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KARLSRUHE/ Badisches Staatstheater: ALCINA. Wiederaufnahme im Rahmen der 42. Händel-Festspiele

Zauberoper ohne Zauber

24.02.2019 | Oper

 

Georg Friedrich Händel: Alcina, 42. HÄNDEL-FESTSPIELE 2019, Badisches Staatstheater Karlsruhe

 (Wiederaufnahme am 23.02.2019)

Zauberoper ohne Zauber

 

Emily MacDonald und Cameron Mock (MACMOC-DESIGN) haben für die Inszenierung von James Darrah ein Einheitsbühnenbild geschaffen, das viel Raum für die Phantasie des Zuschauers bietet. Zwei  Wände links und rechts begrenzen die grosse Karlsruher Bühne links und rechts und leiten strategisch geschickt den Klang der Sänger in den Zuschauerraum. Zudem bieten sie Platz für Projektionen (Adam Larsen) die zwar hoch ästhetisch, aber letztlich doch recht banal ausfallen. Die Kostüme zeigen die Schwestern Alcina und Morgana als Diven in Abendrobe, Ruggiero trägt, solange er Alcinas Geliebter ist einen schicken, langen Mantel. Die übrigen Figuren, so auch Ruggiero, wenn er auf der Flucht ist, tragen Alltagskleidung (Kostüme: Chrisi Karvonides-Dushenko). Die Inszenierung ist gutes Handwerk, aber die Psychologisierung nimmt dem Stück jeglichen Zauber und, in Kombination mit der ausgeklügelten Bewegungschoreographie, lässt das Bühnengeschehen arg repetitiv wirken und ermüdet dann hauptsächlich.


Foto: Falk von Traubenberg

Von musikalischer Seite aus gibt es eigentlich nur Positives zu berichten. Die Deutschen Händel-Solisten unter Andreas Spering sorgten für eine ungemein farbenreiche, lebendige, kaum je nach Alter Musik klingende Wiedergabe von Händels Meisterwerk. Der von Marius Zachmann vorbereitete Händel-Festspielchor überzeugte ebenfalls auf ganzer Linie, sei es aus dem Graben oder beim letzten Einsatz auf der Bühne.

Lauren Fagan sang eine technisch perfekte, emotional aber leicht unterkühlte Alcina. Die Gefühle ihrer sechs grossen Arien wollten nicht so wirklich klar werden. Auch wenn der Regisseur ihre Rolle in seinem Konzept als die einer Diva anlegt, muss die Musik das Primat haben. Aleksandra Kubas-Kruk verkörperte Morgana, die Schwester Alcinas. Hier waren die Gefühle besser wahrzunehmen, aber in der Höhe wurde die Stimme unangenehm schrill. Die beste Leistung des Abends bot der australische Counter-Tenor David Hansen als Ruggiero. Kraftvoll und technisch perfekt der Vortrag, die Gefühle immer klar wahrzunehmen. Reines Vergnügen ihm zuhören zu dürfen. Benedetta Mazzucato sang die Bradamante, Ruggieros Braut. Vom Typ «zupackende Frau» eine ideale Besetzung der Rolle und guter Kontrast zur «Diva» Alcina. Daniel Miroslaw als Melisso begleitete sie auf ihrer Mission, Ruggiero und die übrigen Gefangenen Alcinas zu befreien. Technisch perfekt ein treuer Begleiter, dem man sich gerne anvertrauen würde. Alcinas Heerführer Oronte (Samuel Boden) blieb im Kreis der Powerfrauen vom Konzept her leider recht blass. Technisch perfekt aber auch er. Alice Duport-Percier als Oberto war Rollen- und Bühnendebütantin. Die junge Französin absolvierte ihrer ersten Auftritt überhaupt mit bewundernswerter Nervenstärke und lieh Oberto eine perfekt ausgebildete Stimme mit der für das grosse Karlsruher Haus nötigen Tragkraft und den ideal zur Rolle passenden jugendlichen, fast noch kindlichen Stimmfarbe. Man freut sich auf ein Wiederhören.

Nicht jedes Stück taugt zur Psychologisierung. Musikalisch hervorragend.

Weitere Aufführungen im Rahmen der 42. INTERNATIONALE HÄNDEL-FESTSPIELE 2019:

Mittwoch 27.02.2019, 19.00  

Freitag 01.03.2019, 19.00

24.02.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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