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INNSBRUCK/ Haus der Musik/Kammerspiele: L’AMAZZONE CORSARA von Carlo Pallavicino

21.08.2022 | Oper in Österreich

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik: „L’amazzone corsara“ von Carlo Pallavicino (Vorstellung: 20. 8. 2022)

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Szenenbild  mit Bühnenbild als Bibliothek (Foto Birgit Gufler)

Die zweite Opernproduktion der diesjährigen Innsbrucker Festwochen der Alten Musik war in den Kammerspielen im Haus der Musik Innsbruck „L’amazzone corsara“ von Carlo Pallavicino. Der italienische Komponist wurde um 1630 in Salò geboren und starb am 29. 1. 1688 in Dresden. Er war im Jahr 1665 Organist in Padua. Zu dieser Zeit wurden seine ersten Opern Demetrio und Aurelio in Dresden aufgeführt. 1667 wurde er Vizekapellmeister und 1672 Kapellmeister am Dresdner Hof. Er wirkte von 1674 bis 85 erneut in Padua und in Venedig, ehe er als Leiter der Oper nach Dresden zurückkehrte. Pallavicino komponierte etwa 24 Opern, die ihn zum führenden Opernkomponisten in Venedig machten. Er benutzte ausgedehnte Da-capo-Arien und integrierte immer wieder komische Szenen in seine Werke.

Der Inhalt der Oper „L’amazzone corsara“, die im Jahr 1686 in Venedig uraufgeführt wurde und deren Libretto Giulio Cesare Corradi schrieb, kurz zusammengefasst: Die junge Königin Alvilda von der Insel Gotland hält nichts mehr in ihrer Heimat, denn sie wurde gegen ihren Willen dem dänischen König Alfo versprochen und beschließt daraufhin als Korsarin dessen Schiffsflotte auszubeuten. Zu ihrem Leidwesen wird die freibeutende „Aussteigerin“ von Alfo besiegt – zuerst im Kampf sowie anschließend noch in Liebesdingen. Es folgt ein innerer Kampf, bei dem schließlich Ehrgefühl und Standesbewusstsein den Sieg davontragen und Alfo seine Alvilda, die er aufrichtig liebt, in die Arme schließen lassen.

In Innsbruck wurde die Oper in italienischer Sprache aufgeführt, wobei die Übertitel für viele Besucher leider nur schwer oder gar nicht lesbar waren.

Das Sängerensemble, das aus Absolventen des zurückliegenden 12. Cesti-Wettbewerbes zusammengestellt war, bot exzellente Leistungen.  Als  junge Königin Alvilda überzeugte die  schwedisch-brasilianische Sopranistin Helena Schuback sowohl stimmlich wie darstellerisch. Es gelang ihr auch, ihre inneren Kämpfe auf der Bühne offen zu zeigen. Alfo, den König von Dänemark, spielte der deutsche Tenor Julian Rohde. Auch er überzeugte in jeder Szene. Man gönnte beiden schließlich das in Barockopern übliche Happyend!

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Helena Schuback als Alvilda (Foto Birgit Gufler).

Seinen Bruder Olmiro spielte die junge israelische Sopranistin Shira Patchornik. Mit einem Degen bewaffnet, agierte sie in jeder Szene voller Leidenschaft, wobei sie auch stimmlich immer wieder zu überzeugen wusste. Eine Meisterleistung! Hervorragend auch die niederländische Sopranistin Marie Théoleyre in der Rolle der Hofdame der Alvilda.

Stimmlich exzellent war der italienische Bass Rocco Lia in der Rolle des Hofmeisters Ernando. Mit seiner tiefen Stimme war er ein idealer Gegenpol zu den vielen Sopranistinnen. Seine Tochter Gilde wurde von der kanadischen Sopranistin Hannah De Priest mit großer Darstellungskraft gespielt. Ihre „funkelnde Technik“ und „ihr leuchtender Ton“ wird im Programmheft extra  hervorgehoben.

Delio, den Leibdiener bei Hofe, sang der französische Countertenor Rémy Brès-Feuillet. Auch er überzeugte sowohl stimmlich wie schauspielerisch. Das Barockorchester:Jung wurde von dem international anerkannten italienischen Dirigenten Luca Quintavalle sehr einfühlsam geleitet.

Regie führte der italienische Sänger, Blockflötist, Dramatiker und Schauspieler Alberto Allegrezza, der auch das Kostüm- und Bühnenbild entwarf. Zur Freude des Publikums, das von der Inszenierung der Oper begeistert war und sich am Schluss der dreistündigen Oper mit minutenlangem Beifall bedankte.  Es war wieder ein sehr gelungener Opernabend der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik!

Udo Pacolt

 

 

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