4.7.2025- Interview mit Jonas Kaufmann im Festspielhaus Erl- Tiroler Festspiele Erl Sommer 2025. „Das Wichtigste ist mir, dass das Publikum zufrieden ist!!!“ (Jonas Kaufmann)
Jonas Kaufmann. Foto: Xiomara Bender
Zu Beginn der diesjährigen Tiroler Sommerfestspiele Erl hatte ich die große Ehre und Freude mit Star-Tenor Jonas Kaufmann, dem neuen Intendanten der Tiroler Festspiele Erl, in der Presselounge des Erler Festspielhauses, unmittelbar vor der Premiere und Österreichischen Erstaufführung der zeitgenössischen Oper „Picture a Day Like This“ von George Benjamin und Martin Crimp, ein Interview führen zu können. Der überaus sympathische Weltstar aus München fühlt sich in Erl sichtlich wohl und zu Hause. Bei einem gemütlichen Kaffee konnten wir ein, für mich sehr beeindruckendes und faszinierendes, Gespräch führen.
1) Wie fühlt sich für Sie der Spagat zwischen Star-Tenor und Intendant der Tiroler Festspiele Erl an?
Ich sehe die Erfüllung beider Aufgaben nicht als Spagat, sondern als Erweiterung meines Tätigkeitsbereiches. Da ich den Musik- bzw. den Opernbetrieb sehr gut kenne empfinde ich meine neue Funktion als Intendant der Tiroler Festspiele Erl als Bereicherung in die ich durch meine reichhaltige Erfahrung sehr viel einbringen kann. Der Beruf des Sängers und des Intendanten ergänzen sich in meinem Fall.
2) Was hat Sie dazu bewogen die Tiroler Festspiele Erl zu übernehmen und ist Ihnen die Entscheidung schwer gefallen diese Herausforderung anzunehmen und sich Ihr zu stellen?
Es ist für mich eine große Ehre und Freude der Intendant der Tiroler Festspiele Erl zu sein! Ich musste dahingehend genau überlegen, da es für mich eine Frage des Zeitmanagements ist. Ich arbeite noch voll in meinem Beruf als Sänger und kann in meiner Funktion als Intendant nicht omnipräsent sein. Deshalb brauche ich ein sehr gutes Team auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann. Das habe ich u.a. mit Chefdirigent Asher Fisch und Artistic Advisor Ilias Tzempetonidis als meine Vertrauenspersonen zur Verfügung. Es ist mir wichtig festzustellen, dass ich den Beruf des Intendanten nicht nur repräsentiere, wie es anfangs die allgemeine Meinung war, sondern dass ich diese Aufgabe sehr ernst nehme und als Intendant etwas bewirken und auch verändern möchte. Es ist mir wichtig die Tiroler Festspiele zu stärken, da sie in der Vergangenheit vieles mitmachen mußten, das ohnehin durch die Medien gegangen ist und dadurch wurden die Festspiele geschwächt. Durch meine Präsenz und mein Engagement möchte ich vor allem die Qualität wie einen roten Faden durch die Festspiele ziehen, erhalten und weiterentwickeln. Solange uns Festspielpräsident und Mäzen Dr. Hans Peter Haselsteiner die finanziellen Möglichkeiten zur Verfügung stellt, möchte ich Inszenierungen mit Herz und Verstand verwirklichen, Belcanto-Opern mit jungen, hochbegabten Sängern in Kombination mit großen Stars aufführen, was sich schon sehr bewährt hat und ein durchgehendes hohes Niveau gewährleisten.
Hans Peter Haselsteiner, Jonas Kaufmann, Asher Fisch, Ilias Tzempetonidis. Foto: Scheffold Media
3) Wird in den Jahren Ihrer Intendanz der Fokus auf Wagneropern bzw. Konzerten weiter intensiviert?
Die Tiroler Festspiele Erl sind ein sehr breitgefächertes Festival, die für jeden musikalischen Geschmack ausreichend anzubieten haben und auch für Publikum jeden Alters. Die Werke von Richard Wagner als auch seiner Zeitgenossen bzw. von Komponisten, die von ihm beeinflusst waren oder von ihm gelernt haben, werden selbstverständlich immer ein Schwerpunkt in Erl bleiben. Zum Beispiel im Sommer 2026 werden wir am 11.7.26, 17.7.26 und 26.7.26 die Oper „Der Fliegende Holländer“ von Richard Wagner unter der musikalischen Leitung von Chefdirigent Asher Fisch und der Regie von Josef E. Köpplinger im Passionsspielhaus aufführen.
4) Da Sie ja noch intensiv in Ihrem Beruf als Sänger tätig sind, macht es für Sie energetisch einen Unterschied, seitdem Sie die Funktion des Intendanten ausüben?
Es macht für mich energetisch keinen Unterschied, da ich meine Arbeit sehr gerne mache. Eigentlich sehe ich die Funktion des Intendanten nicht als Arbeit, sondern es macht mir Spaß zu meiner Wirkungsstätte in Erl zu kommen und meine Aufgaben als Intendant zu erfüllen, das gibt mir Energie!
5) Sie haben als Sänger alles erreicht. Sind noch Wünsche offen?
Nein, ich habe alles erreicht, was ich wollte!
6) Was würden Sie Sängern, die in diesem Beruf noch am Anfang stehen, aus Ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz, in erster Linie raten, um im Opernbetrieb zu reússieren?
Die meisten Sänger:innen haben Vorbilder und versuchen, diesen Vorbildern nicht nur nachzueifern, sondern sie gerade zu auch klanglich zu imitieren. Das führt dazu, dass Stimmbänder letztlich im Dauerstress sind, weil sie „nicht sie selbst sein können“, sondern immer einen anderen Klang durch Manipulation erzeugen. Das Wichtigste ist, seinen ureigensten, persönlichen Klang zu finden. Diesen Klang muss man finden und auch akzeptieren, dann können Stimmbänder wesentlich leistungsfähiger sein, da sie nicht zusätzlich gestresst werden. Nur dann ist der Kopf frei, um sich auf Szene, musikalische Interpretation und Genauigkeit zu konzentrieren. Dann ist die Karriere besiegelt, dann läufts.
7) Welche Visionen haben Sie noch für Ihre Intendanz der Tiroler Festspiele Erl?
Ich sehe die Tiroler Festspiele Erl als einen großartigen, schönen Zug, den ich aufgleisen und in Fahrt bringen möchte. Das aller Wichtigste ist mir, dass das Publikum zufrieden ist!!!
Da kam der Pressereferent der Tiroler Festspiele Erl, Mag. Martin Riegler, in die Presselounge und zeigte uns, dass die Gesprächszeit vorüber ist, da die Premiere im Festspielhaus gleich beginnen wird. Auf Jonas Kaufmann warteten nun wieder seine Aufgaben als Intendant.
Jonas Kaufmann. Foto: Xiomara Bender
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch und wünsche Ihnen für Ihre nächsten Aufgaben sowohl als Sänger als auch als Intendant das Allerbeste!!!
Marisa Altmann-Althausen