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KINGSMAN: THE SECRET SERVICE

09.03.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat Kingsman~1

Ab 13. März 2015 in den österreichischen Kinos
KINGSMAN: THE SECRET SERVICE
GB / 2015
Regie: Matthew Vaughn
Mit: Colin Firth, Taron Egerton, Samuel L. Jackson, Michael Caine, Mark Strong u.a.

Parodie ist eine hohe Kunst. James Bond im Stil von „Mit Schirm, Charme und Melone“ zu parodieren, dabei köstliche „Kampfszenen“ im eleganten Stil des Hongkong-Kinos beisteuern, lächelnd noch soziale Probleme streifen, nie dumm und peinlich zu werden – und höchste Unterhaltung zu liefern: Nun, „Kingsman“ schafft es. Dank der so verschiedenen Hauptdarsteller Colin Firth und Taron Egerton, dank des lockeren Händchens von Regisseur Matthew Vaughn und dank des sehr geschickten Drehbuchs, das auf einem Comic basiert, der hierzulande keinerlei Popularität erreicht hat. Dem Film wird es gelingen.

Der Elegante und das Raubein – könnte man sie köstlicher besetzen als mit Colin Firth, in Maßanzügen, natürlich mit Schirm und einer herrlichen, britischen, versnobten Gelassenheit? Das muss zu einer Legende werden, die man später immer wieder zitieren wird: „Erinnerst Du Dich noch an Colin Firth in ‚Kingsman’? Herrlich!“ Und mit dem walisischen „Bullen“ Taron Egerton, ein echtes Kind der Londoner Straßen und der Pubs, wo am lautesten herumgerüpelt wird und man sich immer am Rande des „Kriminals“ befindet. Klassenkampf zwischen Upper Class und Underdogs? Gentleman gegen Prolo? Mitnichten! Viribus unitis gegen den Feind!

kingsman Firth und Eggy

Wenn dieser „Eggsy“ dann bei einer Rauferei doch Hilfe braucht und der rätselhafte Harry Hart wie aus dem Nichts auftaucht, um ihm mit ein paar lockeren Griffen beizustehen, hat er auch ein Angebot für ihn, das aus der Welt von Sci-Fi, Komödie und – James Bond stammt, wo die Geheimdienste ja auch noch immer geheimere Abteilungen haben, von denen keiner weiß. Super-super-super Elite, mindestens.

Gehen wir also in den eleganten „Kingsman“-Herrenausstatter-Laden, fahren mit einem Lift in tiefste Tiefen und sind in einer anderen Welt. Allein das Arsenal echter und unerkennbarer Waffen würde „Q“ von Mr. Bond in Ekstase versetzen… Dem Kinobesucher, der sich auskennt, ringt es ein anerkennendes Lächeln ab.

Eggsy wird nun, mit anderen Jugendlichen, als Gruppe rekrutiert und unter dem strengen und doch liebenvoll Blick von „Merlin“ (könnte man ihn besser nennen und besser besetzen als mit Mark Strong?) den unmöglichsten Prüfungen unterzogen. Jeder Normalmensch ersäuft da schon bei erster Gelegenheit, aber die Jugendlichen – zumal Eggsy – sind aus hartem Holz geschnitzt. Nur, als man von ihm verlangt, seinen kleinen Hund, der ihn als Gefährten begleitet, glatt umzubringen, wird ihm mulmig… er hat schließlich ja doch ein Herz, auch wenn er es unter Cockney-Schnauze rüde verbirgt. Über-Drüber Chef, kein Geringerer als Michael Caine in der Rolle des Arthur (ja, ja, der gute alte König Artus), kann mit ihm zufrieden sein.

Keine Bond-Parodie ohne Bösewicht, und wie Samuel L. Jackson den Milliardär Richmond Valentine lispelt, ist eine Köstlichkeit für sich. Scheinbar der große Philanthrop, der jedem Menschen auf der Welt ein gratis Handy schenkt (der Ansturm kennt verständlicherweise keine Grenzen), will er natürlich den kollektiven Untergang zwecks Überlebens einer Herrenrasse… so ist das nun mal bei den Weltzerstörern. Da können die Straßen-Qualitäten von Eggsy im Kampf nur helfen.

Ja, und wenn es dann noch böse Überraschungen gibt, wer von den „ganz Oberen“ unter den angeblich Guten sich auch kaufen ließ… kurz, „Kingsman“ erfüllt die Anforderungen von Krimi-Spannung, wenn es auch immer mit absolut eleganter Ironie geschieht. Das hat Regisseur Matthew Vaughn, erst Mitte 40 und bisher nur mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ wirklich erfolgreich, schön gemacht – die Verbeugung vor einem Genre, das im Kino so große Bedeutung hat. Beste bis stellenweise brillante Unterhaltung ist garantiert.

Renate Wagner

 

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