Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

INNSBRUCK/ Tiroler Landestheater: SAMSON ET DALILA – beeindruckend

20.01.2020 | Oper

Innsbruck: „SAMSON ET DALILA“ – 19.1.2020 – beeindruckend!

 Am Tiroler Landestheater in Innsbruck wird Camille Saint-Saëns’ Oper in drei Akten „Samson et Dalila“ (UA: Weimar 1877) konzertant dargeboten – mit gutem Grund, da das Werk ja zunächst als Oratorium geplant war. Die Musik ist derart grandios und bildhaft, dass es der Inszenierung nicht unbedingt bedarf, besonders dann, wenn hervorragende Kräfte am Werk sind („Der neue Merker“ berichtete von der fulminanten Innsbrucker Premiere am 21.12.2019). Der aus St. Petersburg stammende Tenor Viktor Antipenko verkörpert die Titelrolle des Samson mit strahlender, bruchloser, in den Höhen triumphaler Stimme und mit überzeugender Präsenz. Das Spektrum seiner Rolle umfasst zunächst den religiösen, von Gott auserwählten Fanatiker und gnadenlosen Gegner aller Philister, dann den vor Liebe glühenden Verehrer Dalilas und schließlich den leidenden, ob seiner Blindheit verzweifelten Rächer, der den triumphierenden Feind im letzten Augenblick noch zerschmettert. Herausragend ist Antipenkos Aussprache des französischen Textes. Als ihm ebenbürtig erweist sich die in Sofia geborene Mezzosopranistin Nadia Krasteva in der Rolle der Dalila. Mit ihrer dunkel timbrierten, in allen Lagen souveränen Stimme ist sie die perfekte Verkörperung jener Art von Sinnlichkeit, die Dalila kennzeichnet. Auch sie gestaltet die unterschiedlichen Facetten ihrer Partie mit größter Eindringlichkeit und Leidenschaft: fast lyrisch, wenn sie von Frühling und Liebe singt, bedrängend und eifernd, wenn sie Samson das Geheimnis seiner Kraft entlockt, und unversöhnlich hassend im Moment des (zu frühen) Triumphes. Perfekt aufeinander abgestimmt in den durchwegs herausfordernden Duetten geben Krasteva und Antipenko ein perfektes Paar ab, aber auch die anderen Mitwirkenden können an ihre stimmliche und gestalterische Klasse anschließen: der Bariton Ivan Krutikov als kerniger, sehr deutlich artikulierender Oberpriester des heidnischen Gottes Dagon, der Bassist Johannes Maria Wimmer als „Alter Hebräer“ mit vergeblich warnender, auch in der Tiefe schöner Stimme und der heldenhafte isländische Bassist Unnstein Árnason als Abimelech, der leider schon im ersten Akt von Samson niedergemetzelt wird. Esewu Nobela, Junghwan Lee und Julien Horbatuk als Kriegsbote und zwei Philister ergänzen, dabei aus dem stimmlich kräftigen, stets pointiert auftretenden Chor und Extrachor des Tiroler Landestheaters hervortretend, das Ensemble mit sorgfältiger Präzision. Das sichere Fundament dieser spannenden Vorstellung legte das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der Leitung seines Impulse spendenden, hochkonzentriert und exakt agierenden Chefdirigenten Kerem Hasan. Eindrucksvoll in allen Registern und mit transparentem Gesamtklang wartete das Orchester auch mit höchst ansprechenden solistischen Leistungen auf.

Thomas Nußbaumer

 

Diese Seite drucken