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IN MEMORIAM-GEBURTSTAGE IM JÄNNER 2021

01.01.2021 | Allgemein, In Memoriam

IN MEMORIAM-Geburtstage

Berücksichtigt wurden runde und halbrunde Geburtstage. Zusammenstellung der Liste: Walter Nowotny

 1.1. Ingeborg WENGLOR: 95. Geburtstag

Ingeborg Wenglor

Sie wollte ursprünglich Pianistin werden, studierte dann aber Gesang bei Elisa Stünzner an der Dresdner Mendelssohn-Akademie. Während der Ausbildung wandelte sich ihre Altstimme zum Sopran. 1948 erhielt sie ihr erstes Engagement als Soubrette am Landestheater von Dessau, wo sie als Marie im »Waffenschmied« von Lortzing debütierte. Hier sang sie aber auch bereits Partien wie die der Butterfly. 1949-55 gehörte sie dem Opernhaus von Leipzig an. 1955 folgte sie einem Ruf an die Berliner Staatsoper. Dort wirkte sie u.a. am 4.10.1959 in der Uraufführung der Oper »Der arme Konrad« von Forest in der Partie der Res mit. Sie sang an der Berliner Staatsoper u.a. auch die Zdenka in »Arabella« von R. Strauss. An der Komischen Oper Berlin trat sie in den denkwürdigen Inszenierungen der »Zauberflöte« durch W. Felsenstein als Königin der Nacht auf. Gastspiele brachten ihr in Ungarn und Rumänien, in der Sowjetunion, in Argentinien wie in Westdeutschland große Erfolge ein. Sie gastierte weiter in Italien, Portugal, Ägypten, Finnland, in der CSSR und in Polen. Höhepunkte in ihrem Repertoire für die Bühne waren die Sophie im »Rosenkavalier«, die Mimi in »La Bohème«, die Marzelline im »Fidelio« und die Titelfigur in »Die Kluge« von C. Orff. Sie galt gleichzeitig als eine hervorragende Oratoriensolistin. Seit 1974 Dozentin an der Musikhochschule Berlin. Sie starb im November 2014.

Schallplatten: Eterna (Blondchen in Querschnitt »Die Entführung aus dem Serail«), Opera, Eurodisc (»Die Schöpfung« von Haydn, 9. Sinfonie von Beethoven), Heliodor-Westminster (Matthäuspassion), Rococo (Marzelline in »Fidelio«), Eurodisc (Papagena in der »Zauberflöte«).

 

 1.1. Christian PÖTZSCH: 95. Geburtstag

 Er absolvierte seine Ausbildung an der Musikhochschule von Leipzig und bei P. Russ. 1954 kam es zu seinem Bühnendebüt an der Staatsoper von Dresden, deren Mitglied er bis 1972 war. Hier sang er Partien wie den Bartolo im »Barbier von Sevilla«, den Kezal in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, den Papageno in der »Zauberflöte«, den Kothner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und den Faninal im »Rosenkavalier« von R. Strauss. 1972 wurde er Intendant der Sächsischen Landesbühnen Radebeul, gastierte aber weiterhin als Sänger an der Oper von Dresden. 1957-67 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule von Dresden wahr. Bedeutender noch als sein Wirken auf der Bühne war seine Tätigkeit als Konzert- und Oratoriensänger. Er galt vor allem als großer Bach-Interpret und beherrschte ein weit gespanntes Repertoire auf dem Gebiet des Liedvortrags. Gastspiele und Konzertreisen führten den Künstler in die Musikzentren der DDR, Westdeutschlands, der Sowjetunion, Italiens, Polens, Frankreichs und Rumäniens. Er starb 2001 in Radebeul.

Seine Schallplattenaufnahmen, vornehmlich aus dem Bereich des Oratoriums und des Liedgesangs, erschienen bei Eterna.

 

Richard VERREAU: 95. Geburtstag

Richard Verreau

 Er sang als Amateur in Kirchenchören Solopartien, entschloss sich schließlich aber doch zur Ausbildung seiner Stimme. Er wurde an der Laval-Universität Schüler von Émile Larochelle und studierte auch bei Louis Gravel. Seit 1949 vervollständigte er seine Ausbildung in Paris bei Raoul Jobin. 1951 begann er seine Bühnenkarriere am Opernhaus von Lyon. Hier trat er in einer Anzahl von Partien aus dem lyrischen Fachbereich auf, ging dann aber nach Italien, um dort nochmals das italienische Stimmfach zu studieren. Seit 1956 wirkte er sehr erfolgreich an der New York City Opera. An der Oper von San Francisco gastierte er 1961 als Alfredo in »La Traviata« und als Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, 1962 als Nadir in »Les pêcheurs de perles« von Bizet und als Des Grieux in »Manon« von Massenet, 1964 als Faust von Gounod und nochmals als Nadir. 1956 Gastspiel an der Covent Garden Oper London; 1958 großer Erfolg als Solist im Verdi-Requiem in der Hollywood-Bowl. 1963-65 sang er an der Metropolitan Oper New York in insgesamt vier Vorstellungen (Antrittsrolle: Titelheld im »Faust« von Gounod; danach auch den Des Grieux in Massenets »Manon«), 1964 auch an der Oper von Mexico City, an der Oper von Philadelphia und in Hartford (Connecticut), seit 1962 am Opernhaus von New Orleans. 1965 unternahm er eine erfolgreiche Tournee durch die UdSSR; er war weiter zu Gast in Italien, in Belgien, Österreich und besonders oft in seiner kanadischen Heimat. Auf der Bühne hörte man ihn in Partien wie dem Faust in »La damnation de Faust« von Berlioz, dem Vincent in »Mireille« von Gounod, dem Titelhelden in »Werther« von Massenet, dem Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas, dem Herzog im »Rigoletto«, dem Rodolfo in »La Bohème« und dem Cavaradossi in »Tosca«. Zugleich durchlief er eine erfolgreiche internationale Karriere als Konzert-, Oratorien- und Liedersänger. Er starb 2005 in Quebec.

Schallplatten: DGG (»La damnation de Faust« von Berlioz), Columbia (H-Moll-Messe von J.S. Bach), RCA (Arien und Lieder).

 

1.1. Lotte SCHLOSS: 150. Geburtstag

 Sie studierte Gesang am Konservatorium von Wien, wurde aber wegen stimmlicher Mängel dort abgewiesen. Darauf wandte sie sich dem Schauspiel zu und betrat 1889 am Stadttheater von Aachen erstmalig die Sprechbühne. 1891 nahm sie an einer Gastspieltournee nach St. Petersburg teil und ging dann im gleichen Jahr – immer noch als Schauspielerin – an das Hoftheater von München. Sie nahm dort das Gesangstudium nochmals bei der Pädagogin Frau Emilie Kaula auf und debütierte 1896 als Opernsängerin an der Münchner Hofoper in der Partie der Donna Elvira im »Don Giovanni«. Sie blieb während der folgenden Jahre Mitglied dieses Hauses und folgte 1901 einem Ruf an das Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, dem sie bis 1909 als Mitglied angehörte. Sie nahm an beiden Opernhäusern an mehreren Opern-Uraufführungen teil; so sang sie 1897 in München in »Theuerdank« von Ludwig Thuille, 1898 in »Zinnober« von Siegmund von Hausegger, 1899 in »Der Bärenhäuter« von Siegfried Wagner, in Hamburg in zwei weiteren Uraufführungen von Opern von Siegfried Wagner, »Der Kobold« (1904) und »Bruder Lustig« (1905). In Hamburg wirkte sie in den Premieren der Opern »Louise« von Charpentier und »Tiefland« von d’Albert in den Hauptrollen mit. Sie gastierte in Frankfurt a.M. (1900) und Bremen (1900), in Leipzig (1901-02) und Schwerin (1909), in Hannover (1911) und an der Berliner Hofoper (1903). Von ihren Bühnenpartien sind die Carmen, die Elsa im »Lohengrin«, die Eva in »Die Meistersinger von Nürnberg«, die Marguerite im »Faust« von Gounod, die Nedda im »Bajazzo«, die Titelrolle in »Mignon« von Thomas und die Susanna in »Figaros Hochzeit« zu nennen. Sie starb 1911 in Berlin.

