- Innsbrucker Festwochen der Alten Musik: „Pygmalion“ von Jean-Philippe Rameau (Premiere: 20. 8. 2017)
In Kooperation mit den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci und dem Centre de musique Baroque de Versailles brachten die 41. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
Der Bildhauer Pygmalion (Anders J. Dahlin) vor seiner Statue (Samantha Louis-Jean) Copyright: Rupert Larl
am 20. August 2017 im Tiroler Landestheater drei Werke französischer Komponisten zur Aufführung: „Pygmalion“ von Jean-Philippe Rameau (Ballett-Oper), „La Muse de l’Opéra ou Les Caractères lyriques“ von Louis-Nicolas Clérambault und „Le Caractères de la Danse“ von Jean-Féry Rebel. Die zweistündige Aufführung fand in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln statt.
Der Inhalt der Oper von Rameau, mit der die Innsbrucker Festwochen erstmals eine Ballett-Oper szenisch zeigten, in Kurzfassung: Der Bildhauer Pygmalion verliebt sich in die von ihm geschaffene Statue einer Muse. Er gibt den Göttern die Schuld für seine ungewöhnliche Liebe und verfällt wegen seiner aussichtslos scheinenden Situation in Verzweiflung. Doch Amor erweckt die in Stein gehauene Muse zum Leben, die dem fassungslosen Bildhauer auch noch ihre Liebe gesteht. Pygmalion ruft die Grazien herbei, damit sie seiner Geliebten verschiedene Tänze beibringen, ist doch das Leben ein einziger Tanz!
Vor der Ballett-Oper wurden drei symphonische Werke aufgeführt, die einen Überblick über die französische Musik des 18. Jahrhunderts boten: von Rameau die Ouverture aus Les Fêtes d’Hébé, von Clérambault eine Kantate und Symphonie aus „La Muse de l’Opéra ou Les Caractères Lyriques“ – beeindruckend dabei die Sängerin Chantal Santon-Jeffery als Muse der Oper auf einem Thron singend – und von Rebel eine Sonate aus „La Terpsichore“.
Die Liebe triumphiert durch Gott Amor (Jodie Devos) Copyright: Rupert Larl
Regie führte Natalie van Parys, die auch für die einfallsreiche Choreographie der Ballett-Oper verantwortlich zeichnete. Herausragend die tänzerische Leistung der Compagnie Les Cavatines, die das Publikum immer wieder zu begeistern wusste. Das opulent barocke Bühnenbild stammte von Antoine Fontaine, die Kostüme, teils in buntem Barockstil, teils – wie beim Chor – in Alltagskleidung, entwarf Alain Blanchot, für die kreativen Lichteffekte sorgte Hervé Gary.
In der Titelrolle als in seine eigene Statue verliebter Bildhauer brillierte der schwedische Tenor Anders J. Dahlin durch seine hohe, angenehm weiche Stimme. Die Statue, von Amor zum Leben erweckt, verkörperte die französische Sopranistin Samantha Louis-Jean, die auch ihre tänzerischen Qualitäten ausspielen konnte. Gott Amor wurde von der belgischen Sopranistin Jodie Devos sehr komödiantisch dargestellt. Auch sie überzeugte sowohl stimmlich wie schauspielerisch. Der Chor NovoCanto interpretierte auf humorvolle Weise die Stimmung des Volkes (Einstudierung: Wolfgang Kostner).
Schlussbild der Ballett-Oper „Pygmalion“ (Copyright: Rupert Larl)
Das von vielen Barockopern-Aufführungen bekannte Orchester „Les Talens Lyriques“ wurde von Christophe Rousset geleitet, dem es gelang, die schillernden Klangfarben des Komponisten in allen Facetten zur Geltung zu bringen. Man kann dem Programmheft der Innsbrucker Festwochen nur zustimmen, das in der Vorschau ankündigte, dass der Dirigent dem Publikum die Ballettoper „als prickelnden und delikaten musikalischen Champagner serviert“. Er tat es auf gekonnte Art und Weise!
Minutenlanger Beifall mit Standing Ovations des begeisterten Publikums im Tiroler Landestheater belohnte am Schluss alle Mitwirkenden und das Regieteam für ihre großartigen Leistungen.
Udo Pacolt