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INNSBRUCK/ Festwochen der Alten Musik: OLIMPIADE von Antonio Vivaldi

07.08.2023 | Oper in Österreich

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2023:

Oper „Olimpiade“ von Antonio Vivaldi  (Vorstellung: 6. 8. 2023)

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Alessandro de Marchi. Foto: Kiran West

Nach 14 Jahren endet mit den 47. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik die Intendanz von Alessandro De Marchi, dessen Leitung die Festspiele auf hohen künstlerischen Stand etablierte. Auf seinen Wunsch steht in diesem Jahr der bedeutende italienische Barockkomponist Antonio Vivaldi im Mittelpunkt, sind doch alle drei Opern (neben „Olimpiade“ noch „La fida ninfa“ und „Juditha triumphans“) der heurigen Festwochen der Alten Musik Kompositionen von ihm.

Antonio Vivaldi (1678 in Venedig geboren, 1741 in Wien gestorben) erhielt ersten Violin-Unterricht von seinem Vater Giovanni Battista, der Geiger im Orchester von San Marco in Venedig war und enge Verbindungen zur Oper hatte. Von 1693 bis 1703 bereitete sich Antonio Vivaldi auf das Priesteramt vor, im März 1703 erhielt er seine Priesterweihe. Ab diesem Jahr wirkte er als Geigenlehrer und Kapellmeister am Ospedale della Pietà, doch bald wandte er sich intensiv der Oper zu. Zeitweise leitete er das Teatro di San Angelo, für das er während seiner gesamten Laufbahn Opern schrieb. Daneben komponierte er viele Werke für andere Opernhäuser in Rom, Florenz, Venedig und auch für Wien, wo er im Jahr 1741 starb. Von seinen etwa 50 Opern blieben nur 20 erhalten, manche nur in einzelnen Akten.

Die am 6. August 2023 im Landestheater Innsbruck gespielte zweite Vorstellung der  Oper „Olimpiade“ –   ihre Uraufführung fand im Februar 1734 in Venedig statt – wurde zur Freude des Publikums von Alessandro De Marchi dirigiert.

Der Inhalt der etwas verwirrenden Handlung der Oper, deren Libretto von Pietro Metastasio stammt, in Kurzform: Um für seinen Freund Licida, der sich gerade sportlich nicht in Form befindet, die Hand der Königstochter Aristea zu gewinnen, nimmt Megacle an den Olympischen Spielen teil. Er weiß aber nicht, dass er genau diese Frau auch liebt. Und dass Aristea die Schwester von Licida ist, der eigentlich Filinto heißt und der verstoßene Sohn von König Clistene ist, macht die Sache noch komplizierter. Es herrscht große Verwirrung und massive Verletzung von Gefühlen. Megacle und Aristea schwören ihrem Leben und ihrer Liebe ab – und der wegen Spielbetrug zum Tod verurteilte Licida will den König umbringen. Dank der beiden Ratgeber Alcandro und Aminta bleiben alle am Leben und es kann am Schluss eine Doppelhochzeit gefeiert werden: Megacle heiratet seine geliebte Aristea und Licida bekommt Argene zur Frau, die zuvor inkognito als Schäferin aufgetreten war.

Regisseur Stefano Vizioli versuchte die verwirrende Handlung durch sportlichen Auftritt von  Tänzern aufzulockern, die bereits während der Ouvertüre ihre Vorbereitung auf die Olympischen Spiele darboten. Die Aufführung der dreiaktigen Oper fand in italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln statt. Die flotte Inszenierung forderte vom gesamten Sängerensemble „sportliche“ Auftritte, die vom Publikum mit hörbarer Freude aufgenommen wurden, wie der immer wiederkehrende Szenenapplaus bewies. Für das ansprechende Kostümbild sorgte Anna Maria Heinreich, das Bühnenbild gestaltete Emanuele Sinisi.

Eine erstklassige Leistung bot das internationale Sängerensemble, das nicht nur stimmlich voll überzeugte, sondern auch darstellerisch das Publikum begeisterte. Der in Chile geborene Bariton Christian Senn spielte Clistene, den König von Sikyon, in jeder Szene als Herrscher, der keinen Widerspruch duldet. Seine Tochter Aristea wurde von der Italienerin Margherita Maria Sala dargestellt, die mit ihrer Contralto-Stimme sowohl gesanglich wie auch schauspielerisch überzeugte. Als Geliebte des Megacle hatte sie auch viele leidvolle Stunden, die sie auf bewundernswerte Weise auf der Bühne darzustellen wusste. Eine großartige Leistung, die vom Publikum immer wieder zu Szenenbeifall animierte.

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Bruno de Sá, Raffaele Pe, Bezun Mehta. Foto: Birgit Gufler

Die männliche Hauptrolle des Abends sang der Countertenor Bejun Mehta als Licida, der vermeintliche Sohn des Königs von Kreta und Freund des Megacle. Stimmlich und schauspielerisch bot auch er eine großartige Leistung. Nicht minder überzeugend der italienische Countertenor Raffaele Pe in der Rolle des Megacle. Er wurde oftmals bereits als „Barockstar“ gefeiert und gilt auch als exzellenter Pianist und Komponist.

Dass an diesem großartigen Opernabend nicht nur Männer überzeugten, bewies die italienische Mezzosopranistin Benedetta Mazzucato als Argene, die als Hirtin verkleidet unter dem Namen Licori auftrat und die Geliebte des Licida spielte. Sie begeisterte das Publikum sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch!

In einer kleineren Rolle brillierte der junge männliche Sopran Bruno de Sá. Auch er bot stimmlich wie auch darstellerisch eine Glanzleistung, die er mit einem markanten Soloauftritt im dritten Akt noch unter Beweis stellte. Die Begeisterung des Publikums  zwang ihn danach nochmals auf die Bühne. Als Vertrauter des Königs agierte der italienische Bass Luigi Di Donato sehr vornehm und zurückhaltend. Auch er konnte stimmlich wie schauspielerisch überzeugen.

Der Coro Maghini war aus zwei Logen links und rechts der Bühne zu hören, die Einstudierung des Chors oblag Elena Camoletto. Das Innsbrucker Festspielorchester leitete – wie immer auf perfekte Art und Weise – Alessandro De Marchi. Schon während der Ouvertüre spürte das Publikum im Großen Haus des Tiroler Landestheaters die musikalische Leidenschaft, mit der er das Dirigat der Vivaldi-Oper vornahm. Der frenetische Schlussbeifall und die Standing Ovations, galten neben dem Sängerensemble vor allem Alessandro De Marchi, dessen Abschied von den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik offensichtlich sehr bedauert wird.

Udo Pacolt

 PS: Die weiteren Vivaldi-Opern werden ab 14. August (vier Vorstellungen „La fida ninfa“)  und ab 23. August (zwei Vorstellungen „Juditha triumphans“) aufgeführt.

 

 

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