Schallplatten: Drei frühe Berliner Records, 1901 in München aufgenommen.

 

1.1. Friedrich WEIDEMANN: 150. Geburtstag

Friedrich Weidemann

 Schüler von Wilhelm Vilmar in Hamburg und von Conrad Muschler in Berlin. Er debütierte 1896 am Stadttheater von Brieg in Schlesien. 1897 kam er an das Stadttheater von Essen, 1898 an das Opernhaus (Stadttheater) von Hamburg, wo er jedoch nur im zweiten Fach beschäftigt wurde. 1901-03 sang er an der Oper von Riga. 1903 wurde er durch Gustav Mahler an die Hofoper von Wien berufen, deren Mitglied er bis zu seinem Tod geblieben ist. Man schätzte ihn sowohl als Wagner- wie als Mozart-Interpreten. Hier sang er u.a. den Fliegenden Holländer, den Wolfram in »Tannhäuser«, den Telramund im »Lohengrin«, den Kurwenal in »Tristan und Isolde«, den Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Donner wie den Wotan wie den Gunther im Nibelungenring, den Klingsor wie den Amfortas im »Parsifal«, den Grafen Almaviva in »Figaros Hochzeit«, den Don Giovanni, den Sprecher in der »Zauberflöte«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Amonasro in »Aida«, den Ford in Verdis »Falstaff«, den Marcello in »La Bohème«, den Sharpless in »Madame Butterfly«,

den Alfio in »Cavalleria rusticana«, den Wladislaw in »Dalibor« von Smetana, den Petruchio in »Der widerspenstigen Zähmung« von H. Goetz, den Ottokar wie den Kaspar im »Freischütz«, den Lysiart in »Euryanthe« von C.M. von Weber, den Johannes in Kienzls »Der Evangelimann«, den Don Pizarro wie den Minister im »Fidelio«, den Grafen Nevers in Meyerbeers »Die Hugenotten«, den Grafen Oberthal in Meyerbeers »Der Prophet«, den Agamemnon in Glucks »Iphigenie in Aulis«, den König Salomon in Goldmarks »Königin von Saba«, den Lothario in »Mignon« von A. Thomas, den Nachtwunderer in Pfitzners »Die Rose vom Liebesgarten«, den Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, den Simone Trovai in »Violanta« von E.W. Korngold und den Zaren in »Zar und Zimmermann« von Lortzing. In Wien wirkte er in wichtigen Erstaufführungen mit: 1905 als Gilfen in E. d’Alberts »Die Abreise«, 1909 als Orest in »Elektra« von R. Strauss, 1912 als Dietrich in »Banadietrich« von Siegfried Wagner und 1915 als Dietrich in Pfitzners »Der arme Heinrich«. An der Wiener Hofoper wirkte er auch in mehreren Uraufführungen mit: am 12.4.1910 in jener der Oper »Der Musikant« von Julius Bittner (als Graf Lamprecht), am 18.5.1910 in jener der Oper »Götz von Berlichingen« von Carl Goldmark (in der Titelrolle), am 9.11.1911 in jener der Oper »Der Bergsee« von Julius Bittner (als Feldhauptmann), am 1.4.1914 in jener der Oper »Notre Dame« von Franz Schmidt (als Archidiakon). Beim Salzburger Mozart-Fest von 1906 sang er den Grafen in »Figaros Hochzeit«. Er trat als Gast u.a. 1908 an der Berliner Hofoper und 1917 am Stadttheater von Zürich auf. 1910 gastierte er an der Covent Garden Oper London als Jochanaan, als Orest in der englischen Erstaufführung von »Elektra« und als Kurwenal. In der gleichen Saison sang er dort auch noch in der Premiere der Oper »The Wreckers« von Mrs. Ethel Smyth. Er war eng mit dem Schaffen von Gustav Mahler verbunden und kreierte am 29.1.1905 in Wien dessen »Kindertotenlieder« (unter der Leitung des Komponisten), die er, ebenfalls 1905, auch bei einem Konzert in Berlin zum Vortrag brachte. 1912 wirkte er in der Uraufführung von Gustav Mahlers »Lied von der Erde« in einer ersten Fassung für Tenor- und Bariton- (statt später Alt-) Solo mit. Er starb 1919 in Wien.

Zahlreiche Schallplatten haben die schön gebildete, ausdrucksvolle Stimme des Künstlers erhalten. Bei ihnen handelt es sich um Aufnahmen der Firmen G & T (Wien, 1905-08), Odeon (Wien, 1905), Pathé und HMV (Wien, 1908).

 

1.1. Luigia ABBADIA: 200. Geburtstag

Luigia Abbadia

Sie erhielt zuerst Unterricht bei ihrem Vater Natale Abbadia und war dann Schülerin des Violinisten Bianchi. 1836 debütierte sie, erst 15 Jahre alt, am Theater von Sassari. In der Karnevalssaison 1838 sang sie in Mantua die Agnese in Bellinis »Beatrice di Tenda«. Sie trat in Italien auch in Novara, Brescia, Triest, Monza, Turin, Bologna, Padua und Piacenza auf. Sie wirkte am 11.2.1840 am Teatro Regio Turin in der Uraufführung der Oper »Il Templario« von O. Nicolai als Rowena mit. 1840 gastierte sie am Theater am Kärntnertor in Wien als Corilla in Donizettis »Le convenienze ed inconvenienze teatrali«. Sie kam zu einer bedeutenden Karriere an der Mailänder Scala. Hier debütierte sie 1840 als Rowena in der Oper »Il Templario« von O. Nicolai und wirkte in der unglücklichen Uraufführung von Verdis Jugendwerk »Un giorno di regno« (5.9.1840) als Giulietta mit. Sie sang in der gleichen Saison dort die Marie in Donizettis »La Fille du Régiment«; am 16.11.1841 trat sie an der Scala in der Uraufführung von F. Riccis »Corrado d’Altamura« auf. Sie sang an der Scala auch die Leonore in Donizettis »Torquato Tasso« und die Alina in dessen »Regina di Golconda«. Am 26.12.1841 kreierte sie an der Scala die Partie der Inez Padilla in der Uraufführung von Donizettis Oper »Maria Padilla«. Der Komponist hatte diese Rolle eigens für ihre Stimme komponiert. Weitere Höhepunkte in dem sehr umfangreichen Bühnenrepertoire der Sängerin waren die Titelfiguren in den Opern »Saffo« von Pacini und »La Vestale« von Mercadante, die Lucia di Lammermoor, die Angelina in »La Cenerentola« von Rossini, der Arsace in Rossinis »Semiramide« und der Normanno in »I Normanni a Parigi« von Mercadante. 1846 sang sie an der Scala nochmals die Rosmunda in der Oper »Alboino« von Sangalli. 1853 trat sie am Teatro Ravviati in Pisa als Elvira in »Ernani« und als Luisa Miller in der gleichnamigen Verdi-Oper auf. 1860-61 nahm sie an einer Deutschland-Tournee der Operngesellschaft von Achille Lorini teil und trat u.a. in Berlin und Hamburg auf. 1870 gab sie ihren Rücktritt von der Bühne bekannt. Sie wurde jetzt eine gesuchte Gesanglehrerin in Mailand; zu ihren Schülern gehörten u.a. die Altistin Giuseppina Pasqua und der Tenor Giovanni Battista de Negri. Luigia Abbadia starb 1896 in Mailand.

