INNSBRUCK/ FESTWOCHEN DER ALTEN MUSIK: BAROKKSOLISTENE am 17.8.2016
Barockmusikensembles gibt es mittlerweile unzählige, ebenso wie Formationen, die sich auf Folk oder Crossover spezialisiert haben. Aber eine Gruppe, die das alles in sich vereint ? Da gibt es nur eine: die aus Norwegen stammenden Barokksolistene(ein etwas sperriger Name, der überhaupt nicht vermuten lässt, was sich dahinter verbirgt). Ihre Mitglieder sind jedoch nicht nur in all diesen Musikstilen perfekt zu Hause, sie können auch noch genauso gut tanzen, singen und schauspielen. Als ob das alles nicht genug wäre, haben Sie etwas, womit Musiker(noch dazu aus Norwegen!) gemeinhin nicht reichlich gesegnet: nämlich einen nahezu unendlichen Humor.
Das unter dem Titel „Early Joke“ stehende Gastspiel der von Bjarte Eike gegründeten Barokksolistene war d i e Sensation der diesjährigen Festwochen der Alten Musik in Innsbruck. Auch wenn sich die Zuschauer im Landestheater – völlig verständlicherweise – sich erst einmal dafür erwärmen mussten. Denn anfänglich wusste man ganz einfach nicht, was man von dem, was man da sah und hörte, eigentlich halten sollte, hatte man doch so eine einzigartige Mischung der verschiedenen Disziplinen noch nie annähernd erlebt: in der Einganssequenz „Karneval in Venedig) z.B. Musiker, die in Commedia dell’Arte – Masken zu Kompositionen von Giorgio Mainiero, Andrea Falconieri und Antonio Vivaldi professionellst einstudierte Clown-Kunstückeln vollführten.
Fast hätte man gedacht, der ganze Abend ginge so weiter, aber dann folgte Ihre ganz ohne solche Einlagen auskommende, deswegen aber nicht minder komische Interpretation von Georg Philipp Telemanns „Don Quijote“-Suite.
Auf einem ganz anderen Notenpapier stand dann wiederum die Countertenor-Verarschung “ Iphigenia in Brooklyn“ des „einundzwanzigsten Bachsohns“ P.D.Q. Bach.
Den Höhepunkt stellte aber die „Alehouse Session“ nach der Pause dar. Da waren die nunmehr lässig pubmässig gekleideten und ungeniert Bier trinkenden Barokksolistene endgültig in ihrem Element, und die mittlerweile auch bereits aufgewärmten Zuschauer ließen sich jetzt vom entfesselten Treiben der lustigsten Norweger/innen aller Zeiten nur allzu bereitwillig mitreißen: Musik aus Tavernen, Pubs und Schenken von Henry Purcell auf virtuoseste und intelligenteste Weise verflochten mit traditionellen Weisen aus England, Irland, Schottland und Skandinavien.
Eine gleichzeitig ins Blut, ins Herz, ins Hirn und in die Beine gehende Session, einzigartige und letztlich unbeschreibliche Session. Man hätte dieses musikalische Pub gar nicht mehr verlassen wollen.
Ps: Für alle, die neugierig geworden sind, eine gute Nachricht: die Barokksolistene werden im Januar 2017 bei den Resonanzen im Wiener Konzerthaus auftreten. Hingehen und sich überraschen lassen !
Robert Quitta, Innsbruck