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INNSBRUCK/ Festwochen der Alten Musik/ Innenhof der Theologischen Fakultät: OTTONE von G.F.Händel. Premiere

19.08.2019 | Oper


Teofane, Ottones Verlobte (Mariamielle Lamagat) Foto: Rupert Larl

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit weiterer Opernrarität: „Ottone“ von Georg Friedrich Händel

(Premiere: 18. August 2019)

Mit einer weiteren Opernrarität warteten die diesjährigen Innsbrucker Festwochen der Alten Musik auf: „Ottone“ von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759). Die Uraufführung dieser Barockoper, die als eine der erfolgreichsten Kompositionen Händels galt, aber später eher selten gespielt wurde, fand 1723 in London statt. Im Jahr 2011 wurde sie bei den Händel-Festspielen in Halle an der Saale aufgeführt – der Online-Merker berichtete damals –, nun wurde sie im Innenhof der Theologischen Fakultät Innsbruck als Koproduktion mit den Händel-Festspielen Halle 2020 und Göttingen 2020 gespielt.

Die Handlung der Oper, dessen Libretto von Nicola Francesco Haym nach Stefano Benedetto Pallavicino stammt, kurz zusammengefasst: Otto, König der Germanen und Herrscher über Italien, will durch eine Verbindung mit der byzantinischen Königstochter Teofane seine Machtansprüche innerhalb des Römischen Reiches stabilisieren, wobei die Vermählung in Rom stattfinden soll. Doch dort wird die Braut bereits von Adelberto erwartet, dem Sohn des entthronten Königs Berengar, der von seiner Mutter Gismonda aufgehetzt wurde, sich selbst als Otto auszugeben, um damit dessen Heiratspläne zu unterlaufen. Rechtzeitig kehrt Otto nach Rom zurück und nimmt Adelberto gefangen. Mit Hilfe des geheimnisvollen Piraten Emireno gelingt es Adelberto zu fliehen und Teofane zu entführen. Emireno enthüllt Teofane seine wahre Identität – er ist ihr totgeglaubter Bruder Basilius – und bringt sie zu Otto zurück. Auf Bitten seiner Verlobten Matilda wird Adelberto begnadigt, es steht also einem Happyend nichts mehr im Wege.

Regie führte die in Berlin geborene Anna Magdalena Fitzi. Sie hatte es im Innenhof der Theologischen Fakultät nicht leicht, da heuer die Sitzreihen des Publikums quer im Hof aufgebaut waren und sich davor keine Bühne im üblichen Sinn befand. Als Zuschauer bekam man bald das Gefühl, dass keine Personenführung stattfand, da die Sängerinnen und Sänger oft überhaupt nicht zu sehen waren. Allzuoft lagen sie am Boden und waren dadurch für die meisten Zuseher unsichtbar.

Für Bühnenbild und Kostüme zeichnete Bettina Munzer verantwortlich. Einige Sitzmöbel standen herum, auf denen sich manchmal Sänger „vergruben“, ein Bild wurde auf einer Säule angebracht, ein paar färbige Vorhänge ergaben ein „Bühnenbild“. Kostümiert waren die Sängerinnen in weißen Gewändern, die Sänger trugen heutige Kleidung.


Die Titelrolle des Ottone sang die Mezzosopranistin Marie Seidler (Foto: Rupert Larl)

Das Sängerensemble wurde aus Preisträgern und Teilnehmern des Cesti-Wettbewerbs aus dem Jahr 2018 gebildet. Da die Händel-Oper mehrere attraktive Partien für die jungen Sängerinnen und Sänger bot, kam diese Idee der Festwochen-Intendanz auch beim Publikum gut an. Die Titelrolle als deutscher Kaiser Ottone war mit der deutschen Mezzosopranistin Marie Seidler besetzt, die international als Lied- und Konzertsängerin gefragt ist. Sie konnte sowohl stimmlich wie darstellerisch überzeugen.

Gut auch die französische Sopranistin Mariamielle Lamagat als Teofane, Tochter des oströmischen Kaisers Romano und Verlobte Ottones. Sie gefiel vor allem durch ihre ausdrucksstarke Mimik. Ihren Bruder Emireno spielte der in Hamburg geborene Bariton Yannick Debus mit angenehm dunkel gefärbter Stimme.

Stimmlich und darstellerisch eindrucksvoll agierte die junge bolivianische Mezzosopranistin Angelica Monje Torrez in der Rolle der Matilda, Ottones Cousine. Sehr gut füllte die aus Karlsruhe stammende Mezzosopranistin Valentina Stadler ihre Mutterrolle als Gismonda aus. Ihren Sohn Adelberto gab der junge spanische Countertenor Alberto Miguélez Rouco mit wohlklingender Stimme und beherztem Spiel.

Dem Orchester Accademia La Chimera gelang es unter der Leitung von Fabrizio Ventura, die Leidenschaften und Emotionen der Musik des Komponisten in allen Nuancen wiederzugeben, wobei man als Zuhörer des Öfteren das Gefühl bekam, als würde der Dirigent die Händelsche Musik richtiggehend zelebrieren. Möglicherweise lag das auch an den vielen Wiederholungen.

Das Publikum, das der Vorstellung fast andächtig folgte – kein einziger Szenenapplaus nach einer Arie(!) –, belohnte am Schluss alle Mitwirkenden, auch das Regieteam, mit starkem Applaus und vielen Bravorufen.

Udo Pacolt

 

 

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