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INNSBRUCK/ Landestheater/ Festwochen der Alten Musik: ASTARTO von Giovanni Bononcini. Premiere

26.08.2022 | Oper in Österreich

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik: „Astarto“ von Giovanni Bononcini (Premiere: 25. 8. 2022)

theodora raftis (sidonia) & paola valentina molinari (nino) © birgit gufler(2)
Theodora Raftis (Sidonia), Paola Valentina Molinari (Nino). Foto: Birgit Gufler

Nach den beiden ersten erfolgreichen Opern-Premieren der diesjährigen Innsbrucker Festwochen der Alten Musik fand am 25. August im Großen Haus des Tiroler Landestheaters die Premiere der Oper „Astarto“ von Giovanni Bononcini statt.

Der italienische Komponist Giovanni Bononcini wurde im Jahr 1670 in Modena geboren und starb 1742 in Wien. Er studierte bei seinem Vater Giovanni Maria Bononcini (1642 – 1678) in Bologna, wo er 1688 als Kirchenkapellmeister tätig war. Seine ersten Bühnenwerke wurden in Rom aufgeführt, wo er sich ab 1692 aufhielt. Von 1698 bis 1712 stand er in Wien in Diensten der österreichischen Kaiser, danach weilte er in Berlin und in Italien. Seine Opern wurden in ganz Europa aufgeführt, den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er ab 1720 als Konkurrent Händels in London, wo acht seiner Opern mit großem Erfolg am Haymarket Theatre aufgeführt wurden. Obwohl er ein Wegbereiter des neapolitanischen Stils war, wurde er später von Händels heroischen Werken verdrängt.

Die Handlung der Oper Astarto, die im Jahr 1715 während des Karnevals in Rom uraufgeführt wurde und deren Libretto von Paolo Rolli stammt, kurz zusammengefasst: Elisa, Königin von Tiro, liebt ihren Admiral Clearco und ist trotz Standesunterschieds bereit, ihn zu heiraten. Ihre Verbindung wird von Fenicio, dem angeblichen Vater von Clearco, sowie von Agenore, der Elisa liebt, und von Sidonia, die Clearco mehr liebt als Nino, abgelehnt. Nur Fenicio weiß, dass Clearco in Wirklichkeit Astarto ist, der Sohn des Königs, der ermordet wurde, als Elisas Vater den Thron an sich riss. Die Handlung der Oper Astarto ist auf den ersten Blick genauso verworren wie andere Barockopern und hatte vor allem bei der Wiederaufnahme in London im Jahr 1720 großen Erfolg.

In Innsbruck inszenierte die italienische Regisseurin Silvia Paoli das Werk. Sie hatte die Idee, die Barockoper im Jahr 2972 spielen zu lassen und sorgte während der gesamten Aufführungszeit der Oper für Unruhe auf der Bühne, die unverständlich war. Die ganze Zeit wurden Dinge zu Boden oder hinter die Bühne geworfen, viele Sängerinnen trugen Waffen – Schießgewehre und Pistolen – oder hantierten mit gerahmten Bildern. Ein Kompliment gebührt dem Innsbrucker Publikum, das am Schluss die Regisseurin mit einem schon lange nicht erlebten Buh-Orkan bedachte!

Die musikalische Leitung des Enea Barock Orchestra hatte Stefano Montanari inne, der zu Beginn sehr temperamentvoll und voller Leidenschaft dirigierte, sich bei den vielen Wiederholungen jedoch merklich zurücknahm. Die Titelrolle der Königin von Tyros sang die estnische Mezzosopranistin Dara Savinova, wobei sie schauspielerisch sehr gut zu gefallen wusste, auch wenn ihr das Kostüm in vielen Szenen so manche Probleme bereitete (Kostüme: Alessio Rosati, Bühnenbild: Eleonora De Leo).

paola valentina molinari (nino), theodora raftis (sidonia), francesca ascioti (clearco), ana maria labin (agenore), dara savinova (elisa) & statisten © birgit gufler
Paola Valentina-Molinari (Nino), Theodora Raftis (Sidonia), Francesca Ascioti Clearco), Ana Maria Labin (Agenore), Dara Savinova (Elisa), Statisten. Foto: Birgit Gufler

Den Großadmiral Clearco gab die italienische Altistin Francesca Ascioti, die Fürstin Sidonia wurde von der Koloratursopranistin Theodora Raftis gesungen, die an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst studierte. Sie bot sowohl stimmlich wie darstellerisch die beste Leistung des Abends. Gesanglich imponierte auch der italienische Bassist Luigi De Donato mit seiner sonoren Stimme.

In der Hosenrolle des Nino, eines Edelmanns aus Tyros, überzeugte die italienische Sopranistin Paola Valentina Molinari, in der weiteren Hosenrolle des Agenore, des Bruders der Sidonia, bot die rumänische Sopranistin Ana Maria Labin eine solide Leistung.

Am Schluss der nicht ausverkauften Vorstellung im Tiroler Landestheater gab es vom Publikum viel Applaus für das Orchester und seinen Dirigenten, aber auch Beifall für das Sängerensemble, ehe der Buh-Orkan für die auf die Bühne getretene Regisseurin einsetzte.

Udo Pacolt

 

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