 

2.1. Iván ERÖD: 85. Geburtstag

 Mehrere Familienmitglieder von Iván Eröd wurden 1944 von den Nazis in ein Konzentrationslager deportiert. Sein Bruder und die Großeltern wurden in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg studierte Iván Eröd 1951-56 an der Budapester Musikhochschule „Ferenc Liszt“ Klavier bei Pál Kadosa und Komposition bei Ferenc Szabó. Er besuchte auch die Vorlesung „Ungarische Volksmusik“ von Zoltán Kodály. Nach dem Scheitern des ungarischen Volksaufstandes 1956 emigrierte er im Dezember nach Österreich, wo er bis 1975 in Wien blieb. Er setzte seine Ausbildung 1957-61 an der Wiener Musikakademie fort (Klavier bei Richard Hauser, Komposition bei Karl Schiske; Zwölftonseminar bei Hanns Jelinek). Außerdem besuchte er in dieser Zeit die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik. Seinen ersten Soloabend als Pianist im Brahms-Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien erlebte er 1960. Während fünf Jahrzehnten hatte Iván Eröd weltweit rund 500 Auftritte (Solorezitalkonzerte, Liedbegleitung von Rudolf Shock und anderen, Ensemblemitglied). Iván Eröd erwarb die österreichische Staatsbürgerschaft, seit 1993 hat er durch veränderte Passgesetze auch wieder die ungarische Staatsbürgerschaft. 1962-68 war er als Solokorrepetitor und Studienleiter an der Wiener Staatsoper und bei den Wiener Festwochen tätig. Nach der Übernahme eines Lehrauftrags an der Grazer Musikhochschule (1967-89) war Iván Eröd seit 1975 als ordentlicher Professor für Komposition und Musiktheorie in Graz tätig, wo er auch wohnte. Seine bekanntesten Schüler aus dieser Zeit sind Rudolf Hinterdorfer, Georg Friedrich Haas und Gerhard Präsent. 1969 erfolgte seine Heirat mit Marie-Luce Guy, mit der er fünf Kinder hat. Sein Sohn Adrian Eröd ist Opernsänger, sein Sohn Leonard Eröd Fagottist und sein Sohn Raphael Schlüsselberg Dirigent. Nach einer kurzzeitigen Gastprofessur an der Wiener Musikhochschule wurde Iván Eröd ab 1989 Ordentlicher Professor für Tonsatz (Harmonielehre und Kontrapunkt) an der nunmehr „Universität für Musik und darstellende Kunst“ genannten Hochschule. Daraufhin zog er wieder nach Wien. Nachdem er 2004 eine Gastprofessur an der Budapester Liszt-Hochschule innehatte, wurde er 2009 zum Mitglied der Széchenyi Akademie der Künste (Széchenyi Irodalmi és Művészeti Akadémia). Iván Eröd starb im Juni 2019 im Alter von 83 Jahren in einem Wiener Krankenhaus an den Folgen eines Schlaganfalls vor einer geplanten Operation. Er wurde am Neustifter Friedhof bestattet.

Weitere Informationen auf seiner Homepage: http://www.ivan-eroed.at/ 

 

2.1. John NOBLE: 90. Geburtstag

 Er studierte 1950-54 an der Universität von Cambridge Mathematik und übte dann eine entsprechende Tätigkeit als Beruf aus. Er ließ jedoch zugleich seine Stimme durch die Pädagogen Clive Carey und Boriska Gereb in London ausbilden. Nachdem er, noch als Amateur, in Aufführungen der Oper »The Pilgrim’s Progress« von Vaughan Williams in Cambridge mit großen Erfolg aufgetreten war, wandte er sich ganz der Sängerlaufbahn zu. Er kam, sowohl für den Bereich der Oper wie auch den des Konzertgesangs (Oratorium), zu einer erfolgreichen Karriere in England wie in der ganzen Welt. Tourneen führten ihn in die USA wie in die Sowjetunion. Er betätigte sich vor allem auch als Gesangpädagoge, erhielt eine Professur am Trinity College of Music in London und gab Gastvorlesungen an der Surrey University Guilford. Er starb 2008 in London.

Sein Name erscheint auf einer Reihe von Schallplattenaufnahmen: auf Decca (»Albert Herring« von Benjamin Britten, »Hippolyte et Aricie« von Rameau, »Wilhelm Tell« von Rossini, Werke von J.S. Bach, Händel, F. Delius und Vaughan Williams), TIS (»Les Huguénots« von Meyerbeer), Edition Schwann (Vokalwerke von Scarlatti), CBS (»Louise« von Charpentier), HMV (»Macbeth« und »Don Carlos« von Verdi, Kantaten von Vaughan Williams), Philips (»Il Corsaro« von Verdi, »Il barbiere di Siviglia«), Meridian (geistliche Werke von H. Schütz), Koch Records (»The Beggar’s Opera«).

 

2.1. Joseph TAGLIAFICO: 200. Geburtstag

 Der Künstler, dessen eigentlicher Name Dieudonné Tagliafico war, entstammte einer ursprünglich italienischen Familie. Er begann in Paris ein wissenschaftliches Studium am Collège Henri IV. und gewann dort 1837 einen Concours, entschloss sich aber zur Ausbildung seiner Stimme. Er war darauf in Paris Schüler von Piermarini und von dem berühmten Bassisten Luigi Lablache. 1844 kam es zu seinem Debüt am Théâtre-Italien in Paris. Am Eröffnungsabend der Royal Italian Opera Season 1847 in der Londoner Covent Garden Oper sang er dort den Oroe in Rossinis »Semiramide«. Bis 1876 ist er in jeder Saison an der Covent Garden Oper aufgetreten, ununterbrochen für 29 Jahre. Er nahm dort u.a. an der Uraufführung der Oper »Gelmina« des polnischen Prinzen Poniatowski teil, die dieser der großen Primadonna Adelina Patti gewidmet hatte (4.6.1872). 1877-82 wirkte er an der Covent Garden Oper auch als Bühnenregisseur. Neben seinem Engagement in London gab er Gastspiele in Frankreich, in Russland und in Nordamerika. So war er oft in Musikzentren wie St. Petersburg, Moskau, Dublin, Paris, Monte Carlo und New York zu hören. Er war auch als Musikkritiker tätig und veröffentlichte seine Artikel in der Zeitschrift »Le Ménestrel« unter dem Pseudonym »De Retz«. Es ist selbstverständlich, dass er während seines langen Wirkens in England in einer Reihe von Erstaufführungen von Opern für England mitgewirkt hat, u.a. in: »Le Prophète« von Meyerbeer (24.7.1849), »Benvenuto Cellini« von Berlioz (25.6.1853), »Il Trovatore« von Verdi (10.5.1855 als Ferrando), »Rigoletto« von Verdi (14.5.1853 als Sparafucile), »Roméo et Juliette« von Gounod (11.7.1867), ohne dass damit auch nur annähernd alle Premieren aufgezählt wären, die im Übrigen sämtlich in der Covent Garden Oper stattfanden. Er beherrschte ein ungewöhnlich umfangreiches, vielseitiges Repertoire. Er starb 1900 in Nizza. – Seine Gattin hatte unter dem Namen Mme. Tagliafico-Cottieine Karriere als Sopranistin; sie sang kleinere Partien und Comprimario-Rollen sowohl an der Covent Garden Oper wie am Her Majesty’s Theatre in London.

