Jordanien – Die Taufstelle Jesu ist nun Weltkulturerbe, 25.07.2015
Von Ursula Wiegand
In Jordanien wird jetzt gefeiert, hat doch die UNESCO die Taufstelle Jesu am Jordan kürzlich zum Weltkulturerbe erklärt. Gemäß der Bibel machte sich Jesus auf nach Bethanien jenseits des Jordan, wo Johannes taufte. Auch er ließ sich dort von ihm – später Johannes der Täufer genannt – taufen.
Taufstelle Jesu am Jordan mit einigen Ausgrabungen. Foto: Ursula Wiegand
Für die Gläubigen war diese Stelle Jahrhunderte lang einer der wichtigsten Pilgerorte. Ausgrabungen bestätigen das. Seit 1997 haben jordanische Archäologen in dem Gebiet mehrere frühchristliche Kirchen, ein Kloster und Taufbecken aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. freigelegt. Diese Ausgrabungen zählen „zu den wichtigsten archäologischen Entdeckungen des heutigen Jordaniens“, so die UNESCO in der Begründung ihrer Entscheidung.
Mosaiklandkarte, Jerusalem (r), Totes Meer, Jordan mit Taufstelle Jesu. Foto: Ursula Wiegand
Genau genommen ließe sich die Taufstelle Jesu als der eigentliche Beginn des Christentums bezeichnen. Da sie äußerst wichtig war, ist sie auch auf der gut erhaltenen Mosaiklandkarte aus dem 6. Jahrhundert in der St. Georgskirche von Madaba vermerkt: nämlich gleich links von dem durch ein Fischerboot gekennzeichneten Toten Meer, und dort über dem fischreichen Jordan.
König Abdullah II begrüßt Papst Franziskus (Plakat). Foto: Ursula Wiegand
Vier Päpste haben sie in der jüngsten Vergangenheit besucht, als erster, schon 1964, Paul VI. Johannes Paul II kam im Jahr 2000, Benedikt XVI im Mai 2009. Ein neues Plakat zeigt, wie König Abdullah II am 24. Mai 2014 Papst Franziskus begrüßt.
Berg Nebo, der Mosesstab. Foto: Ursula Wiegand
Zu den religiösen Schätzen des Hashemitischen Königreiches Jordaniens – nach wie vor eine Insel des Friedens im aufgewühlten nahöstlichen Meer! – gehört auch der 840 m hohe Berg Nebo südlich der Hauptstadt Amman, der von den Wurzeln der drei Ein-Gott-Religionen kündet. Der nachgebildete, von einer Schlange umwundene Moses-Stab ist schon von weitem zu erkennen.
Pilgerinnen auf dem Weg zum Berg Nebo. Foto: Ursula Wiegand
Nach dem Exodus der Juden aus Ägypten und während der 40jährigen Wüstendurchwanderung soll Moses mit ihm Wasser aus den Felsen geschlagen haben. Eine Geschichte, die Christen und Juden eint. Selbst der Koran erwähnt Moses mehr als 100 mal. Daher pilgern auch einige muslimische Frauen fröhlich bergan. Von dort oben durfte Moses ins Gelobte Land blicken, hat es aber nicht mehr erreicht und soll auf dem Berg Nebo gestorben sein. Sein Grab wurde allerdings nie gefunden.
Am Fluss Jabbock, wo Jakob den Namen Israel erhielt. Foto: Ursula Wiegand
Eine andere bedeutsame Stelle ist weit weniger auffällig, und nur Guide Ra’ed Haddad kennt sie. Auf der Fahrt ins nördlich von Amman gelegene Jerash steht ein Mann mit seinem Pferd an einem kräftig rauschenden Fluss, dem Nahr ez-Zarqa. Na und? Doch an diesem Fluss, im Alten Testament Jabbok genannt, rang laut 1. Mose 32 einst Jakob, der Sohn Isaaks, die ganze Nacht mit einem Stärkeren. „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich,“ stöhnte er. Der Machtvolle (Gott ?) gab ihm seinen Segen und den Namen Israel. Jakobs 12 Söhne bildeten dann die 12 Stämme Israels.
Hadriansbogen in Jerash. Foto: Ursula Wiegand
Mehr fürs Auge als dieser Fluss bietet jedoch das eigentlich angesteuerte Ziel, die gut erhaltenen Römerrelikte in Jerash (Gerasa). Der Hadriansbogen, errichtet 130, erinnert an die Visite dieses Kaisers. Dahinter eine antike Pferderennbahn. Ein Stück weiter beginnt die frühere Stadt.
Jerash, ein antiker Säulenwald. Foto: Ursula Wiegand
Wie einst die Römer traben nun jordanische Schüler über das (ungewöhnlich) ovale Forum und den 2000-jährigen, von noch 250 Säulen gerahmten Cardo (Hauptweg), um dann die beiden Amphitheater zu stürmen.
