BUCH: Jean-Marie Curti / Gisela Dahl: FRANZ CURTI
Erinnerung an einen vergessenen Schweizer Komponisten
Im Mai 2005 erschien anlässlich des ersten Franz Curti Festival in Genf ein viersprachiges Buch, Biographie, Werkverzeichnis und Abdruck des Neujahrsblatt 1909 der Allgemeinen Musikgesellschaft Zürich, über den Schweizer Komponisten Franz Curti. Anlässlich des zweiten Franz Curti Festival vom 29. April bis 1. Mai 2022 in Rapperswil ist das Buch der Edition Opéra-Studio Genève wieder erhältlich.
Der junge Jean Baptiste Joseph Franz Henri Curti, geboren am 16. November 1854 in Kassel, kam bereits früh mit der Opernbühne in Kontakt: sein Vater Anton Curti war als Sänger zu dieser Zeit am Hoftheater zu Kassel im Kontrakt. In Kassel verbrachte Franz mit seinem Bruder Xaver (1844-1926) und seiner Schwester Sophie (1847-1863) die ersten Jahre seiner Kindheit. Curtis Mutter war Marie Clementine Grabner, Tochter des Dresdner Instrumentenbauers Johann Gotthelf Grabner.
1864 kam Franz Curti zu seinem Onkel, Sanitätsrat Dr. Alexander Curti nach Rapperswil in einen musikalischen Haushalt: der Onkel war Präsident der Cäciliengesellschaft und spielte im Orchester des sonntäglichen Hochamts die erste Geige. Die Ausbildung des jungen Franz wurde mit dem Besuch des Gymnasiums in Fribourg fortgesetzt. Curti fühlte sich dort aber nicht wohl und genoss es umso mehr, wenn er in den Ferien in Rapperswil seine Onkel begleiten und mit ihm auftreten konnte. Als 1871 bei der nach Fribourg geflohenen Bourbaki-Armee der Typhus ausbrach, floh Franz zu seinen Eltern nach Dresden und kam mit diesen ein Jahr später, als sein Onkel Alexander gestorben war und er von diesem 40’000 Franken geerbt hatte, zurück nach Rapperswil. Seine Schulzeit schloss Franz Curti am Gymnasium in St.Gallen ab.
Vor Beginn des Studiums der Zahnmedizin absolvierte Curti wegen eines Lungenleidens einen Erholungsaufenthalt in San Remo, wo er Italienisch lernte und von wo aus er Städte wie Lyon, Nizza, Marseille, Genua, Florenz und Venedig besuchte. Sein Interesse galt immer mehr der italienischen Oper. In Berlin und Genf studierte Curti Zahnmedizin und eröffnete dann in Dresden ein rasch gut gehende Zahnarztpraxis. Recht spontan begann er, nach der Vertonung eines im Kegel-Verein des Vater entstandenen Gedichts das Komponieren wieder aufzunehmen. Auch Curtis Karriere als Komponist war von raschem Erfolg geprägt. 1882 wurde in Dresden seine Kantate «Die Gletscherjungfrau» uraufgeführt und 1889 am Stadttheater Zürich seine Oper «Reinhard von der Ufenau». 1896 wurde seine Oper «Lili-Tse», eine «Butterfly vor der Zeit» uraufgeführt. Fünf Tage vor der Uraufführung des «Rösli vom Säntis» am Stadttheater Zürich war Curti in Dresden gestorben
Jean-Marie Curti und Gisela Dahl geben ein kurzen, gleichermassen informativen wie flüssig geschriebenen Überblick über die Biographie und Familiengeschichte von Franz Curti und sein Schaffen, das heute weitgehend vergessen ist.
12.05.2022, Jan Krobot/Zürich