 

3.1. Gerd BRENNEIS: 85. Geburtstag

Gerd Brenneis

 Nachdem er anfänglich Chemie studieren wollte, ließ er seine Stimme im Opernstudio der Städtischen Oper Berlin ausbilden, (wo er 1958 in den Uraufführungen der Opern »Fiesta« von Darius Milhaud und »Corinna« von Wolfgang Fortner mitwirkte) und begann seine Karriere 1959 am Opernhaus von Essen. Als Antrittspartie sang er hier den Don Curzio in »Figaros Hochzeit« und hatte einen ersten Erfolg in der Titelrolle der Benjamin Britten-Oper »Albert Herring«. 1961 wechselte er an das Stadttheater von Augsburg, zu dessen Ensemble er elf Jahre lang gehörte, auch nachdem er bereits 1970 Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg geworden war. In Augsburg sang er seine ersten Wagner-Helden, den Lohengrin, den Parsifal und den Walther von Stolzing in »Die Meistersinger von Nürnberg« und wurde bald als großer Wagner- und Heldentenor bekannt. Später konzentrierte sich seine Tätigkeit wesentlich auf die Deutsche Oper Berlin, an der er zuerst 1974 als Max im »Freischütz«, dann in mehr als 25 Jahren als Walther von Stolzing, als Parsifal und in weiteren Partien für Heldentenor auftrat. 1972-77 gastierte er ständig an der Hamburger Staatsoper u.a. als Max, als Parsifal und als Dimitrij im »Boris Godunow« von Mussorgsky. Bei den Bayreuther Festspielen der Jahre 1973-74 hörte man ihn als Walther von Stolzing, als Siegmund in der »Walküre« und als Walther von der Vogelweide im »Tannhäuser«. 1973-86 gastierte er an der Wiener Staatsoper als Parsifal, als Max, als Walther von Stolzing, als Florestan im »Fidelio«, als Lohengrin, als Erik in »Der fliegende Holländer«, als Siegmund, als Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, als Tristan und als Tannhäuser. 1975-77 auch an der Staatsoper Stuttgart engagiert. 1976 debütierte er als Walther von Stolzing an der Metropolitan Oper New York, an der er bis 1983 in insgesamt 21 Vorstellungen außerdem noch den Froh im »Rheingold«, den Kaiser in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, den Tannhäuser, den Siegmund und den Parsifal sang. Eine ausgedehnte Gastspieltätigkeit führte den Künstler an die Opernhäuser in aller Welt: an die Mailänder Scala (1974 als Florestan unter Karl Böhm), an die Oper von Mexico City (1981 als Lohengrin), an das Teatro Regio Turin (1984, 1987 als Siegfried), an das Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1977), an die Oper von New Orleans (1977), nach Pretoria (1985) und Tokio (1986). 1984 wirkte er beim Maggio Musicale von Florenz mit. 1988 gastierte er an der Oper von Nizza als Siegfried im Nibelungenring. 1994 sang er an der Deutschen Oper Berlin den Erik. Er starb 2003 in Güstrow.

Mitschnitte von Rundfunksendungen des Sängers sind vorhanden.

 

5.1. Klaus BRUCH: 85. Geburtstag  

Klaus Bruch

 Er erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule von Köln. 1964 wurde er in das Opernstudio der Kölner Oper aufgenommen und wechselte 1966 als reguläres Mitglied in das Ensemble dieses Hauses, dem er rund dreißig Jahre angehörte. Er übernahm hier vor allem Charakter- und Comprimario-Partien wie den Antonio in »Figaros Hochzeit«, den Kilian im »Freischütz«, den Konrad Nachtigall in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Vater in »Hänsel und Gretel«, den Morbio in »Die schweigsame Frau« von R. Strauss (den er auch 1981 als Gast an der Staatsoper Wien sang), den Fra Melitone in Verdis »La forza del destino«, den Baron Douphol in »La Traviata«, den Fléville in »Andrea Chénier« von Giordano, den Kaiserlichen Kommissar in »Madame Butterfly«, den Lord in »Fra Diavolo« von Auber, den Luther in »Hoffmanns Erzählungen«, den Dancairo in »Carmen«, den Micha in Smetanas »Die verkaufte Braut«, den Dachs in Janáceks »Das schlaue Füchslein« und den Mirko Zeta in Lehárs »Die lustige Witwe«. Er wirkte in Köln auch in einer Reihe von Ur- und Erstaufführungen mit, so in Szokolays »Hamlet« (1970) und in »Der Meister und Margarita« von York Höller (1991). Er gastierte mit dem Ensemble der Kölner Oper u.a. bei den Festspielen von Schwetzingen; er trat gastweise an der Opéra-Comique Paris auf. Auch als Konzert- und Oratoriensänger aufgetreten.

 

5.1. Karel PRŮŠA: 90. Geburtstag

 Gesangstudium am Konservatorium von Prag bei H. Vavra und Z. Otava. 1951 fing er seine Bühnenkarriere am Theater von Ostrava (Mährisch Ostrau) an. Bis 1978 blieb er Mitglied dieses Opernhauses. Hier war er in mehr als 2300 Bühnenaufführungen, dazu in über 250 Konzerten, zu hören; insgesamt sang er 175 Partien aus allen Bereichen der Opernliteratur. 1975 wirkte er am Theater von Ostrava in der Uraufführung der Oper »Hiawatha« von Jaroslav Vogel mit. 1978 folgte er dann einem Ruf an das Nationaltheater Prag, wo er seitdem im ersten Bass-Fach auftrat. Dazu entfaltete er eine rege Konzerttätigkeit in der CSSR wie im Ausland. Er trat in Opernaufnahmen des tschechischen Rundfunks und des Fernsehens in Erscheinung. 1983 wirkte er in der Eröffnungsvorstellung des neu renovierten Nationaltheaters Prag in einer Festaufführung von Smetanas »Libuse« mit. Seine großen Bühnenpartien waren der Daland in »Der fliegende Holländer«, der König Heinrich im »Lohengrin«, der Hans Sachs in »Die Meistersinger von Nürnberg«, der Ochs im »Rosenkavalier«, der Ramfis in »Aida«, der Graf im »Jakobiner« von Dvorák, der Wassermann in »Rusalka« vom gleichen Komponisten, der Malina in Smetanas »Das Geheimnis«, der Lutobar in »Libussa«, der Benes in »Dalibor«, der Kajetan in der »Braut von Messina« von Fibich, der Pfarrer in »Das schlaue Füchslein« von Janácek und der Dikoj in »Katja Kabanowa«. 1984 wirkte er am Nationaltheater Prag in der Uraufführung der Oper »Meister Hieronymus« (»Mistr Jeroným«) von Ivo Jirásek mit. Er starb 1999 in Prag.

Auf Schallplatten ist seine Stimme auf Supraphon (Lieder und Kantaten; vollständige Opern »Das schlaue Füchslein« von Janácek, »Die Braut von Messina« von Fibich, »Der listige Bauer« und »Der Jakobiner« von Dvorák, »Libussa« von Smetana, »Gilgamesch« und »Marienspiele« von B. Martinù; Lieder von Zd. Fibich) und auf Panton (»Der neue Psalm« von A. Rejcha; Arienplatte) vertreten.

 

5.1. Frederick Shepherd CONVERSE: 150. Geburtstag

 Er wurde als jüngstes von sieben Geschwistern geboren und erhielt als Zehnjähriger ersten Klavierunterricht. Er studierte Musik zunächst an der Harvard University bei John Knowles Paine, danach 1896-98 bei Joseph Rheinberger an der Akademie für Tonkunst in München. 1900-02 unterrichtete er Harmonielehre am New England Conservatory in Boston, 1903-07 Komposition am Harvard College. 1908-14 war er Vizepräsident der Boston Opera Company. Während des Ersten Weltkriegs leistete er Militärdienst in der Massachusetts State Guard. 1920 kehrte er als Lehrer für Musiktheorie an das New England Conservatory zurück, ab 1931 wirkte er dort als Fakultäts-Dekan, bis ihn 1938 gesundheitliche Gründe zum Rücktritt veranlassten. 1908 wurde er in die American Academy of Arts and Letters und 1921 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen Alan Hovhaness (1911–2000) und Florence Price (1888–1953). Obgleich Converse im spätromantischen Stil seiner europäischen Zeitgenossen verwurzelt war, beschäftigte er sich in seinen Werken doch zunehmend mit spezifisch amerikanischen Themen. Um 1905 griff er Anregungen des französischen Impressionismus in Harmonik und Orchestrierung auf. Ab den späten 1920er Jahren modernisierte er seinen Stil weiter durch Einbeziehung von Bitonalität, Quartenharmonik und Dissonanzen. In seiner symphonischen Suite American Sketches (1928) und anderen Werken dieser Zeit griff er auch auf Jazz-Rhythmen und -Harmonien zurück. Converse schrieb unter anderem 5 Opern und 7 Sinfonien. 1910 wurde seine 1905 entstandene Oper The Pipe of Desire als erstes Werk eines Amerikaners an der Metropolitan Opera in New York aufgeführt. Zu den heute noch bekanntesten Werken von Converse zählen die Sinfonische Dichtung The Mystic Trumpeter (1904) nach einem gleichnamigen Gedicht von Walt Whitman, das Orchesterstück Flivver Ten Million (Der zehnmillionste Fordwagen) von 1927 sowie die American Sketches von 1928. Er starb 1940 in Westwood (Massachusetts).

