mit den ersten Klängen verflog diese jedoch, das präzise Dirigat des neuen Chefdirigenten des Hauses Chin-Chao Lin fesselte von Beginn an. Differenziert und ohne die Sänger zu zudecken, schaffte er es, einen Spannungsbogen zu erzeugen und die Intensität zu steigern, aus der die emotionale Dichte des Werkes brodelte. Auch einige Wackler im Orchester konnten diesen positiven Gesamteindruck nicht schmälern.
Um nichts weniger als „die kosmische Dimension der Liebe“ geht es Stadttheater-Intendant und Regisseur Aron Stiehl bei der fast fünfstündigen Oper. Eindringlich unterstützt das Bühnenbild, teilweise die Kostüme diese Sichtweise recht plakativ. Die Anlehnung der Inszenierung an Weltraumepen wie „Star Wars” zieht sich bis zum dritten Aufzug durch.
Aus der Götterdämmerungs bekannt ist die britische Sopranistin Katherine Broderick. Ihre beeindruckende Leistung als Isolde ist gekennzeichnet von differenzierten Pianos und wie gewohnt von einem raumfüllenden Forte. Daneben hat es wohl jeder Tenor schwer. Der routinierte Eric Caves teilt sich seine Kräfte klug ein, sodass er im zweiten Akt heldentenoral neben Broderick besteht, aber insbesondere im dritten Akt, die „Fieberträume“ sogar noch kraftvoll gestalten kann.
Die Mezzosopranistin Melissa Zgouridi als Vertraute Brangäne ist eine an Stimmvolumen und Ausdruck ebenbürtige Brangäne, die mit einfühlsamen Nachtrufen verzauberte.
Birger Radde als wohlklingender und technisch versierter Kurwenal steuerte einen guten Teil zum Erfolg bei.
Friedemann Röhlig beeindruckt als kraftvoller König Marke.
Thomas Paul (Melot), David Jagodic (Hirte und junge Stimme eines Seemanns), Dariusz Perczak (Steuermann) sowie der Männerchor des Hauses unter der Einstudierung von Günter Wallner ergänzen die Sängerriege.
Intendant Aron Stiehl inszeniert diesen Tristan sehr sparsam, eine genaue und ins Detail verliebte Personenführung, die im Einklang mit der Musik ist, bildet die Basis des Erfolges. Obwohl sich Stiehl weitgehend an Wagners Text orientiert, ist einiges wie gewohnt entbehrlich, beispielsweise die Tätlichkeiten der Matrosen an der Dienerin.
Es gelingen aber auch visuell sehr einnehmende Bilder: Im ersten Akt öffnet sich nach der Einnahme des Trankes der Raum des Luftschiffes zu einem weiten, malerischen Raum mit Nachthimmel und Vollmond. Im zweiten Akt wird das Liebesduett nicht nur durch das jähe Erscheinen von König Marke und Melot beendet. Ein grelles Licht, das plötzlich auf die Liebenden fällt, und ein hell erleuchteter Zuschauerraum zerstören die Idylle.
Letztlich nimmt auch das Schlussbild gefangen. Isolde erreicht den sterbenden Tristan nicht mehr. Er wird von der Bühne weggedreht und taucht schließlich als Silhouette im strahlenden Mondlicht auf. Stiehl sagte vor der Premiere: „Liebe wird dadurch erst spannend, dass sie mit dem Tod eine enge Verbindung eingeht. Da ist eine Beziehung zwischen Tod und Liebe. Und auf einmal verliert der Tod seinen Stachel.“
Es gab minutenlange Bravorufe, inklusive Sonderapplaus und stehende Ovationen.
Derniere am 25.10.2015, bis dahin 7 Vorstellungen am Spielplan.
Rudolf Smolej
22.09.2025