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INNSBRUCK/ Tiroler Landestheater: DER STEIN DER WEISEN von Mozart und vier weiteren Komponisten

Opernausgrabung der besonderen Art

23.06.2018 | Oper


Vor dem Gemälde ihres Vaters erzählte Timna Brauer die Handlung der Oper. Das Sängerensemble wartet vor dem Orchester auf seinen Einsatz (Copyright: Rupert Larl)

Opernausgrabung der besonderen Art:

„Der Stein der Weisen“ von Mozart und vier weiteren Komponisten in Innsbruck (Vorstellung: 22. 6.2018)

Zu einer Opernausgrabung der ganz besonderen Art kam es kürzlich am Tiroler Landestheater in Innsbruck: „Der Stein der Weisen oder Die Zauberinsel“. Das Werk, dessen Libretto Emanuel Schikaneder verfasste und das er als Leiter des Theaters an der Wien – es hieß damals Theater auf der Wieden – in Auftrag gab, wurde im September 1790 uraufgeführt. Die Musik komponierten neben Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) und Emanuel Schikaneder (1751 – 1812) noch Johann Baptist Henneberg (1768 – 1822), Benedikt Schack (1758 – 1826) und Franz Xaver Gerl (1764 – 1827).

Erzählt wird in dieser Oper, deren Notenmaterial erst in den 1990er-Jahren wiederentdeckt wurde, die turbulente und humorvoll-phantastische Geschichte von zwei Liebespaaren, die zwischen die Fronten der verfeindeten Götter Astromonte und Eutifronte geraten. Nach abenteuerlichen Ereignissen kommt es schließlich zu einem Happyend, nachdem ein Adler mit dem Stein der Weisen herbeifliegt, mit dessen Zauberkraft es zur allgemeinen  Versöhnung kommt und alle dem gütigen Schutzgott Astromonte danken.

Schon während der Ouvertüre des etwa zweistündigen Werks – blendend wiedergegeben vom Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der Leitung von Seokwon Hong – wird man  an Opern von Mozart erinnert, und das wiederholt sich noch einige Male. Es ist erstaunlich, wie einheitlich die Musik dieser Oper klingt. Dazu ein Zitat von Timna Brauer, der Tochter des Malers Arik Brauer, die als Erzählerin dem Publikum den Inhalt des Werks während der Aufführung erläuterte: „Was mich an diesem Werk fasziniert, ist das kollektive Unternehmen: hochbegabte, individuell ganz verschiedene Künstler schreiben gemeinsam eine Oper, die doch wie aus einem Guss erklingt. Wäre das heute noch möglich?“


Szene aus der halbszenischen Aufführung der Oper „Der Stein der Weisen“ (Copyright: Rupert Larl)

 Die Oper wurde in einer halbszenischen Aufführung dargebracht, in der das Sängerensemble auswendig sang und alle Szenen auf der Bühne mit ansprechender Mimik und Gestik spielte (szenische Einrichtung: Angelika Wolff). Für die Ausstattung zeichnete Michael D. Zimmermann verantwortlich, der auf der Bühne zwischen Chor und Orchester auf einer großen Leinwand farbenprächtige Gemälde des berühmten Malers Arik Brauer, eines Hauptvertreters der weltweit bekannten „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“, zeigte. Diese Illustration des Geschehens kann man auch als „Hommage an Arik Brauer“ werten. Im Programmheft wird darauf hingewiesen, dass die meisten dieser Bilder für eine Inszenierung von Mozarts Zauberflöte im Jahr 1977 an der Pariser Oper entstanden, für die Arik Brauer die Ausstattung besorgte.

Eine exzellente Leistung bot das ausgewogene Sängerensemble des Tiroler Landestheaters. Den Schutzgott Astromonte gab der australisch-irische Tenor Garrie Davislim mit lyrischer Stimme und imposanter „göttlicher“ Ausstrahlung. Mit volltönender Stimme und starker Bühnenpräsenz sang der Salzburger Bassist Johannes Maria Wimmer seinen rachsüchtigen  Bruder Eutifronte.

Das Liebespaar Nadir – Nadine wurden vom österreichischen Tenor Daniel Johannsen und der jungen südkoreanischen Sopranistin Jihyun Cecilia Lee eindrucksvoll dargestellt. Beide glänzten nicht nur stimmlich, sondern auch schauspielerisch durch aussagestarke Mimik und Gestik. Sadik, Nadines Vater und Ziehvater von Nadir, wurde vom Tenor Florian Stern ebenso eindrucksvoll gegeben.

Das zweite Liebespaar, der Förster Lubano und seine frisch angetraute Ehefrau Lubanara,  wurden vom bulgarischen Bariton Alec Avedissian und der slowenischen Sopranistin Andreja Zidaric dargestellt. Sie begeisterten vor allem beim „Miau, miau“-Duett, das die beiden auf köstlich humorvolle Art wiedergaben.  Die kleinere Rolle des Genius sang die Koloratursopranistin Sophia Theodorides, die auch bereits an der Wiener Volksoper gastierte. Stimmkräftig agierte wie immer der Chor des Tiroler Landestheaters (Einstudierung: Michel Roberge).

Das von den Leistungen begeisterte Publikum dankte am Schluss allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall, unter den sich verdientermaßen auch einige „Bravi“-Rufe mengten. 

Udo Pacolt

 

 

 

 

   

 

  

 

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