 

6.1. Tamara LUND: 80. Geburtstag

Tamara Lund Mit Ihrem Ehemann Alexandru Ionitza
Tamara Lund mit Ehemann Alexandru Ionitza

 Die aus Finnland stammende Künstlerin begann zunächst eine Karriere als Schauspielerin und trat als solche in Helsinki auf. Sie studierte dann Musik und Gesang an der Sibelius-Akademie in Helsinki, vor allem bei Mirjam Helin, weitere Ausbildung in Köln, Brescia und Essen. 1963-67 war sie am Stadttheater von Turku, 1967-74 an der Finnischen Nationaloper Helsinki engagiert wo sie vor allem in Operettenpartien Erfolge hatte. 1968 sang sie dann an diesem Haus mit sensationellem Erfolg die Titelrolle in der skandinavischen Erstaufführung von Alban Bergs »Lulu«. Bis 1973 blieb sie in Finnland tätig und verlegte nun ihr Wirken nach Deutschland. Seit 1973 war sie dort Mitglied des Theaters am Gärtnerplatz München, zu dessen führenden Kräften sie gehörte. Durch Gastverträge war sie mit der Komischen Oper Berlin (1977-80), mit dem Theater des Westens Berlin (1981-83) und dem Theater an der Wien in Wien (1981-83) verbunden. 1979-83 bestand eine gleichartige Verpflichtung am Opernhaus von Zürich. 1973 wirkte sie in Helsinki in der Uraufführung der Oper »Apollo und Marsyas« von E. Rautavaara in der Partie der Daphne mit. Aus ihrem Opernrepertoire sind die Carmen, die Musetta in Puccinis »La Bohème«, die Titelrolle in Janáceks »Das schlaue Füchslein«, die Sonja in »Schuld und Sühne« von E. Petrovicz, die Jenny in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Weill und die Juno im »Sturm« von Sibelius hervorzuheben. Letztgenannte Partie übernahm sie 1986 bei den Festspielen von Savonlinna in ihrer finnischen Heimat. Sehr erfolgreich war ihre Tätigkeit auf dem Gebiet der Operette, auf dem sie ein weitläufiges Repertoire, auch vom Darstellerischen her gesehen, bravourös bewältigte. Hier gehörte die Titelpartie in der »Csardasfürstin« von E. Kálmán zu ihren Glanzrollen. Sie starb 2005 in Turku. In zweiter Ehe war sie mit dem Tenor Alexandru Ionitza (1948-2010) verheiratet.

Schallplatten: ORF (Ausschnitte aus »Jonny spielt auf« von E. Krenek, 1974), HMV (Soloszenen und Duette mit Marco Bakker), Amadeo (»Frühling in Wien«, auch als Video). Dazu Mitschnitte von Rundfunksendungen (Operetten).

 

6.1. Regina PACINI: 150. Geburtstag

Regina Pacini

 Ihr Vater José Pacini war ein bekannter Bariton und später Direktor des Teatro San Carlos Lissabon. Die Künstlerin wurde zuerst durch ihren Vater, dann durch den Pädagogen Valani in Lissabon, unterrichtet. Nachdem sie ihre Ausbildung bei der berühmten Mathilde Marchesi de Castrone in Paris vervollständigt hatte, debütierte sie gegen den Willen ihres Vaters bereits 1888 am Teatro San Carlos in Lissabon als Amina in »La Sonnambula« von Bellini; in diesem Jahr trat sie am Teatro San Carlos Lissabon auch als Rosina im »Barbier von Sevilla« und als Ophélie in »Hamlet« von A. Thomas auf. In Lissabon erlangte die junge Sängerin bald größte Beliebtheit, bis 1904 ist sie immer wieder mit außergewöhnlichen Erfolgen dort aufgetreten. Gastspiele führten sie an die großen Operntheater in aller Welt: 1889 sang sie am Teatro Manzoni in Mailand, in der letzten von James Mapleson arrangierten Saison am Her Majesty‘s Theatre London und in Palermo. 1890 gastierte sie am Teatro Principal in Cadiz (als Rosina und als Linda di Chamounix von Donizetti, 1892 wieder als Rosina), 1890-91 am Teatro Real Madrid (als Ophélie und als Marguerite de Valois in Meyerbeers »Hugenotten«, dann 1902 als Gilda im »Rigoletto« und als Lucia di Lammermoor, 1905 als Rosina). Sehr große Erfolge hatte sie am Theater Wielki, der Großen Oper von Warschau, wo man sie oft als Partnerin von Mattia Battistini erlebte. Dort sang sie in den Jahren 1895-98 und 1902-03 fast alljährlich ihre großen Partien: die Lucia di Lammermoor, die Ophélie, die Linda di Chamounix, die Zerline im »Don Giovanni«, die Elvira in Bellinis »I Puritani«, die Gilda, die Rosina und die Dinorah in der gleichnamigen Oper von Meyerbeer. Am Bolschoi Theater Moskau trat sie 1897 als Nannetta im »Falstaff« von Verdi, als Gilda, als Rosina, als Zerline und als Marguerite de Valois, 1901 als Elvira und als Rosina auf, im Aquarium Theater St. Petersburg 1896 als Zerline, im Großen Saal des St. Petersburger Konservatoriums 1897-98 als Elvira, als Rosina und als Gilda. 1899 gastierte sie an der Oper von Montevideo und am Teatro Politeama von Buenos Aires. Nach der Jahrhundertwende trat sie in Florenz auf. 1901 Gastspiel am Teatro San Martín in Buenos Aires. 1902 gastierte sie in London, wo sie an der Covent Garden Oper als Partnerin von Enrico Caruso die Adina in »L’Elisir d‘amore« und die Lucia di Lammermoor sang. Bei dieser Gelegenheit rühmte die »Musical Times«: »… her vocal agility such as this generation seldom heard«. 1903 gastierte sie am Teatro San Carlos Lissabon (als Mimì in »La Bohème«, als Rosina und als Lucia di Lammermoor), am Teatro Grande in Brescia (als Gilda und als Ophélie) und am Teatro Verdi Triest (als Adina). 1904 trat sie, wieder zusammen mit Caruso, an der Oper von Monte Carlo auf, 1905 am gleichen Haus mit dem berühmten Tenor Alessandro Bonci als Elvira und als Rosina.  1905 gastierte sie am Teatro Adriano Rom (als Lucia di Lammermoor und als Rosina). 1905 war sie einer der Stars der Sonzogno-Saison am Théâtre Sarah Bernhardt in Paris. Am Teatro San Carlo Neapel gastierte sie 1905 (als Gilda) und 1906 (als Rosina, als Zerline und als Philine in »Mignon« von A. Thomas). Aus ihrem Repertoire sind noch die Königin der Nacht in der »Zauberflöte«, die Annetta in »Crispino e la Comare« von Luigi und Federico Ricci und die Leila in »Les pêcheurs de perles« von Bizet nachzutragen. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere heiratete sie 1907 den argentinischen Diplomaten Marcelo T. de Alvear (1868-1942), der später Präsident seines Landes wurde (1922-28). Sie gab darauf ihre Karriere auf und lebte dann in Buenos Aires; sie nahm auf das Musikleben Argentiniens großen Einfluss. Sie starb 1965 in Buenos Aires. – Eine der schönsten Koloraturstimmen ihrer Epoche, sowohl was die Brillanz und die Exaktheit ihres Ziergesanges als auch was die feine Nuancierung des Vortrages angeht.

