Foto: Falk vom Traubenberg
Karlsruhe: Das schlaue Füchslein 20.12.2018 B-Premiere
Dies ist eine Koproduktion mit dem Cleveland Orchestra, wo die Oper bereits 2014 unter Franz Welser Möst in Szene ging. Eigentlich ist es eine Filmoper mit dem Zeichentrickfilm der Walter Robot Studios – Bill Barminski & Christopher Louie, nur daß die SängerdarstellerInnen nicht auch durchgehend gefilmt sind, sondern, wenn sie Tiere darstellen, ein kleines Guckloch für sie in die Leinwand gelassen wird, wo sie mit ihrem Kopf „durchsingen“ können. Die Menschendarsteller treten dagegen vor der Leinwand auf einem schmalen Steg als ‚Ganzkörper‘ auf. Die Ausnahme bei den Tieren sind Füchsin und Fuchs, wenn sie bei ihrer Annäherung auch ganzkörperhaft vor der Leinwand auftreten. Das große Symphonieorchester nimmt die gesamte Bühne ein. Die sogenannte Animation, also der auf der Leinwand als quasi Ovalhorizont laufende Film ist faszinierend; Wald, Försterhof und all die Tiere sind auf phantastische Art gezeichnet, zuweilen, wenn die Kamera über den ganzen Wald fliegt, kommt ein rasantes Tempo auf. Auch die Idee mit den Gucklöchern für die Sänger ist an sich nicht schlecht, doch sie sind sehr entfernt und scheinen deshalb klitzeklein, so daß man die Köpfe, die ja auch in Tiermasken stecken, kaum erkennt.
Die Regie stammt von Yuval Sharon, jetzt in aller Munde wegen seiner Wagner-Regien, hier muß er sich aber großteils hinter der Film-‚Technik‘ verstecken, und die Einstudierung in Karlsruhe hat für ihn Casey Kringlen übernommen. Für Projektion und Licht sind Jason H.Thompson verantwortlich, die sehr phantasievollen Tier- und Menschenkostüme sind von Ann Closs-Farley, Cristina Waltz steuerte die kecken Masken bei. Für den klang- und kraftvoll intonierenden Staatsopernchor und den feinstimmigen Cantus Juvenum Karlsruhe bleiben nur auf den Seiten und vor der Bühne Platz: Wie bei einer live gespielten Filmmusik wird das Orchester hier zum Hauptprotagonist.
Unter der fordernden Leitung von Justin Brown weiß das Orchester natürlich am meisten ‚Bescheid‘, ist hier wirklich sichtbar der Gefühlsmotor für die Stimmungen des Waldes und der Menschen, wobei sich bei dieser Janacek-Musik auch alle Instrumentengruppen als gleichberechtigt fühlen dürfen. Bei der Beschreibung des Waldes sind z.B. die 1.Violinen nie melodieführend, sondern mutieren zur teils grotesken Soundmaschine, während die Liebesszene der Füchse als R.Strauss-Persiflage mit Wiener Touch interpretiert wird. Das ist dann natürlich auch ein Stück Hollywood, und wird dementsprechend glänzend gespielt.
Schopfhenne und Specht werden vom Sopran Ilkin Alpay ganz dezidiert gesungen. Den Dackel gibt Mezzosopran Luise von Garnier sehr expressiv. In den kleinen Rollen der Frau Pasek, des Hahns und des Eichelhähers singt Lisa Hähnel. Den Gastwirt gibt tenoral Baris Yavuz. Renatus Meszar übernahm den Landstreicher Haraschta ausgefuchst mit seinem knorrigen durchdringenden Baßbariton. Den Pfarrer und den Dachs charakterisiert köstlich Nathanael Tavernier. Als Schulmeister und Mücke ist ist Cameron Becker mit solidem Tenor im Einsatz. Die Försterin und eine Eule singt mit angenehm abgetöntem Mezzo Jennifer Feinstein. Den Fuchs gibt Dilara Bastar mit Mezzosopran-Schöngesang, aber etwas zu vibratoreich. Der Förster ist kernig-bassal Andrew Finden, ihm kann zum Ende des Stücks gar nichts mehr anhaben. Agnieszka Tomaszewkska gibt die Füchsin Schaukopf mit starkem und angenehm timbriertem Sopran.
Friedeon Rosén