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KARLSRUHE/ Händel-Festspiele: SERSE. Für Händel bleibt Karlsruhe erste Wahl

24.02.2020 | Oper

Georg Friedrich Händel: Serse, 43. Internationale Händel-Festspiele / Badisches Staatsatheater Karlsruhe, Vorstellung: 23.02.2020

 (2. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 21.02.2020)

Für Händel bleibt Karlsruhe erste Wahl

„Die Inszenierung von Händels «Serse» von Regisseur Max Emanuel Cencic ist schlichtweg als grandios zu bezeichnen. Cencic hat unter Berücksichtigung barocker Interpretationsgewohnheiten (biblische Symbolik des 18.Jahrhunderts) hingeschaut und hingehört, welche Geschichte Händel erzählen will.

Alle Figuren des Stücks werden von Lastern getrieben, die die christliche Morallehre zu den Todsünden (Habgier, Trägheit, Wollust, Neid, Eifersucht, Zorn und Hochmut) zählt. Allen voran Serse, der schon alles hat und doch nicht genug bekommen kann. Gleich in seiner ersten Arie, dem berühmten Larghetto „Ombra mai fu“, spricht Serse das Thema der Oper an: das Schicksal. Als Urheber des unabänderlichen Schicksals galten in der Antike die Moiren/Parzen, im christlichen Denken ist es Gott. Das am Schluss der Oper alle wieder da sind, wo sie am Anfang standen, nimmt der Schlusschor auf: „Was Gott vorherbestimmt hat, kann der Mensch nicht ändern“. Xerxes Schicksal ist es König zu sein und nicht lieben zu dürfen (oder zu können) und Arsamenes Schicksal ist es nicht König zu sein, aber lieben zu dürfen. Die Oper zeigt, dass der Mensch, der das ihm zugewiesene Schicksal nicht annimmt, sich lächerlich macht. Im Lachen über sich selbst erfolgt die Katharsis.

Wo sind nun die von den Lastern getriebenen Menschen am besten zu beobachten? In einem Sünden-Babel (sic!). Für den barocken Menschen war dies Babylon, heute ist es Las Vegas. So erzählt Cencic die Geschichte mit Bildern, die der Zuschauer von heute versteht. Damit die innere Reinigung nicht zu grob und damit kontraproduktiv wird, ist die Handlung in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts angelegt.

Das Ideenfeuerwerk, das Cencic nun im Bühnenbild Rifail Ajdarpasic abbrennt, zeigt wie genau gearbeitet wurde.“

So berichtete der Kritiker vor gut einem Jahr und dem ist, was die aktuelle Serie angeht, nichts hinzuzufügen, denn die Inszenierung funktioniert weiterhin perfekt.

Bildergebnis für karlsruhe serse
Foto: Falk von Traubenberg

Regisseur Max Emanuel Cencic gibt wie im vergangen Jahr den Arsamene, den Xerxes gibt dieses Jahr David Hansen. Beide Sänger gehören zu den im Moment Besten ihres Faches und harmonieren bestens. Dank des deutlichen Höhenunterschieds sind die Stimmen nun auch deutlich zu unterscheiden. Ihnen ebenbürtig, wie bereits im vergangenen Jahr, die amerikanische Sopranistin Lauren Snouffer als Romilda und die Schottin Katherine Manley als Atalanta. Auch Ariana als Amastre, Pavel Kudinov als Ariodate und Yang Xu als Elviro waren schon bei der Premiere dabei.

Zum Gelingen des sensationellen Nachmittags tragen die unter Leitung von Georg Petrou saftig-kräftig aufspielenden Deutschen Händel-Solisten und der von Marius Zachmann fabelhaft vorbereitete Händel-Festspielchor ihren Teil bei.

Für Händel bleibt Karlsruhe erste Wahl!

Weitere Aufführungen: Mittwoch, 26.02.2020, 19:00 und Freitag, 28.02.2020, 19:00.

 

23.02.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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