Schallplatten der Marken Fonotipia (Mailand, 1905-06) und Phono (1905-06).

 

7.1. Iona BROWN: 80. Geburtstag

 Ihre Eltern waren beide Berufsmusiker, ebenso drei ihrer Geschwister. Ihre Studien absolvierte sie bei Hugh Maguire in London, bei Remy Principe (1889–1977) in Rom und bei Henryk Szeryng in Paris. 1963-66 war Brown Mitglied des Philharmonia Orchestra. 1964 kam sie zum bekannten englischen Kammerorchester Academy of St. Martin in the Fields, dessen Dirigentin sie 1974 wurde. 1980 verließ sie die „Academy“, arbeitete jedoch bis an ihr Lebensende regelmäßig mit ihr weiter. 1981 übernahm sie die künstlerische Leitung des Norwegischen Kammerorchesters, 1987-92 hatte sie die musikalische Leitung des Los Angeles Chamber Orchestra inne. Zwischenzeitlich (1985–89) war sie Gastdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra. Bedingt durch eine Arthritis beendete sie 1998 ihre Laufbahn als Violinistin. Sie starb 2004 im Alter von 63 Jahren in Salisbury an Krebs.

 

7.1. Georg PASKUDA: 95. Geburtstag

Georg Paskuda

 Er begann seine Bühnenkarriere im Jahre 1951 und sang nacheinander am Stadttheater von Lübeck (1952-54), am Stadttheater von Bielefeld (1954-55), am Opernhaus von Wuppertal (1955-58) und am Staatstheater von Wiesbaden (1958-61). Seit 1959 wirkte er bei den Festspielen von Bayreuth mit; im Einzelnen sang er dort 1959 einen der Gralsritter sowie 1961-63 einen der Knappen im »Parsifal«, 1959 und 1961 den Kunz Vogelgesang und 1970 den Augustin Moser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1959 und 1962-63 den jungen Seemann in »Tristan und Isolde«, 1959-61 und 1970 den Steuermann in »Der fliegende Holländer«,  1960 den Froh im »Rheingold«, 1961-62 Heinrich den Schreiber im »Tannhäuser«, schließlich 1970-71 den Mime im Nibelungenring. 1961 folgte er einem Ruf an die Bayerische Staatsoper München. 1967 hatte er hier einen besonderen Erfolg als Don Carlos in der Oper gleichen Namens von Verdi. 1969 wirkte er an der Bayerischen Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Aucassin und Nicolette« von Günter Bialas, 1978 in der Uraufführung von »Lear« von A. Reimann, 1986 in der von V.D. Kirchners »Belshazar« mit. Sein Repertoire umfasste eine Vielzahl von Tenorpartien in Opern von Wagner, Verdi, Richard Strauss, Puccini, Rossini, Mozart, Lortzing, Donizetti und Gluck. Er gastierte an der Grand Opéra Paris (1960), an den Opern von Monte Carlo (1963 als italienischer Sänger im »Rosenkavalier«) und Amsterdam, am Théâtre de la Monnaie Brüssel (1966 und 1989) und an der Wiener Staatsoper (1962 als italienische Sänger im »Rosenkavalier«, 1963 als Tamino in der »Zauberflöte« und 1969 als Matteo in »Arabella« von R. Strauss). In einem zweiten Abschnitt seiner Karriere übernahm er zahlreiche Charakterpartien. Bis zum Ende der Spielzeit 1994-95 ist er noch an der Münchner Staatsoper aufgetreten. Auch als Konzertsänger von Bedeutung. Er starb 2001 in München.

Auf Philips sang er Wagner-Partien in vollständigen Aufnahmen der Opern »Parsifal«, »Tannhäuser« und »Der fliegende Holländer«, auf DGG den Matteo in einer integralen Aufnahme der Richard Strauss-Oper »Arabella«, eine Partie in »Die Frau ohne Schatten«, ebenfalls von R. Strauss, und in der Oper »Lear« von A. Reimann (Staatsoper München 1978). Bei Melodram als Froh im »Rheingold« (Bayreuth, 1960), auf Replica als Steuermann in »Der fliegende Holländer« (Bayreuth 1959), auf Mondo Musica in »Arabella« von R. Strauss (Teatro Fenice Venedig 1966) und auf Orfeo als Schmidt in »Werther« von Massenet zu hören.

 

7.1. Walter HESSE: 100. Geburtstag

 Er wuchs in Südafrika auf und bildete sich weitgehend autodidaktisch zum Sänger. Er begann seine Bühnenkarriere in der Spielzeit 1949-50 mit einem Engagement als Bass-Bariton am Landestheater von Innsbruck. Seine Stimme wechselte dann jedoch ins Tenorfach, und 1950-55 war er als Tenor am Theater am Gärtnerplatz in München im Engagement. 1955-57 sang er am Stadttheater von Münster (Westfalen), 1957-63 am Opernhaus von Zürich. Nach einem Zwischenspiel am Städtebundtheater Hof (1965-67) war er dann seit 1969 bis zur Aufgabe seiner Karriere 1985 wieder Mitglied des Opernhauses Zürich. Hier wirkte er in der Uraufführung der Oper »Ein Engel kommt nach Babylon« von Rudolf Kelterborn mit (5.6.1977). Er sang hier auch in den Schweizer Erstaufführungen der Opern »Mystère de la Nativité« von Frank Martin (Spielzeit 1961-62 den Melchior), »Crucible« von Robert Ward (1963-64 den Judge Danforth) und »Ein Stern geht auf aus Jakob« von Paul Burkhard (1972-73 den Sacharja). Gastspiele an den Theatern von Bern, Basel und St. Gallen, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Essen und Köln, am Stadttheater Bremen, in Salzburg und Wien. Höhepunkte aus seinem vielseitigen Bühnenrepertoire waren der Radames in Verdis »Aida«, der Titelheld in dessen »Don Carlos«, der Herzog im »Rigoletto«, der Manrico im »Troubadour«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Erik in »Der fliegende Holländer«, der Parsifal, der Max im »Freischütz«, der Edgardo in »Lucia di Lammermoor«, der Florestan im »Fidelio«, der Don José in »Carmen«, der Titelheld in »Hoffmanns Erzählungen«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Calaf in »Turandot«, der Prinz in »Rusalka« von Dvorák, die Titelfiguren in »Raskolnikow« und »Romeo und Julia« von H. Sutermeister, der Bacchus in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss, der Ägisth in dessen »Elektra«, der italienische Sänger im »Rosenkavalier«, dazu Partien in Operetten von J. Strauß. Offenbach, Millöcker und Franz Lehár. Er starb 1997 in Zürich.

