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Film: JOHNNY ENGLISH – MAN LEBT NUR DREIMAL

15.10.2018 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 18. Oktober 2018
JOHNNY ENGLISH – MAN LEBT NUR DREIMAL
Johnny English strikes again / GB / 2018
Regie: David Kerr
Mit: Rowan Atkinson, Emma Thompson, Olga Kurylenko u.a.

Vorausgeschickt: Man muss „Mr. Bean“ Rowan Atkinson mit seinem typisch britischen Blödelhumor mögen, sonst sollte man diesem Film nicht in die Nähe kommen. Wenn man aber bereit ist, noch einmal über „Johnny English“ ehrlich zu lachen – ja, dann kann man sich nach zwei vorangegangenen Agenten-Parodien auch diese noch antun.

Als Liebhaber edler Schauspielkunst muss man das sogar. Nicht nur wegen Atkinson, der für das, was er macht – großäugige Unschuld, hinreißende Beinarbeit beim Tapsen in jedes Fettnöpfchen – eine unwiderstehliche Masche gefunden hat. Sondern vor allem, weil Emma Thompson mit dabei ist, und offenbar ihren Auftritt in einer Blödelkomödie nicht nur als Geldbeschaffung betrachtet, die man nebenbei abtun kann. War sie kürzlich in einem sehr dichten Film eine hohe Richterin, so ist sie nun die Frau Premierminister persönlich (und hat sich Thatcher und Theresa May als wohlfrisierte Maßkostüme-Trägerin zum Vorbild genommen). Und sie spielt die Politikerin zwischen genervt und noch mehr genervt, ihren Mitarbeitern gegenüber zu Ausbrüchen neigend und verlogen im Umgang mit ausländischen Gästen, einfach unwiderstehlich.

Vergeßt MI 5 und MI 6, man befindet sich in der Welt von MI 7, und als der Geheimdienst dieser „Madam“ Premierminister mitteilt, dass man „gehackt“ worden ist (wie zeitgemäß), ist sie nicht amused. Im Moment sind auf diese Art alle ihre hauseigenen Spione aufgeflogen, also wer bleibt übrig? Dass nun ausgerechnet Johnny English (internet-unbeleckt, wer kein Smartphone hat, kann nicht gehackt werden) als Problemlöser herangezogen werden muss, führt natürlich zu den tollsten Turbulenzen – ob er sich mit einer „Spionin-Kollegin“ (die schöne Olga Kurylenko als die Russin Olga – hat es sie nicht schon in „echten“ Spionagekrimis gegeben?), ob er sich in einer Ritterrüstung wieder findet, ob er sich von seiner Premierministerin herunterputzen lassen muss: „Wissen Sie, wie schwer es ist, ich zu sein? Und das Universum schickt mir auch noch Sie?“ Der Tobsuchtsanfall hat es in sich.

Der Bösewicht heißt – man schlittert da echt auf Bond-Parodie-Pfaden – „Jason Volta“ (Jake Lacy), ist ein Billiardär aus Silicon Valley und will Großbritannien aus den Angeln heben. Da ist Johnny English vor, nicht mit einer Handlung, die man erzählen könnte, dazu ist sie zu albern. Aber Regisseur David Kerr inszeniert die Folge von Slapstick-Komik-Szenen gewissermaßen liebevoll, zitiert ununterbrochen Versatzstücke klassischer Spionagefilme und würzt das Ganze nachhaltig mit Atkinsons törichtem Gesichtsausdruck. Und, nicht zuletzt: Großbritannien und damit die Welt werden gerettet. Natürlich!

Sieht man denjenigen mit Verachtung an, der darüber aus voller Kehle lachen kann?

Renate Wagner

 

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