Sommerfestival Kittsee: Ein „Feuerwerk“, urig und mit Charme (29.6.2023)
Das Ensemble. Foto: Conny de Beauclair
Locker auf zum sommerlichen Musikvergnügen! Richtung Burgenland, nach St. Margarethen, nach Mörbisch: perfekt organisierte freudvolle Massenbeglückung. Oder als Ziel die Parklandschaft des pannonischen Landschlosses Kittsee – zu genießen sollte er sein, der Individualverkehr, welcher zum ‚Sommerfestival Kittsee 2023‘ führt.
„Das Feuerwerk“ heißt es dort an diesen Sommertagen. Nix, kein Mörbisches Riesenfeuerwerk. Wohl ein paar Kracher, dezent, doch musikalisch spaziert das große Solistenensemble auf sehr gepflegtem Weg. Geführt von Musikmaestro Christian Pollack mit seinem Ensemble ‚Wiener Charme‘. Kultivierte Musik ist´s, welche der Schweizer Paul Burkhard für diese musikalische Komödie 1950 komponierte. Auch an Walzertönen wird nicht gespart. Ein Riesenerfolg damals, verfilmt, heute – ja, da überrascht so manch verführerische Melodie in einem geschickt gebauten Unterhaltungsstück mit Tiefgang.
Gute alte heimische Bekannte aus Burg und Oper treffen wir hier nun an. „O mein Papa war eine wunderbare Clown“, von Alexandra Reinprecht mit gehaltvollem Ausdruck gesungen, prägt sich schon besonders ein. Die Damen Regina Schörg, Stefanie Kopinits, Regula Rosin, Shlomit Butbul müssen so richtige, sorry, so richtige Ehefurien spielen – und sie machen es auch so richtig toll. Daniel Ohlenschläger und Christian Drescher haben ihnen gefügig zu sein. Es sind sehr unterschiedliche vier Brüder, welche um Peter Horak als reifes Geburtstagskind in ihrer Mitte zu feiern in dessen Haus zum Familienfest eingetroffen sind.
Doch wenn der fünfte Bruder, als Direktor eines Wanderzirkus in der Familie ein Verfemter, zur Überraschung aller patzig auftritt, verwandelt sich die Open Air-Bühne mit Hilfe von Bühnenbild-Magier Manfred Waba in eine stimmige kleine Zirkusarena. Thomas Sigwald ist der dominante Zirkusdirektor Obolski, resch und attraktiv, welcher die versammelte Familie aus dem Häuschen bringt – bitte, Magic Christian hat ihm so manch flottes Zauberkunststückchen beigebracht.
Gabriele Schuchter tischt als Köchin dieser durchaus quicklebendigen Gesellschaft zwar sehr munter, aber schließlich doch ziemlich verärgert Leckeres auf. Und …. ja, Töchterchen Anna (Elisabeth Schwarz) ist von ihrem auftrumpfenden Zirkus-Onkel so beeindruckt, dass sie ihm folgen möchte. Das passt den Eltern so gar nicht. Wie auch ihrem Liebhaber, Michael C. Havlicek, dem emsig herum schwirrenden Gärtner. Doch auch Obolskis Gattin Iduna, eben das „O mein Papa“-Zirkuskind (sie beglückt auch mit einem reizenden Pony-Lied) macht Anna aufmerksam, dass solch ein Zirkusleben doch nicht gar so lustig sein dürfte. Und, hoppla, ist da aber nicht doch einer, der sich als Zirkusclown seinem Bruder anschliesst? Der ehegeplagte Onkel Gustav, er schafft es seiner energischen besseren Hälfte zu entfliehen. Hemdsärmelig macht er es, Gerhard Ernst, der als Regisseur seine sich harmonisch fügenden Charakterdarsteller zusammengeführt hat …. alles echt locker und mit Charme und recht ungeniert.
Meinhard Rüdenauer