 

7.1. John LANIGAN: 100. Geburtstag

John Lanigan Als Schujskij
Als Schujskij

 Seine Mutter war unter dem Namen Lucy Colahan eine in Australien bekannte Sängerin gewesen. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen und gewann – noch im Militärdienst stehend – 1945 einen Gesangwettbewerb in Melbourne. Darauf weitere Ausbildung durch Horace Stevens in Melbourne. Er kam zum Abschluss seiner Ausbildung nach Mailand und war in London Schüler von Dino Borgioli. 1949 sang er am Stoll Theatre in London den Fenton in Verdis »Falstaff« und den Rodolfo in »La Bohème«. Er wurde vor allem durch sein Wirken an der Covent Garden Oper London bekannt, an der er 1951 als erste Partie den Thaddeus in »The Bohemian Girl« von M. Balfe sang und in den folgenden 25 Jahren in mehr als 80 Partien auftrat. Zuerst sang er dort Partien wie den Herzog im »Rigoletto«, den Tamino in der »Zauberflöte«, den Cassio in Verdis »Otello«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Pinkerton in »Madame Butterfly« und den Hans in Smetanas »Die verkaufte Braut«, später den Essex in »Gloriana« von B. Britten und den Sir Philip in »Owen Wingrave« vom gleichen Komponisten. Am 27.1.1955 sang er dort in der Uraufführung von »The Midsummer Marriage« von M. Tippett, 1956 den Laça in der englischen Erstaufführung von Janáceks »Jenufa«, 1957 in der von »Dialogues des Carmélites« von F. Poulenc. Am 19.5.1962 sang er in Coventry (mit dem Ensemble der Londoner Covent Garden Oper) den Hermes in der Uraufführung der Oper »King Priam« von M. Tippett. Seit etwa 1963 wandte er sich dem Buffo- und Charakterfach zu und sang jetzt Partien wie den Mime im Ring-Zyklus. Am 13.4.1970 wirkte er an der Covent Garden Oper London in der Uraufführung der Oper »Victory« von R.R. Bennett, am 12.7.1972 in der der Oper »Taverner« von P. Maxwell Davies und am 12.7.1976 in der Uraufführung von H.W. Henzes »We Come to the River« mit. Er trat als Gast an den führenden englischen Opernbühnen, in Australien, Frankreich und Italien auf. Ebenso bekannt wie als Bühnensänger wurde er durch seine Auftritte im Konzertsaal, namentlich als Solist in Oratorien. Er starb 1996 auf Vancouver Island (Victoria, British Columbia, Kanada).

Schallplatten: HMV (Schuiskij im »Boris Godunow«), Decca (»Peter Grimes« von B. Britten), RCA (»Falstaff« von Verdi), Gala (»The Midsummer Marriage« von M. Tippett, Mitschnitt der Uraufführung von 1955).

 

7.1. Friedrich MANN: 175. Geburtstag

 Seine Engagements waren: 1872-73 Opernhaus Breslau, 1873-75 Theater von Bratislava (Preßburg), 1875-76 Theater von Olmütz (Olomouc), 1876-78 Hoftheater Wiesbaden, 1878-79 Hoftheater Darmstadt, 1879-80 Opernhaus Düsseldorf, 1880-81 Stadttheater Mainz, 1881-83 Stadttheater Freiburg i.Br., 1883-85 Stadttheater Aachen, 1885-90 Stadttheater Magdeburg. Nach Abschluss seiner Sängerkarriere zog er sich in seine Geburtsstadt Bremen zurück, wo er noch als Gesanglehrer wirkte und 1914 starb. Auf der Bühne ist er in einer Vielzahl von Partien zu hören gewesen in Opern von Mozart, C.M. von Weber, Lortzing und Wagner, darunter als Nelusco in Meyerbeers »Afrikanerin«, als Jäger im »Nachtlager von Granada« von Kreutzer, als Kurwenal in »Tristan und Isolde«, als Wilhelm Tell von Rossini, als Zar in »Zar und Zimmermann« von Lortzing und als Telramund im »Lohengrin«. Erfolgreiche Karriere auch im Konzertfach.

 

8.1. René TUČEK: 85. Geburtstag

René Tucek

Er war zunächst in Plzen Schüler der Pädagogin M. Gärtnerová und vollendete seine Ausbildung in Wien bei F. Schuch-Tovini. 1960 fand sein Bühnendebüt am Opernhaus von Brno (Brünn) statt, und zwar in der Rolle des Grafen Luna im »Troubadour« von Verdi. Er sang an diesem Haus während einer Reihe von Jahren, trat aber auch an den Theatern von Plzen und Ceské Budejovice (Budweis) auf, bevor er 1971 an das Nationaltheater von Prag engagiert wurde. Hier wie in Brno sang er ein umfassendes Rollenrepertoire, das die großen klassischen Partien seines Stimmfachs, und darüber hinaus eine Fülle von Aufgaben aus der tschechischen und modernen Opernliteratur, enthielt, u.a. Werke von Prokofjew, Martinù, Gershwin und Partien in den Barock-Opern von Myslivecek. Gastspiele und Konzerte führten den Künstler nach Spanien, Österreich, Bulgarien, Luxemburg und nach Kuba. Auch im Konzertsaal in einem breit gefächerten Repertoire, vor allem als Liedersänger, hervorgetreten. Seit 1973 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule von Prag wahr. Er starb 2017 in Marienbad (Tschechien).

Schallplatten unter dem Etikett von Supraphon (vollständige Oper »Der Jakobiner« von Dvorák) und bei Panton.

 

8.1. Evelyn LEAR: 95. Geburtstag

Evelyn Lear

 Ihr Großvater war der bekannte Synagogenkantor Zavel Kwartin (1874-1952); ihre Mutter, die Koloratursopranistin Nina Kwartin, hatte einen Juristen namens Schulmann geheiratet. Sie studierte anfänglich Klavier- und Hornspiel, schließlich aber Gesang am Hunter College und an der Juilliard School of Music in New York. Sie gab erste Konzerte in ihrer amerikanischen Heimat. Nachdem die Künstlerin 1955 den Bariton Thomas Stewart (1928-2006) geheiratet hatte, kam sie mit diesem 1957 nach Deutschland. Sie bildete sich an der Berliner Musikhochschule weiter aus. 1959 sang sie in der Royal Festival Hall London »Vier letzte Lieder« von Richard Strauss. 1959-64 war sie Mitglied der Städtischen Oper Berlin (Debüt 1959 als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss) und gastierte auch nach 1964 regelmäßig an diesem Haus (später Deutsche Oper Berlin genannt). 1960 großer Erfolg im Wiener Konzerthaus im Rahmen der Wiener Festwochen als Lulu in einer konzertanten Aufführungen der gleichnamigen Oper von A. Berg; diese Partie, die als eine ihrer größten Kreationen galt, sang sie dann auf der Bühne u.a. im Theater an der Wien, in Hamburg, London (Covent Garden Oper 1965) und München. Im Wiener Konzerthaus hörte man sie außerdem 1960 in konzertanten Aufführungen der Oper »Die Harmonie der Welt« von Paul Hindemith (unter Leitung des Komponisten), 1961 als Marina in einer konzertanten Aufführung von Mussorgskys »Boris Godunow«, 1964 im Deutschen Requiem von J. Brahms und in einem Liederabend sowie 1969 in einem Konzert mit Alban Bergs Sieben frühen Liedern und Arnold Schönbergs Monodrama »Erwartung«. 1962-71 hörte man sie an der Staatsoper von Wien in insgesamt 28 Vorstellungen (als Fiordiligi in »Cosi fan tutte«, als Octavian im »Rosenkavalier«, als Komponist in »Ariadne auf Naxos«, als Cherubino in »Le nozze di Figaro«, als Tochter des Bauern in »Die Kluge« von C. Orff, als Donna Elvira in »Don Giovanni« und als Marie im »Wozzeck« von A. Berg). Bei den Festspielen von Salzburg hörte man sie 1962-64 als Cherubino und 1965 als Fiordiligi; 1964-65 trat sie dort auch in Liederabenden auf. Sie gastierte mit großem Erfolg auch immer wieder an der Staatsoper von München. An der Mailänder Scala gastierte sie 1968 als Marie im »Wozzeck«, 1976 als Marschallin und 1977 in einem Konzert (gemeinsam mit ihrem Gatten Thomas Stewart). Sie gastierte auch in Brüssel und Lissabon sowie mit dem Ensemble der Hamburger Staatsoper bei der Welsh Opera Cardiff und sang an der Grand Opéra Paris die Gräfin in »Le nozze di Figaro«. Als erste Partie sang sie in ihrer amerikanischen Heimat 1965 in Kansas City die Cleopatra in »Giulio Cesare« von Händel. Sie debütierte am 17.3.1967 an der Metropolitan Oper New York als Lavinia in der Uraufführung der Oper »Mourning Becomes Electra« von Levy. Sie hat an diesem Haus bis 1985 in 13 Spielzeiten zwölf Partien in mehr als 90 Vorstellungen vorgetragen: den Octavian wie die Marschallin im »Rosenkavalier«, die Marie im »Wozzeck«, den Komponisten in »Ariadne auf Naxos«, den Cherubino wie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«, die Tosca, die Donna Elvira, die Dido in »Dido and Aeneas« von Purcell, die Alice Ford in Verdis »Falstaff« und die Gräfin Geschwitz in »Lulu« von A. Berg. Sie gastierte auch am Nationaltheater Prag (1973), an der Nationaloper Budapest und 1969 in Israel. Sie trat als Gast an der San Francisco Opera auf (1965 als Lulu, 1968 als Marie im »Wozzeck«, 1971 als Tatjana in »Eugen Onegin«, 1973 als Marina und als Fiordiligi, 1983 als Kabanicha in »Katja Kabanowa« von Janácek und 1989 als Gräfin Geschwitz) und wirkte 1974 an der Oper von Houston/Texas in der Uraufführung der Oper »The Seagull« von Pasatieri mit. 1987 sang sie nochmals in Chicago die Gräfin Geschwitz, 1991 an der Oper von Dallas die Hexe in »Hänsel und Gretel«. Die reich gebildete, technisch souverän geführte Stimme der Sängerin bewährte sich auf der Bühne wie im Konzertsaal in einem sehr umfassenden Repertoire. Sie wirkte auch in mehreren Uraufführungen von Opern mit. Am 25.9.1961 sang sie in Berlin in der Uraufführung der Oper »Alkmene« von G. Klebe die Titelrolle, am 27.11.1963 an der Münchner Staatsoper in der Uraufführung von Werner Egks »Die Verlobung in San Domingo«, am 5.12.1984 am Opernhaus von Zürich die Andrejewna in der Uraufführung von »Der Kirschgarten« von R. Kelterborn. Sie starb 2012 in Sandy Springs (Maryland).

