Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

KAISERSLAUTERN: TRISTAN UND ISOLDE. Premiere

10.04.2016 | Oper

Kaiserslautern: „TRISTAN UND ISOLDE“. Premiere am 09.04.2016

Yamina Maamar (Isolde) Janice Dixon (Brangäne) Wieland Satter (Kurwenal) Neal Cooper (Tristan) @ H.J. Brehm-Seufert
Yamina Maamar, Janice Dixon, Wieland Sattler, Neal Cooper. Copyright: H.J. Brehm-Seufert

Nach zwei Premieren innerhalb von 21 Tagen in Baden-Baden und Karlsruhe folgte nun die dritte Neuinszenierung „Tristan und Isolde“ (Richard Wagner) am Pfalztheater. Im Panoptikum  skurriler Deutungen der letzten Jahre, könnte man die Version von Kerstin Maria Pöhler trotz einiger unverständlicher Mätzchen akzeptieren. Ihrem Essay des Programmheftes zu Folge schien die Regisseurin die Materie des Werkes zu verstehen, umso unverständlicher bleiben dem Betrachter, so manche sinnlosen Einflechtungen im Dunkeln.

Entfesselte Gewalten nach dem Trank auf Tisch und Fussboden, gemäßigte erotisch-sinnliche Annäherungen  mit verbundenen Augen, Messer-Fetisch-Spiele in Todessehnsucht etc. waren durchaus nachvollziehbar. Zu Geschehnissen wie Bühnenboden-Überflutungen, Tristans Matratzenlager unter einer Wigwam-Konstruktion, in Gesellschaft einer nackten, lebensgroßen Isolden-Puppe, das Blutbad nach Öffnen der Halsschlagader und vieles mehr, bedurften schon einer Aufklärung. Dienen jene Aktionen allein dem Zweck von einer blutleeren Inszenierung abzulenken, zu guter Letzt entlarvt sich damit das moderne Regietheater selbst.

Die Bühne (Herbert Murauer) ein neutraler Einheitsraum mit Waschbecken, den unvermeidlichen Interieurs Tische und Stühle, Liegen dazu getrennt hinter transparentem Vorhang ein Konzert-Flügel, dessen vordergründige Anwesenheit im zweiten Bild wohl als Wahnfried-Salon zu verstehen wäre ? Einheitlich dunkle Anzüge für die Herren, weißes (Braut)Kleid für Isolde, Brangäne in gelber Bluse, schwarzer Hose , seltsame Altrocker-Ausstattung für Kurwenal bildeten die unspektakulären  Kostüme (Dietlind Konold). Durch den sich horizontal allmählich senkenden Deckenspiegel, die Licht- und Video-Projektionen  ergaben sich positive optische, bereichernde Eindrücke. Ohne Pro und Contra, mit deutlich reduziertem Applaus nahm das Publikum die Bemühungen des Teams hin.

Die inzwischen international gefragte Sopranistin Yamina Maamar und bereits seit Jahren bewährte Interpretin des italienischen wie deutschen Fachs, fügte ihrem umfangreichen Rollenspektrum  ein weiteres Highlight hinzu. Auftrumpfend, dramatisch gefärbt, expressiv, mitteltonreich bewältigte Yamina Maamar die Anforderungen des ersten Aufzugs mit leicht belegter Stimmpatina, schenkte ihrer Isolde zur Liebesnacht weichere individuelle Töne. In gesangstechnisch bester Manier, von silbernem Höhenglanz umflort meisterte die Debütantin die kantablen Momente im dritten Bild und verblüffte mit phänomenal interpretiertem Liebestod.

Janice Dixon lange Jahre umjubelte Mozart-Strauss-Wagner Interpretin am NT MA und internationaler Gastspiele, übernahm nach langer Pause die Brangäne. Füllig, warm, kraftvoll entfaltete sich das Goldtimbre ihres farbenreichen Soprans, ohne jegliche Höhenprobleme mit weitströmendem Atem verlieh Janice Dixon dem Wachgesang ausdrucksstarke Persönlichkeit.

Beiden Damen Gratulation sowie ein extra Bravo zum gelungenen präsentablen  Rollenportrait.

Mit dem Tristan gab Neal Cooper ebenso ein weiteres Debüt, stellte sich zudem erstmals auf einer deutschen Bühne vor. Männlich, metallisch eingefärbt präsentiert der englische Tenor sein höhensicheres Material. In kluger Dosierung der kräftezehrenden Partie, technischer Reife, erstaunlicher Diktion überraschte Cooper und hinterließ lediglich zur oberflächlich anmutenden Intonation zwiespältige Eindrücke. Ein nachhaltiges Studium des Notentextes, dessen vokale Umsetzung wären anzuraten,  danach stünde dem hoffnungsvollen Tristan-Talent nichts mehr im Wege.

Rau im Baritontimbre, mit metallisch voluminösem Potenzial versah Wieland Satter den treu umsorgenden Kurwenal. Mit sonoren, klangvollen Basstönen verlieh Konstantin Gorny den Klagen des betrogenen König Marke nachhaltige Präsenz. Schönstimmig, strahlend hell sang Daniel Kim den jungen Seemann, halbnackt der seltsamen Willkür der Matrosen (in Anzügen und Schweinskopf-Masken) ausgesetzt. Ebenso schenkte der Tenor dem Hirten seine Vokalqualitäten.

Weniger klangvoll fügten sich Daniel Böhm (Melot) sowie Ralph Jaarsma (Steuermann) ins Geschehen. Stimmgewaltig präsentierten sich die Herren vom Chor und Extrachor (Johannes Köhler) des Pfalztheaters.

GMD Uwe Sandner am Pult des Pfalztheater-Orchesters ließ viele Wünsche offen. Mit Elan steigerte sich der Dirigent in die orchestralen Ekstasen der Partitur, man hätte sich gerne mehr feinfühlige Differenzierungen gewünscht. Somit gingen manche feinen und ausdrucksstarken  Details im teils im unsauberen, nicht fehlerfreien Musizieren und überproportionierten Klangforte unter.

Leistungsrecht verteilte helle Begeisterung für alle Beteiligten.

Gerhard Hoffmann

 

 

 

Diese Seite drucken