KITTSEE/ Schloss : DIE CSÁRDASFÜRSTIN am 8.7. 2017
Auf besonderen Wunsch des burgenländischen Landeshauptmanns Niessl wurde das sich seit fünf Jahren im Dornröschenschlaf befindliche Sommerfestival in Kittsee wieder zu neuem Leben erweckt. Und das war eine gute Idee. Denn nicht nur ist die Kulisse des Barockschlosses einfach zauberhaft, auch der im angrenzenden Garten eingerichtete „Gastronomiepark“ ist (mit seinen mit Fototapeten verzierten Standl-Häuschen) entzückend und sowohl vor als auch nach den Vorstellungen äußerst einladend.
Als erstes gibt man heuer Emmerich Kalmans unverwüstlichen Megahit „Die Csárdasfürstin“. Es handelt sich dabei um um eine sehr achtbare Produktion. Trotz der wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln ist es dem Team durchaus gelungen, alles aufzubieten, was es für eine Operettenaufführung braucht. Ordentliche Sänger, ein ordentlicher Chor, ein ordentliches Orchester und ein ordentliches Ballett beschworen in ein paar rot-schwarzen Bühnenbildelementen erfolgreich Kalmans Geist.
Copyright: Sommerfestival Kittsee
Wie so oft bei Operetten stach auch hier das Buffo-Paar das „hohe“ Paar eindeutig aus. Anete Liepina (Stasi) und Georg Klimbacher (Boni) sangen, spielten u n d tanzten, dass es nur so eine Freude war. Simona Eisinger (Sylva Varescu) und Roman Pichler (als ihr Beau Edwin) beschränkten sich hingegen in erster Linie auf das Singen, und auch der Liebesfunke wollte zwischen den beiden nicht so recht überspringen. Mit perfektem ungarischen Akzent sehr überzeugend Max Sahliger als Feri-Bacsi, hinreissend komisch die ihre Korpulenz geschickt einsetzende Celia Sotomayor als ehemalige Kupferhilda aus Miskolc.
Copyright: Sommerfestival Kittsee
DIe Inszenierung des Regisseurs mit dem längsten Namen der Welt (Dominik Am Zehnhoff-Söns) beschränkte sich zwar mehr aufs Arrangieren als aufs Interpretieren, vermied dafür aber auch gängige Sommertheater-Outragen.
Dirigat (Joji Hattori) und Choreographie (Katharina Arnold) hätten zweifellos eine gewaltige Portion mehr Paprika vertragen, aber insgesamt lohnt diese Csárdasfürstin auf alle Fälle einen Ausflug an einem lauen Sommerabend (Kittsee ist ja schließlich und endlich nur 40 Minuten von Wien entfernt)…
Fürs nächste Jahr würde man sich allerdings einen Verzicht auf Funkmikrophone, die Abschaffung der hässlichen Lautsprechertürme und ein sichtbares Orchester(vielleicht auf dem Balkon?) wünschen. In diesem intimen Rahmen (500 Zuschauer im Gegensatz zu 6000 in Mörbisch) müsste man doch bei professionell ausgebildeten Sängern und Musikern locker mit der bloßen Akustik sein Auslangen finden können…
Robert Quitta, Kittsee