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KARLSRUHE/ Badisches Staatstheater: 6. SINFONIEKONZERT DER BADISCHEN STAATSKAPELLE 7 Georg Fritzsch (Mendelsssohn, Schumann, Strauss)

25.04.2021 | Konzert/Liederabende

Live-Stream: 6. Sinfoniekonzert mit der Badischen Staatskapelle im Staatstheater am 25.4.2021/KARLSRUHE

Ein klangliches Vorbild

Interessant ist, dass Richard Wagner das Wellenmotiv aus Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zum „Märchen von der schönen Melusine“ op. 32 aus dem Jahre 1833 zum Anlass für seine „Rheingold“-Komposition nahm. Die innere Symbolik und die geheimnisvollen dynamischen Steigerungen des Wellengemurmels erreichten auch bei der gelungenen Wiedergabe mit der Badischen Staatskapelle unter der impulsiven Leitung ihres Generalmusikdirektors Georg Fritzsch eine neue Dimension. Die klangliche Wendung nach Moll hinterließ hier tiefe Eindrücke vom Leben der schönen Wasserfee Melusine, die Liebesfreuden und Liebesleid der Menschen miterlebte. Vor allem die weitgespannte und sehr ausdrucksvoll musizierte Liebesmelodie zeigte hier starke Wirkungskraft. Isang Enders (Cello) war dann der einfühlsame Solist bei Robert Schumanns Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll op. 129, das dieser als Patient in der Nervenklinik vollendete. Die Melancholie dieses Werkes berührt den Zuhörer zwar nicht so unmittelbar wie beim Schumannschen Violinkonzert. Doch die wunderbare Kopfmelodie des ersten Satzes erreichte bei Isang Enders‘ Wiedergabe eine bemerkenswerte Klarheit und formale Präzision. Georg Fritzsch interpretierte dieses Thema mit der Badischen Staatskapelle Karlsruhe nicht zu schnell. Umso energischer konnten sich Solist und Orchester beim Hauptthema entfalten, wobei der lyrische Charakter dieses Satzes nicht verleugnet wurde. Die warm-betörende Melodie des zweiten Satzes erreichte dank Isang Enders‘ facettenreichem Spiel einen großen harmonischen Ausdrucksreichtum. In den exponiert hohen Lagen bewältigte er alle Passagen bravourös. Und auch der lebhaft-virtuose Stretta-Charakter des Schluss-Satzes mit seinem überaus reizvollen  Wechselspiel von Solocello und Bläsern geriet zu einem klanglichen Feuerwerk. Die große Kadenz krönte diese Wiedergabe in imponierender Weise. Zum Abschluss erklang eine klanglich sensible Wiedergabe von Richard Strauss‘ selten zu hörender Suite „Der Bürger als Edelmann“ op. 60 – übrigens wieder mit versteckten Wagnerschen „Rheingold“-Zitaten. Der skurrile Bürger Jourdain wird hier in köstlicher Weise als Tollpatsch karikert. Schon bei der Ouvertüre blitzte gewitzt die Rokoko-Ariette auf. Das bezaubernde Menuett mit den kleinen Tanzschritten ließ ebenfalls an das Frankreich des „Sonnenkönigs“ denken – und die Fechtstunde wurde zur prachtvollen Burleske. Schüler und Lehrer lieferten sich ein Kabinettstück. Lustig und derb erschien der Tanz der Schneider – und das Menuett des Lully feierte graziöse Triumphe. Auch bei der Courante und dem Auftritt des Cleonte dachte man an die riesigen Ballsäle in Versailles. Und einen facettenreichen Kontrast bot dabei das As-Dur-Intermezzo der achten Nummer, die ebenfalls nicht frei von Ironie war. Schließlich ertönten beim Auftragen der Speisen im „Diner“-Satz Wellenmotive aus Wagners „Rheingold“. Georg Fritzsch betonte als Dirigent den großen Klangfarbenreichtum dieser Partitur. 

Alexander Walther

 

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