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JONA/ Franz Curti-Festival: DIE GLETSCHERJUNGFRAU. Eine Schweizersage

03.05.2022 | Oper international

Franz Curti: Die Gletscherjungfrau • Franz Curti Festival im Kreuz-Saal, Jona SG • Vorstellung: 01.05.2022

Eine Schweizersage

Am dritten und letzten Tag des Franz Curti Festival wurde im Kreuz-Saal in Jona Curtis dramatische Kantate «Die Gletscherjungfrau» aufgeführt. Zum Auftakt der Veranstaltung wurde das Adventlied für Soli, Chor und Orchester, op. 47, in erster moderner Fassung aufgeführt.

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Foto © Jan Krobot

«Die Gletscherjungfrau» ist Curtis erstes grösseres Werk und wurde 1882 in Dresden uraufgeführt. Das Libretto nach einer frei bearbeiteten Schweizersage stammt von Margarethe Vollhardt-Wittlich, einer Freundin von Curtis Gattin, und erschien im Verlag Friedrich Kistner in Leipzig. Widmungsträger ist Curtis Lehrer Edmund Kretschmer.

Die sagenhafte Geschichte spielt in einer Schweizerlandschaft mit in der Ferne sichtbaren Gletschern bei Wulfrieds Burg, dann in einer wilden Gebirgsgegend am Fusse der «Jungfrau» und einer wilden Gebirgsgegend bei Kloster St. Moritz. Sie erzählt von der mystischen Gletscherjungfrau, mit der ein grausiger Fluch verknüpft ist: Jeder, der die bezaubernde Fee küsst, stürzt in den Abgrund und ist für immer verloren. Der kühne Graf Wulfried von Lauterbrunnen jedoch erobert die Liebe der Gletscherfee und wird von ihr verschont. Sie droht ihm allerdings, dass auch ihn der Tod ereilen werde, wenn er sich jemals in ein irdisches Wesen verlieben sollte. Die unschuldige Walburg erobert schliesslich das Herz des Unglücklichen. Darauf verkünden Mönche ihm die ewige Verdammnis. Doch auch als der Fluch schreckliche Wahrheit wird, so bleibt Wulfrieds Seele Walburg bis über den Tod hinaus in ewiger Liebe verbunden.

Les Musiciens d’Europe unter Leitung von Jean-Marie Curti und Grégoire May bringen Curtis Frühwerk klanggewaltig zu Gehör. Das Collegium Vocale Lenzburg und der Seefelder Kammerchor Zürich tragen ganz wesentlich zum positiven Gesamteindruck bei.

Die Solisten des Adventlieds op. 47 sind Olivia Peccoud (Sopran), Annouk Jobic (Mezzo) und Anne Schlick (Alt). Die gleichen Solistinnen singen in der Gletscherjungfrau die drei Stimmen und Marcos Garcia Gutiérrez singt Eine Stimme.

Philippe Jacquiard gibt mit strahlendem Tenor den Wulfried. Seraina Perrenoud ist eine faszinierende, manchmal an Turandot erinnernde Gletscherjungfrau. Catherine Bernardini verkörpert mit zartem Sopran die Unschuld der Walburg. Aurélien Pernay ergänzt das Ensemble als Ein Mönch und gibt mit Yanis Benabdallah, Thierry Rosburger und Thomas Epstein die vier Jäger.

Es bleibt Familie Curti für Ihr Engagement zu danken und zu hoffen, dem Schaffen Franz Curtis bald wieder zu begegnen.

13.05.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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