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KARLSRUHE/Badisches Staatstheater/ 47. Internationale Händelfestspiele 2025: RINALDO. Das letzte Wort hat die Liebe

27.02.2025 | Oper international

Georg Friedrich Händel: Rinaldo • 47. Internationale Händelfestspiele 2025 • Badisches Staatstheater Karlsruhe • Vorstellung: 26.02.2025

(3. Vorstellung • Premiere am 21.02.2025)

Das letzte Wort hat die Liebe

«Rinaldo» ist die diesjährige Premiere der Karlsruher Händel-Festspiele. Nicht die die überreiche Fassung der Uraufführung von 1711, sondern die zwanzig Jahre später entstandene, auf die inneren Konflikte der Protagonisten fokussierte Überarbeitung.

rinaldo
Foto © Badisches Staatstheater Karlsruhe

Ausgangspunkt der Umsetzung von Hinrich Horstkotte (Regie, Bühne und Kostüme) ist das barocke, illusionistische Theater und damit die Bereitschaft des Publikums mitzuarbeiten, zu glauben, bereit sein zu akzeptieren, dass Realismus im Sinne gegenwärtiger Sehgewohnheiten auf der Bühne nicht möglich ist. So spielt sich das Geschehen, so lange es in Armidas Welt angesiedelt ist, in einem gespiegelten Theater und sonst vor den Toren des belagerten Jerusalem. Horstkotte setzt diesen Ansatz konsequent um und geht auch heiklen Momenten nicht aus dem Weg. So entsteigt die Zauberin Armida der Kuppel des Felsendoms. Beschliesst sie dann ihr Glück mit Argante anderswo zu suchen, liegt die Kuppel in Trümmern. Als Gesamtkünstler bedient sich Horstkotte in Sachen Bühne ausgiebig im barocken Theater und belebt zur Begeisterung des Publikums – soweit dieses nicht hemmungslosem Husten beschäftigt ist – die Bühne konsequent mit Vögeln und, wenn man sich auf der Überfahrt befindet, mit Fischen, Delphinen, Seepferdchen und Ähnlichem (Video: Sven Stratmann; Licht: Stefan Woinke). Horstkottes Arbeit überzeugt mit ihrer akribischen Personenführung und detailverliebten, humorvollen Umsetzung. Bei seiner Umsetzung vermisst man weder die Bühnen-Effekte noch die kriegerischen Momente der Urfassung: Das letzte Wort hat die Liebe.

Rinaldo Alessandrini hat die musikalische Leitung des Abends: er setzt ideale Spannungsbögen, wählt ruhige Tempi und trägt die Sänger durch den Abend. Die Deutsche Händel-Solisten musizieren bei höchster Aufmerksamkeit mit grandiosem Wohlklang.

Selten ist ein Ensemble von so einheitlich hohem Niveau auf der Bühne zu erleben. Lawrence Zazzo begeistert mit seinem strahlenden, agilen und souverän geführten Countertenor. Valeria Girardello gibt die Zauberin Armida mit wohldosierter Autorität und guter Bühnenpräsenz. Suzanne Jerosme  triumphiert als absolut koloratursichere Almirena, mit strahlenden, kristallklaren Höhen. Eine Entdeckung des Abends ist die Altistin Francesca Ascioti als Argante. Mit ihrer souveränen Rollengestaltung und dem mitreissenden Spiel lässt sie die Geschlechter-Grenzen aufweichen und erkennen, dass es dem Barock primär um das Spektrum der Stimmen ging. Die zweite Überraschung ist Jorge Navarro Colorado als Goffredo. Er gibt den Heerführer mit samtweichem, wunderbar agilem und absolut höhensicheren Tenor. Lisandro Abadie als Mago/Araldo und Martha Eason als Una Donna ergänzen das fulminante Ensemble.

Ein Erlebnis!

Weitere Aufführungen: 01.03.2025 und 04.03.2025 sowie 27.02.2026 und 01.03.2026

26.02.2025, Jan Krobot/Zürich

 

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