KÄRNTEN / Bleiburg/ Werner Berg-Museum
Ausstellung „Gegen den Strom: Pasolini – Berg – Hrdlicka“
- Mai – 9. November 2025
Bericht über den Besuch am 17. Juli 2925
Das Museum wurde 1968 gegründet und präsentiert seither exklusiv das Werk des Malers Werner Berg. Über 150 seiner Ölbilder, Holzschnitte, Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen sind in der ständigen Sammlung zu sehen, ein Querschnitt seines mehr als fünf Jahrzehnte währenden Schaffens.
Werner Berg-Museum, Obergeschoß
© Dietrich-Schulz
Jährlich wechselnde Sonderausstellungen ergänzen das Werk Werner Bergs durch den Dialog mit anderen Künstlern. Die aktuelle Ausstellung „Gegen den Strom: Pasolini – Berg – Hrdlicka“ zeigt Werke von Pier Paolo Pasolini und Alfred Hrdlicka mit Bezug zu Bergs kritischer Auseinandersetzung mit dem Verschwinden bäuerlicher Kultur. Bergs Werk ist eng mit der Südostkärntner Landschaft und seinem Leben auf dem Rutarhof verknüpft.
Werner Berg, Pier Paolo Pasolini und Alfred Hrdlicka haben auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Biografien und Ausdrucksformen – doch es gibt mehrere tiefgreifende Gemeinsamkeiten insbesondere in Bezug auf Gesellschaftskritik und das Menschenbild. Alle drei Künstler übten in ihrer Arbeit scharfe Kritik an gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Strukturen:
- Werner Berg (1904–1981) malte das bäuerliche Leben in Kärnten – oft einfach, aber mit einer tiefen, manchmal düsteren existenziellen Ernsthaftigkeit. Seine Werke sind durchzogen von einer sozialen Sensibilität gegenüber der ländlichen Bevölkerung und einer stillen Kritik an der Entmenschlichung.
- Pier Paolo Pasolini (1922–1975) war ein radikaler Intellektueller, der in seinen Filmen, Gedichten und Essays scharf mit Kapitalismus, Konsumgesellschaft, Kirche und bürgerlicher Moral abrechnete. Seine Werke sind von politischem Zorn und tiefer Menschlichkeit geprägt.
- Alfred Hrdlicka (1928–2009) war ein Künstler, dessen Arbeiten Gewalt, Krieg, Faschismus und politische Unterdrückung thematisieren. Seine Denkmäler, Skulpturen und grafischen Arbeiten sind explizit gegen das Vergessen gerichtet – etwa das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus in Wien.
Alle drei Künstler thematisierten den menschlichen Körper – oft provokant und in Grenzbereichen:
- Berg zeigt in seiner Malerei einfache, oft unbeholfene Körper – entindividualisiert, fast archaisch – was eine stille, aber eindringliche Körperlichkeit transportiert.
Werner Berg: Regen
© Dietrich-Schulz
Werner Berg – Pier Paolo Pasolini
© Dietrich-Schulz
- Pasolini beschäftigte sich offen mit Homosexualität und der Verbindung von Eros und Macht, Lust und Gewalt – in Filmen wie Salò oder die 120 Tage von Sodom auf extreme Weise.
- Hrdlicka stellte den männlichen Körper oft explizit homoerotisch dar – als politisches Statement wie auch als Ausdruck persönlicher Auseinandersetzung mit Sexualität, Gewalt und Repression.
Alle drei waren in gewisser Weise Außenseiter:
- Berg zog sich in eine bäuerliche Welt zurück – bewusst gegen den Zeitgeist der Moderne.
- Pasolini war offen homosexuell, Kommunist und oft im Visier der italienischen Justiz.
- Hrdlicka eckte mit seinen Werken oft an – sie wurden als blasphemisch oder obszön empfunden.
Trotz aller Provokation, Stilisierung oder Abstraktion ist bei allen dreien der Mensch zentrales Thema.
Werner Berg-Museum:
10. Oktober Pl. 4, 9150 Bleiburg
Öffnungszeiten: Di-So: 10-18
Führungen gegen Voranmeldung in Deutsch, Slowenisch, Italienisch und Englisch, unterstützt durch mehrsprachige Audioguides via QR‑Code
Das Haus ist barrierefrei, mit Kreativwerkstatt für Kinder, Skulpturengarten und Museumsshop
Elisabeth Dietrich-Schulz (Text teilweise erstellt unterstützt von KI)