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KITTSEE/ Schloss: „DIE GIGERLN VON WIEN“….. ja, sie können sich sehen lassen

01.07.2022 | Operette/Musical

Schloss Kittsee: „DIE GIGERLN VON WIEN“….. ja, sie können sich sehen lassen (29.6.2022)

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Alexanra Reinprecht, Peter Edelmann. Credit: Sommerfestspiele Kittsee/ Viktor Fertsak

Zurück, zurück, gar nicht wenige Jährchen zurück in das alte Wien. Fällt heute in der Theaterszene der Stadt zwar nicht leicht, da die diversen herbei geholten Chefs wie Voges, Kusej, Struppeck, Slagmuylder, Roscic in ganz anderen Regionen zu Hause sind und ihr Publikum nicht mit heimeliger Kunst beglücken wollen. Hier aber, auf der Bühne vor dem burgenländischen Schloss Kittsee funktioniert der Blick zurück ins vergangene Alt-Wien schon sehr, sehr gut. Beste Unterhaltung auf verwurzelte Art ist hier in geschätzer altehrwürdiger Manier zu erleben.

„Die Gigerln von Wien“ marschieren in der musikalischen Komödie von Alexander Steinbrecher frech und recht unverschämt auf. Steinbrecher, 1910 bis 1982, erfolgreicher Komponist von Operetten mit kabarettistischem Einschlag wie volkstümlicher Wienerlieder, ist als Autor mit seinen Gigerln 1939 ein Hit gelungen. Des vergnüglichen Alt-Wien-Sujets mit harmlosen Verstrickungen wegen und einiger netter Melodien – wohl nicht allzu gewichtigen. ‚Wiener Charme‘ nennt sich das in Kittsee musizierende Ensemble, und dessen dirigierender Chef Christian Pollack vermittelt dazu den feinen Sängern wie dem Publikum den durchaus richtigen Charme.

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Gerhard Ernst, Elisabeth Schwarz. Foto: Sommerfestival Kittsee/Viktor Fertsak

Gerhard Ernst ist hier in der verblassenden Wien-Idylle sowohl der Impresario, der Regisseur wie der Hauptdarsteller. Als  solcher, der gutbürgerliche Hutmachermeister Strobl, ein von seiner Frau, einer wahren Fuchtel geplagter, jagt er einem Glückslos nach, welches er in einem modischen Zylinder versteckt hatte. Der allerdings vom Obergigerl gekauft wurde und nun von Hand zu Hand wandert. Unwirsch polternd zeigt Ernst Verzweiflung und Zornesausbrüche. Macht dies aus vollem Herzen und mit gesunder Direktheit, so dass die tricky Story vollauf auf den Zuseher überspringt. 

Dazu kommt eine erstklassige Besetzung für die Gigerln und Weiberln, welche Spiel und Gesang völlig überzeugend beherrschen. Alexandra Reinprecht ist als bissige Hutmachers-Gattin Resi zwar so eine richtige Bissgurn, doch mit  ihrem spielerischen Temperament gewinnt sie alle für sich. Diese eingängigen Liedchen des Steinbrecher kann man nicht edler singen als wie es Peter Edelmann als wohl schon ungemein abgehobener Obergigerl einschmeichlerisch vorführt. Klar, auch das Buffopaar Elisabeth Schwarz und Michael Havlicek muss sich für seine putzmuntere Spielfreude nicht genieren. Wohl aber Serge Falck als verschlagener  Privatdetektiv für seine so ziemlich schmierigen Dienste. Höchst verdienstvoll ist dagegen Andrea Schwarz zu loben, die als kurzfristige Einspringerin ein arges Tratschtanterl mimt, welches schon sehr zum fürchten ist. Und Peter Horak führt in einer Doppelrolle perfekt diese Dienste aus, welche mit Wiener Schmäh zu erfüllen sind.

Eine einfache stimmige Szenerie, attraktive Kostüme für die Damen, ein ordentliches Aufgebot an Zylindern. Und der Besucher darf sagen: Schau, so ein Alt-Wien, ja, ein solches gibt es doch noch. Und …. es macht auch so richtigen Spaß. 

Meinhard Rüdenauer 

 

 

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