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INNSBRUCK/ Tiroler Landestheater: ADRIANA LECOUVREUR . Große Oper in Innsbruck

19.04.2015 | Oper

Große Oper in Innsbruck: „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea (Vorstellung: 19. 4. 2015)

Unbenannt
Susan Maclean als Fürstin von Bouillon mit Paulo Ferreira als Graf von Sachsen (Foto: Rupert Larl)

 Am Tiroler Landestheater in Innsbruck ist wieder eine sehens- und besonders hörenswerte Opernproduktion zu erleben: „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea. Die nach dem gleichnamigen Schauspiel von Eugène Scribe und Ernest Legouvé geschriebene Oper wurde 1902 in Mailand uraufgeführt.

 Ein mysteriöser Todesfall erschüttert Paris im Jahr 1730. Im Alter von nur 38 Jahren stirbt eine der berühmtesten Schauspielerinnen Frankreichs: Adrienne Lecouvreur.  Gerüchte kommen in Umlauf – wurde die attraktive Frau nach einer Affäre mit Graf Moritz von Sachsen von einer Rivalin vergiftet? Diese wahre Geschichte wurde zum Thema des Schauspiels und der Oper, wobei die letzten Tage im Leben der Schauspielerin erzählt werden.

 Die Handlung der Oper, deren Libretto Arturo Colautti verfasste, in Kurzfassung: Anlässlich eines Theaterbesuchs ihres Liebhabers Moritz von Sachsen schenkt sie ihm einen kleinen Strauß Veilchen, der aber in die Hände der Fürstin von Bouillon gelangt. Ihr wird schnell klar,  warum ihr einstiger Geliebter Moritz sie so abweisend behandelt: Sein Herz gehört einer anderen. Bald darauf begegnet die Fürstin ihrer Rivalin – es kommt zu erbitterten Wortgefechten zwischen den Frauen. Im Namen von Moritz lässt die Fürstin Adriana die inzwischen verwelkten Veilchen zukommen. In Gedanken an den Geliebten atmet Adriana den Duft der Blumen ein, nicht ahnend, dass sie von der Fürstin mit einem tödlichen Gift versehen wurden.

 Die Inszenierung von Bruno Klimek spielte sich auf einer leeren Bühne ab, für deren Gestaltung der Regisseur ebenfalls verantwortlich zeichnete. In der Mitte war ein etwa dreißig Zentimeter hohes Podest angebracht, auf dem beziehungsweise um das sich die einzelnen Szenen abspielten. Von einer Personenführung war nichts zu merken. Auch wurde oft an der Rampe in Richtung Dirigent oder Publikum gesungen, was bei Liebesszenen auch nicht eben glücklich wirkte. Die Kostüme – von Michael E. Zimmermann entworfen – entsprachen  etwa der Zeit der Entstehung der Oper.

 Exzellent war die musikalische Qualität der Aufführung. Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der umsichtigen und sängerfreundlichen Leitung von Francesco Angelico brachte die Partitur des Komponisten, die eine Vielfalt atmosphärischer Klänge – von zarten bis leidenschaftlichen Tönen – aufweist, wunderbar zur Geltung. Ebenso erstklassig waren die stimmlichen Leistungen des ausgewogenen Sängerensembles.

 In der Titelrolle war die junge russische Sopranistin Karina Flores stimmlich wie darstellerisch hervorragend. In der großen Eifersuchtsszene konnte sie ihren dramatischen Sopran wie auch ihre schauspielerischen Qualitäten zur Geltung bringen. Berührend ihre Sterbeszene nach dem Einatmen des Duftes der vergifteten Veilchen, die sie auf dem Boden sitzend zu absolvieren hatte. Ihre große Rivalin, die Fürstin von Bouillon, wurde von der amerikanischen Mezzosopranistin Susan Maclean sehr damenhaft dargestellt, wobei sie ihre Eifersucht mimisch gut auszudrücken verstand. Rührend ihre Arie Acerba volutta (Herber Genuss), als sie ihren Geliebten erwartet.

 Mit großem Stimmvolumen stattete der portugiesische Tenor Paulo Ferreira Maurizio, den Grafen von Sachsen, aus. Er schmetterte seine Arien geradezu ins Publikum, war aber in seinen Gesten sehr zurückhaltend. Die ein wenig tragische Rolle des Inspizienten Michonnet, der in Adriana Lecouvreur hoffnungslos verliebt ist,  spielte der georgische Bariton Michael Bachtadze mit angenehm warmer Stimme. Er war der Ruhepol der Aufführung, der jede Szene auf der Bühne meist stumm begleitete und Adriana als väterlicher Freund zur Seite stand.  Den von seiner Frau betrogenen Fürsten von Bouillon gab der Osttiroler Andreas Mattersberger mit seinem tiefen Bassbariton sehr humorvoll, während der amerikanische Tenor Joshua Lindsay als Abbé von Chazeuil eher blass blieb.

Die Darsteller der kleineren Rollen, die allesamt Schauspielerinnen und Schauspieler verkörperten– wie der Salzburger Bassist Johannes Wimmer als Quinault, der Tenor Florian Stern als Poisson, die deutsche Sopranistin Susanne Langbein als Jouvenot,  die serbische Mezzosopranistin Marija Jokovic als Dangeville und die in Holland aufgewachsene Anne Clausen als Duclos – rundeten die exzellente Leistung des Ensembles ab.

 Das Publikum im gut besuchten Tiroler Landestheater belohnte alle Mitwirkenden am Schluss mit enden wollendem Beifall. Schade, dass der Dirigent den Szenenapplaus während der Vorstellung jedes Mal abwürgte, indem er sofort wieder weiterspielen ließ und damit die Begeisterung des Publikums dämpfte.

 Udo Pacolt

 

 

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