Innsbrucker Festwochen der Alten Musik: „Ariadne auf Naxos“ von Georg Anton Benda (Vorstellung: 24. 8. 2017)
Im Spanischen Saal von Schloss Ambras in Innsbruck brachten die Festwochen der Alten Musik ein Konzert mit dreimal „Ariadne auf Naxos“. Im Mittelpunkt stand dabei das Drama in einem Akt für Schauspieler und Klavier von Georg Anton Benda.
Ann-Beth Solvang. Copyright: Hastenteufel
Zu Beginn des Abends sang die norwegische Mezzosopranistin Ann-Beth Solvang die Arie „Sei mir gegrüßt auf Naxos‘ Höh`n“ aus der Kantate für Singstimme und Klavier „Ariadne auf Naxos“ von Johann Adolph Scheibe (1706 – 1778). Danach erklang die Kantate für Singstimme und Klavier „Arianna a Naxos“ von Joseph Haydn (1732 – 1809). Obwohl sich die Sängerin vor ihrem Auftritt als indisponiert ansagen ließ, gelang es ihr mit ihrer wunderbar wandlungsfähigen Stimme, das Schicksal der von ihrem Geliebten Theseus verlassenen Ariadne auf berührende Art und Weise dem Publikum nahezubringen.
Der in unseren Breiten eher wenig bekannte tschechische Komponist Georg Anton Benda (1722 – 1795) entstammte einer böhmischen Musikerfamilie. Als Kapellmeister von Gotha komponierte er eine Reihe von Singspielen, bekannt blieb er jedoch durch die Einführung des Melodrams oder Duodrams, bei dem der gesprochene Text durch Musik begleitet wurde, wie beispielsweise Ariadne auf Naxos oder Medea. Nachdem Mozart im Jahr 1778 eines der Melodrams gehört hatte, berichtete er seinem Vater darüber voller Begeisterung.
Die musikalische Gestaltung des Abends oblag dem italienischen Pianisten Andrea Coen, der für Bendas Melodram Ariadne auf Naxos (Libretto: Johann Christian Brandes), dessen Uraufführung im Jahr 1775 in Gotha stattfand, als Alternative zur Orchesterversion eine Fassung mit Hammerklavier entdeckte. Bendas Werk für drei Schauspieler, das nach der Pause zur Aufführung kam, hatte folgende Besetzung: Ariadne wurde von Salome Kammer, Theseus von Henry Arnold und Oreade von Hannah Candolini als Ersatz für die erkrankte Schauspielerin Susanne von Fioreschy-Weinfeld dargestellt.
Salome Kammer. Copyright: Christoph Hellhake
Alle drei Schauspieler traten mit hässlichen Wangen-Mikrophonen auf, verfielen aber trotzdem nur selten ins „Schreien“, was leider nur allzu oft der Fall ist. Sie sprachen die Texte sehr wortdeutlich, wobei Salome Kammer als Ariadne den stärksten Eindruck hinterließ. Es gelang ihr, sowohl ihre Sehnsucht nach Theseus wie auch die Tragik der verlassenen Ariadne sprachlich subtil auszudrücken. Dass die Natur dabei auf köstliche Weise durch ein Gewitter ihre Worte „untermalte“, war eine nicht zu erwartende Zugabe. Ariadnes Zornausbruch „Zerschmettert mich durch Eure Blitze!“ wurde durch einen den Spanischen Saal erhellenden Blitz begleitet, dem wenig später zu Ariadnes Worten „Horch! Welch‘ Geheul!“ ein gewaltiges Donnergrollen folgte.
Das von den Darbietungen begeisterte Publikum belohnte alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus. Es war ein Konzertabend der nicht alltäglichen Art.
Udo Pacolt