Innsbruck / Tiroler Landestheater
„FRAU LUNA“ 22.6. 2024 (Pr.15.6.) – höchst amüsante Fahrt zum Mond
Susanne Langbein in der Titelrolle. Copyright: Birgit Gufler
Mit einer begeisternden Produktion von Paul Linckes Berliner Meisteroperette schloss das TLT den Premierenreigen der Saison 23/24 würdig ab.
Dem gastierenden Regieteam, bestehend aus Otto Pichler (Regie), Jan Freese (Bühne) und Falk Bauer (Kostüme), gelang es, die etwas angestaubte Handlung (UA 1899) mit Witz, Tempo und einer prachtvollen Ausstattung gehörig aufzupeppen und für viel Heiterkeit im Publikum zu sorgen. Die Darsteller setzten die regielichen Vorgaben mit viel guter Laune um und waren auch typmäßig trefflich besetzt.
Jennifer Maines (Frau Pusebach) und Tom Erik Lie (Theophil). Copyright: Birgit Gufler
In der Titelrolle brillierte Susanne Langbein mit becircendem Gesang und blendender Optik in prächtiger Ausstaffierung. Jennifer Maines wertete die Rolle der Frau Pusebach enorm auf. Köstlich ihr Auftritt mit den Walküren-Rufen sowie den Umgarnungsversuchen ihres Theophils mit den Anklängen von Salomes Schleiertanz. Mit dem nachdenklich vorgetragenen Lied „Es war einmal“ berührte sie sehr und gewann die Herzen der Zuseher. Mit Camilla Lehmeier (Stella) und Anastasia Lerman (Marie Pusebach) waren zwei hochkarätige Sängerinnen angesetzt und verwöhnten Aug‘ und Ohr‘. In der Minirolle des Mars war Abongile Fumba zu hören. Für den erkrankten Florian Stern sprang kurzfristigst Jakob Nistler (ab November 24/25 Ensemblemitglied des TLT) ein und fügte sich als Fritz Steppke tadellos in die für ihn fremde Inszenierung ein. Andrea de Maio stattete den galaktischen Prinzen „Elvis“ Sternschnuppe mit viel optischem Sexappeal aus, enttäuschte aber mit klanglich anonymen Jünglingstenor (oder doch eher ein sehr leichter Bariton – schwer einzuschätzen, diese Stimme). Äußerst spiel- und sangesfreudig agierten Julien Horbatuk und Michael Gann als Steppkes Kumpane Lämmermeier und Pannecke. Den Vogel in der Herrenriege schossen allerdings Tom Erik Lie (Theophil) und Jens Krause (Mondgroom) ab – Lie aufgrund seiner charismatischen Bühnenpräsenz und seinem pointierten Gesang, Krause vor allem wegen seiner nie ins Klamaukige abgleitenden Charakterstudie.
Der von Michel Roberge bestens einstudierte Chor des TLT bewährte sich auch als talentierter Aufputz für das Tanzensemble des Hauses (choreographische Assistenz Jacqueline Lopez). Hansjörg Sofka und das beschwingt aufspielende Tiroler Symphonieorchester Innsbruck sorgten für eine stimmige Wiedergabe der von eingängigen Melodien strotzenden Partitur.
Verdient großer Beifall und ehrlicher Jubel für einen Abend, der das Publikum bei bester Laune und die eine oder andere Musiknummer vor sich her summend in den Abend entließ. Die Produktion, geeignet für alle Altersschichten, ist bis zum 31.12.24 auf dem Spielplan. NICHT VERSÄUMEN!
PS: Bitte an die Intendanz: von und mit diesem Regieteam möchte man noch Etliches zu sehen bekommen – wie wäre es einmal mit einem längst überfälligen Offenbach?!
Dietmar Plattner