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INNSBRUCK/ Dom zu St. Jakob/ Festwochen der Alten Musik: DAVID UND GOLIATH – Oratorium von Alessandro Scarlatti

19.08.2018 | Konzert/Liederabende


Das Orchester Academia Montis Regalis im Dom zu St. Jakob (Copyright:
 Putzhuber)

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik:

Oratorium „David und Goliath“ von Alessandro Scarlatti (Vorstellung: 18. 8.2018)

Im Rahmen der diesjährigen Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wurde am 18. 8. 2018 im Dom zu St. Jakob das Oratorium „David und Goliath“ von Alessandro Scarlatti aufgeführt. Nach der überraschenden Premiere mit einer Mercadante-Oper aus dem 19. Jahrhundert („Didone abbandonata“), die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, war man wieder ins Hochbarock zurückgekehrt.  

Alessandro Scarlatti (1660 – 1725) gilt als erfolgreichster und fleißigster Komponist seiner Zeit, schrieb er doch insgesamt 115 Opern. Von 1680 bis 84 war er Kapellmeister der schwedischen Königin Christina in Rom, ehe er 1684 als Nachfolger Zianis Erster Hofkapellmeister in Neapel wurde. Als Direktor des Teatro San Bartolomeo schrieb er von 1684 bis 1702 etwa 40 Opern. Als er 1703 in Rom die Position eines Kapellmeisters (Santa Maria Maggiore und bei Kardinal Ottoboni) annahm, reduzierte er seine Operntätigkeit und schuf vor allem Kantaten. 1708 bis 1717 war er erneut Erster Kapellmeister in Neapel und verfasste nochmals zehn Opern. „Scarlatti war der herausragende Komponist des italienischen Hochbarock“, vermerkt der Reclam-Opernführer, „seine Opern führten zu einer Stilisierung der Handlung, wodurch dem dramatischen Gehalt der Rezitative geringe, der kunstvollen Führung der Arien hingegen überragende Bedeutung zukommt.“

 Scarlattis Oratorium in lateinischer Sprache „Davidis pugna et victoria“ – so der Originaltitel des Werks – wurde mit Sicherheit am zweiten Freitag der Fastenzeit im Jahr 1700 in Rom aufgeführt, möglicherweise auch schon früher. Überliefert ist, dass zwischen 1679 und 1705 fünfmal Werke von Scarlatti aufgeführt wurden und Davidis pugna et victoria neben La concettione della beata Vergine sein einziges lateinisches Oratorium ist.

 Der Inhalt des Oratoriums in Kurzfassung: Die Armeen der Philister und der Israeliten stehen einander gegenüber und harren ungeduldig auf den Ausgang des Krieges. Als der Riese Goliath zu den Waffen ruft, erwarten alle ihn als Sieger. Doch mit Gottes Hilfe wird er vom kleinen Schäferjungen David besiegt. „Er nahm einen Stein und schoss ihn mit der Schleuder ab, traf den Philister auf der Stirn, der vornüber zu Boden fiel“, wie im Programmheft von 1700 geschrieben steht.

 Im Dom zu St. Jakob dirigierte wieder Alessandro De Marchi, der Intendant der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, das Orchester Academia Montis Regalis mit großem Einfühlungsvermögen. „Raummusik in Stereo“ nannte der Dirigent die musikalische Konfrontation von Philistern und Hebräern durch den Doppelchor, der links und rechts vom Orchester im Einsatz war. Dem Coro Maghini (Einstudierung: Claudio Chiavazza) gelang es blendend, dem kriegerischen Kampf der Philister und Hebräer mit gewaltiger Stimmkraft Ausdruck zu geben.


Arianna Vendittelli in der Rolle des David (Copyright: Sahin)

 Überzeugend auch das gut ausgewählte Sängerensemble, das mit prächtigen Stimmen aufwartete. In der Rolle des David begeisterte die gebürtige Römerin Arianna Vendittelli durch ihren vielfärbigen Sopran. Ihr ebenbürtig war die italienische Sopranistin Giulia Semenzato als Jonatha. Mit höhensicherer Stimme sang sie ihre Arien und ihre Duette mit David. Im Jahr 2014 gewann Semenzato in Innsbruck den Cesti-Gesangswettbewerb.


Der Countertenor Lawrence Zazzo als Saul. Copyright: Sahin/ Festwochen der Alten Musik

Den Riesen Goliath verkörperte der italienische Bassist Luigi De Donato mit kräftiger, volltönender Stimme. Gleichfalls eine Idealbesetzung. Als Saul konnte der amerikanische Countertenor Lawrence Zazzo, der bereits im Jahr 2000 bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik debütierte, seine stimmlichen Qualitäten aufs Neue unter Beweis stellen. Sein Landsmann Jeffrey Francis, der seit Jahren seine jungen Kolleginnen und Kollegen der Barockoper:Jung  coacht, lieh seine Tenorstimme dem Erzähler Testo.

Das begeisterte Publikum im restlos ausverkauften Dom zu St. Jakob feierte am Schluss alle Mitwirkenden mit nicht enden wollendem Applaus. Wieder einmal stellen die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik ihre Programmvielfalt unter Beweis.

Udo Pacolt

 

 

 

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