Jerash, Jugendliche im römischen Amphitheater. Foto: Ursula Wiegand
Das Ziel ist letztendlich der Artemis-Tempel. „Dessen Säulen waren flexibel errichtet. Daher überstanden 11 von ihnen sämtliche Erdbeben,“ weiß Ra’ed. Etwas unterhalb sind die Mauern und Mosaike dreier Kirchen zu finden, war doch Jerash zu byzantinischer Zeit ein Bischofssitz.
Jerash, unversehrte Säulen des Artemis-Tempels. Foto: Ursula Wiegand
Auch Petra, die 1812 vom Archäologen Johann Burckhardt wieder entdeckte Königs- und Handelsmetropole der Nabatäer, war ein Schmelztiegel von Kulturen, Stilen und Religionen. Ehemalige Kirchen sind noch gut zu erkennen und fügen sich ins Bild dieser geheimnisvollen roten Felsenstadt, die in ihrer Blütezeit bis zu 30.000 Einwohner hatte. Im Jahr 2007 – bei einer internationalen Umfrage – wurde Petra zum Neuen Weltwunder gekürt. Bereits 1985 hatte sie die UNESCO zum Weltkulturerbe erwählt.
Petra, das Obeliskengrab, 25-75 n.Chr. Foto: Ursula Wiegand
Doch dieses Kulturwunder ist vor mehr als 2000 erbaut worden. Die Nabatäer, ein offenbar hochbegabtes Nomadenvolk, meißelten ihre Stadt aus den Sandsteinfelsen heraus. Zum Schutz gegen die alljährlichen Sturzfluten bauten sie einen Tunnel, lenkten durch ihn das Wasser in Staubecken und nutzten es zur Bewässerung der umliegenden Felder. Drinnen sind noch an mehreren Stellen die Trinkwasserleitungen zu erkennen.
Petra, auf dem Weg ins Zentrum. Foto: Ursula Wiegand
Zum Erlebnis wird schon der immer engere Weg zwischen steilen Felswänden bis ins Zentrum. Bereits auf dieser Strecke reihen sich Grabbauten, teils schlicht, teils aufwändig wie das mehrstöckige Obeliskengrab. Von oben nach unten wurden sie aus den Felsen gemeißelt, eine Technik, die keinen Fehler verzeiht. Darunter die Höhlen, in denen die Verstorbenen bestattet wurden. Aus den anfallenden Steinresten errichteten die Nabatäer ihre (nicht mehr erhaltenen) Häuser. Sie lebten zusammen mit ihren Toten und zeigten mit möglichst aufwändigen Grabfassaden den Rang und Reichtum ihrer Familien.
Petra, das 2000jährige „Schatzhaus“. Foto: Ursula Wiegand
Selbst das weltberühmte „Schatzhaus“ (Al Khazna), Petras Juwel mit seiner aus dem Felsen gemeißelten Säulenfassade, ist – anders als früher vermutet – eine Grabstätte, hat man doch vor wenigen Jahren darunter zwei Königinnengräber entdeckt.
Anschließend weitet sich das Tal, und auch dort sind die Felswände voller, teils riesiger Grabanlagen. Einige Gräber am Berghang haben Römer und Christen später weiter genutzt, eines als Gerichtsgebäude, das andere als Kirche.
Petra, ein Grabmahl, umfunktioniert zur Kirche. Foto: Ursula Wiegand
Wer noch einmal etwas Besonderes erleben will und sich fit fühlt, geht nun vorbei am römischen Theater bis zur Felswand und steigt dort 846 Stufen hinauf zu einem Hochplateau. An jeder Kurve ein Stand, der Getränke, Souvenirs und einen Esel „als Taxi“ offeriert. Nein, nein, Besonderes muss erlaufen werden.
846 Stufen führen zum Ad-Dayr. Foto: Ursula Wiegand
Ziel ist das Ad-Dayr, was Kloster bedeutet. Es ähnelt dem „Schatzhaus“ und war womöglich das Mausoleum für einen Nabatäer-König. Den Christen diente es eine Weile als Klosterkirche. Ein unvergesslicher Eindruck.
Infos: Jordan Tourism Board, c/o Lieb Management, Bavariaring 38, D-80336 München, Tel.: +49 (0)89 6890 638 18, Fax: -39 und www.visitjordan.com. Die Airline Royal Jordanian (www.rj.com/de) bietet die Direktflüge ab Frankfurt, München, Berlin, Wien und Zürich. – Erforderlich ist ein noch 6 Monate gültiger Reisepass. Keine Impfungen!
Hotels gehobenen Standards:
Intercontinental Hotel Amman www.ihg.com/intercontinental/hotels/de/de/amman/ammha/hoteldetail)
Kempinski Hotel Ishtar Dead Sea (am Toten Meer)
(www.kempinski.com/de/dead-sea/hotel-ishtar/welcome)
Mövenpick Resort Petra
(www.moevenpick-hotels.com/de/middle-east/jordan/petra/resort-petra/uebersicht)