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INNSBRUCK: TURANDOT

07.02.2016 | Oper

LANDESTHEATER INNSBRUCK: TURANDOT am 6.2.2015

 Puccinis letztes unvollendetes Meisterwerk soll szenisch zwar nicht aussehen wie ein drittklassiges billiges Chinalokal, aber wie ein Hinterhoftheater in den Slums auch nicht.

Für das wenig ansprechende Bühnenbild und die wirklich unkleidsamen Kostüme zeichnet Agnes Asun, eine junge Kostüm- und Bühenbildnerin aus Wien. Die Regie kommt von Rene Zisterer, ein gebürtiger Tiroler, der seinen Weg über Deutschland wieder nach Tirol fand.

Am Pult stand Alexander Rumpf. Zu Puccini sowie zur veristischen Oper hat er hörbar wenig Bezug. Die Feinheiten der Partitur blieben größtenteils komplett auf der Strecke. Als Calaf brillierte Vincent Schirrmacher, obwohl auch er einige Unstimmigkeiten mit dem „Pult“ hatte. Er musste doch einiges anders im Tempo nehmen als vom Komponisten vorgesehen, da geht viel an Puccinis Feinheiten verloren. So war das „Non piangere Liu“ etwas sehr verdehnt. Schirrmacher hat damit zwar kein technisches Problem, aber viel Ausdruck geht verloren. „Nessun dorma“ allerdings war dann wirklich großartig und am Ende wurde der Künstler mit vielen Bravi und Applaus bedankt. In der Titelrolle ist Jennifer Maines eine Turandot von der hochdramatischen Sorte. Alles sicher und messerscharf. Ihre Maske war mehr Ahnfrau als chinesische Märchenprinzessin.

Susanne Langbein als Liu singt alles perfekt. Musikalisch und technisch eine Könnerin, nur alles zusammen sehr seelenlos. Vielleicht geht nach ihrem Tod die Seele mit Turandot an der Hand andere Wege. Eine schöne Überraschung war für mich die Stimme von Michael Hauenstein als Timur. Eine sehr schöne gepflegte Bassstimme mit schwarzer Tiefe. Sehr erfreulich die drei Minister Ping, Pang und Pong. Der Bariton von Florian Götz ist sehr lyrisch und wunderbar geführt. Seine tenoralen Kollegen Florian Stern und Joshua Lindsay sind Stimmen für das Buffo – und Charakterfach, also sehr gut geeignet. Darstellerisch waren sie auch in ihrer großen Szene ganz ausgezeichnet. Dass Puccini schwierig zu singen ist, zeigte Il – Young Yoon als Mandarin. Tomasz Wolski war ein stark hörbarer Prinz von Persien. Altoum war Dale Albright, immer in einem Extrazimmer aufbewahrt.

Der Chor, Extrachor und Kinderchor gaben, sehr ordentlich einstudiert von Michel Roberge, ihr Bestes.

Dass Turandot ein uraltes Märchen persischen Ursprungs ist, das über viele Wege wie Seidenstraße und andere Händler in China landete, kann man in dieser Inszenierung nicht einmal mit viel Phantasie ahnen. Der Kleidung des ‚Volkes wirkt wie in einer fortgeschrittenen Bühnenprobe.

Elena Habermann

             

 

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