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Irina LUNGU – eine Diva des Belcanto

25.02.2019 | Sänger

IRINA LUNGU im Gespräch nach einer Vorstellung von IDOMENEO an der Wiener Staatsoper (Februar 2019)

Das Gespräch führte Elena Habermann


Irina Lungu an der Wiener Staatsoper als „Elettra“/ Idomeneo. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Die Elettra ist für Irina Lungu ein ganz besondere Rolle. Sie liebt es, Frauen zu gestalten, die mit einem besonderen Schicksal kämpfen,  so wie Elettra nach ihrer gemeinsamen Rache mit Bruder Orest an der Mutter Klytämnestra und dem verhassten Buhlen Ägist. Auch sie wird von Eurynnien getrieben wie Orest in der Iphigenie in Tauris.  Und doch will und begehrt sie den schönen Idamante. Das sind große Herausforderungen an eine Künstlerin, nicht nur für die Stimme, sondern natürlich an die szenische Gestaltung. Für diese Auffrischung der Idomeneo-Produktion gab es zwei Orchesterproben, zumal das Werk mehr als vier Jahre nicht gespielt wurde. Natürlich kommt dazu, dass Irina Lungu sehr an der griechischen Tragödie und dieser Mythenwelt interessiert ist, weil es so viele interessante Frauenschicksale und auch geheimnisvolle Frauen darin gibt. Zusätzlich hat Mozart gerade für die Elettra einen ganz besonderen Stil für die Interpretation entwickelt. Beindruckt war Irina Lungu von der angenehmen Atmosphäre während der Probenzeit: energiegeladen, kollegial und voll positivem Charisma. Man kann man sich also eine Wiederbegegnung mit Irina Lungu in dieser Rolle wünschen.       

Irina Lungu liebt es ganz besonders, viel Mozart singen zu dürfen und freut sich auf weitere Aufgaben wie Donna Anna (auch eine Rolle, die sie sehr liebt) und die sie bald auch in Wien präsentiert. Bei dem Gastspiel der Wiener Staatsoper mit „Don Giovanni“ in Düsseldorf ist sie jedenfalls mit dabei. Rollen wie Donna Anna sind Frauengestalten, die ihr besonders Freude machen. Die haben Charakter und Biss, also keine larmoyanten Trauerweiden. Genauso sieht sie die „Rosina,  Contessa d `Almaviva“ in der „Nozze di Figaro“, die sie gerne endlich einmal kreieren will. Eigentlich ein Herzenswunsch!

Sie fühlt sich als Diva des Belcanto und gab in den letzten zwei Jahren viele Rollendebüts, wie etwa als Giulietta in „Capuleti e Montecchi“ oder Elvira in „Puritani“.  Natürlich freut sie sich auch auf die Lucia, die sie immer gerne singt, sowie auch auf die Anna Bolena. Als heitere Rolle kommt die Corinna aus der Viaggio a Reims in Sydney hinzu, weiters noch die Gilda. Die Violetta ist eine Partie, die sie auch den gesamten künstlerischen Weg begleitet. In London ist demnächst die Marguerite in Faust angesagt.

Eine große Sache war für sie die Manon, ein großes Debüt in Bilbao. Diese Rolle ist nicht nur eine musikalische, sondern auch eine mental große Herausforderung, weil diese Frau hat fünf Gesichter!

Derzeit ist als einzige Verdi-Rolle nur die Desdemona im Kopf.

Ein großer Wunsch wäre einmal die Marie aus „Fille“, die Sopranrollen in „Gazza ladra“ und „La scala di seta“.

Um ihre Stimme immer so gut in Schwung zu halten, geht sie immer noch gerne zu ihrer italienischen Professorin Bianca Maria Casoni, zu ihrer Zeit ein großer Belcantomezzo. Ebenso fährt sie auch immer wieder nach Russland zu ihrem großen alten Lehrer. Diese beiden Professoren vermitteln die „gute alte“ Schule, die eine Stimme wirklich pflegen kann.

Im Juni kommt sie als Norina wieder an die Wiener Staatsoper. Das scheint als komische Oper zwar ein ganz anderes Fach zu sein, aber auch die Norina ist eine sehr starke Frau. Am Ende gewinnt sie und ist alles andere als ein Hascherl…

Freuen wir uns auf Juni!“

Elena Habermann

 

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