Schallplatten: DGG (u.a. vollständige Oper »Die Zauberflöte«, Marie im »Wozzeck« und Titelrolle in »Lulu« von A. Berg, Johannes-Passion von J.S. Bach, Glagolitische Messe von Janácek), Philips (Stabat mater von Pergolesi, Marschallin im »Rosenkavalier«), HMV (Marina im »Boris Godunow«), Amadeo (»Jonny spielt auf« von Krenek), Hunt Records (c-moll-Messe von Mozart), Eterna (Duette aus Opern mit Thomas Stewart), Voce (»Die Gezeichneten« von F. Schreker); DGG (»On the Town« von Bernstein), Orfeo (»Die Verlobung in San Domingo« von W. Egk, Mitschnitt der Uraufführung), VAI Audio zahlreiche (Szenen und Arien aus Opern, auch Duette mit Thomas Stewart, Lieder).

 

8.1. Marion MATTHÄUS: 125. Geburtstag

Marion MatthÄus

 Sie war in Berlin in erster Linie Schülerin von Lula Mysz-Gmeiner und debütierte 1921 in Köln als Konzertsängerin. Sie trat dann zu Beginn der zwanziger Jahre an der Volksoper Hamburg auf, war aber überwiegend als Konzertsängerin tätig. Sie war 1925-26 an der Komischen Oper in Essen, 1926-29 am Stadttheater von Danzig engagiert. 1931-32 bestand ein Engagement der Künstlerin an der Städtischen Oper Berlin, 1932-35 an der Bayerischen Staatsoper München, 1935-36 am Stadttheater von Basel. In den Jahren zwischen 1936 und 1947 wirkte sie in Südamerika, wo sie vor allem an der Oper von Rio de Janeiro als Gast auftrat. Sie sang dort u.a. die Amneris in »Aida«, die Azucena im »Troubadour«, die Ulrica in Verdis »Un ballo in maschera« (als Partnerin von Zinka Milanov und Leonard Warren), die Annina im »Rosenkavalier«, die Brangäne in »Tristan und Isolde« und die Fricka im Nibelungenring. In Südamerika gastierte sie auch am Opernhaus von Santiago de Chile, 1950 am Gran Teatre del Liceu in Barcelona als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss. Sie kehrte Ende der vierziger Jahre wieder nach Deutschland zurück, trat noch im Rahmen von Gastspielen auf und übernahm 1959 nochmals an der Oper von Rio de Janeiro die Fricka in der »Walküre«. Sie starb 1980 in Hanau.

 

8.1. Jaromír WEINBERGER: 125. Geburtstag

 Er studierte am Prager Konservatorium bei Jaroslav Kricka und Karel Hoffmeister. Mit 20 Jahren wechselte er nach Leipzig an das dortige Konservatorium in die Kompositionsklasse von Max Reger. Mit seiner 1927 in Prag uraufgeführten Oper Švanda dudák (Deutscher Titel: Schwanda, der Dudelsackpfeifer) wurde er rasch sehr bekannt. Sein erfolgreichstes Werk erlebte in den nächsten Jahren weltweit zahlreiche Aufführungen, bis 1931 waren es über 2000. Seit 1929 in Baden bei Wien und in Modrany bei Prag ansässig, musste er als Jude im Herbst 1938 emigrieren und konnte über Frankreich 1939 in die USA einreisen. 1948 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nur mehr zu Sommeraufenthalten nach Europa zurück. Er starb 1967 in seinem Haus in Saint Petersburg in Florida durch Suizid.

 

9.1. Jani CHRISTOU: 95. Geburtstag

Er wurde im ägyptischen Heliopolis als Sohn griechischer Eltern geboren. Als Kind besuchte er die Englische Schule von Alexandria und nahm Klavierunterricht bei der großen griechischen Pianistin Gina Bachauer. Später studierte er Philosophie an der University of Cambridge bei Ludwig Wittgenstein und Bertrand Russell. Im Jahre 1948 machte er in Cambridge seinen Studienabschluss. Während seines Philosophiestudiums studierte er nebenbei Musik bei Hans Ferdinand Redlich und Roberto Gerhard. 1949 reiste Christou nach Rom, um Orchestration bei Angelo Francesco Lavagnino zu studieren. Eine Zeit lang nahm er auch Unterricht bei Carl Gustav Jung in Zürich. 1951 kehrte er nach Alexandria zurück. 1961 heiratete er Theresia Horemi. Christou starb 1970 an seinem 44. Geburtstag bei einem Verkehrsunfall in Athen.

Christous Arbeiten werden in drei Hauptphasen unterteilt. Die erste Phase fällt in den Zeitraum 1948-58. Diese Phase bezeichnete Christou selbst als atonal. Während seiner zweiten künstlerischen Phase entwickelte Christou Kompositionen, die von ihm als Meta-Surrealismus bezeichnet wurden und die sich durch Polyphonie und rhythmische Dynamik auszeichnen. In seiner dritten kompositorischen Phase von 1964 bis zu seinem Tod 1970 betonte er in zunehmender Weise das improvisatorische Element.

 

9.1. Seymour BARAB: 100. Geburtstag

Er lernte als Kind Orgel und war mit 13 Jahren Kirchenorganist; im High-School-Orchester spielte er Cello. Zu Beginn seiner Karriere trat er mit den Indianapolis und San Francisco Symphonies, dem Cleveland Orchestra, dem CBS Symphony Orchestra und dem Galimir Quarte auf. Er leistete während des Zweiten Weltkriegs seinen Militärdienst u.a. in Paris ab; in dieser Zeit komponierte er zahlreiche Songs. Er arbeitete in der Nachkriegszeit im Bereich der Zeitgenössischen Musik u. a. mit dem New Music Quartet in Chicago. In New York gründete er mit Matthew Raimondi, Anahid Ajemian und Bernard Zaslav das Composer’s Quartet, außerdem war er Viola da Gamba Spieler in der Formation New York Pro Musica, die Barock- und Renaissance-Musik interpretierte. Barab schrieb die Oper Little Red Riding Hood, die als erste amerikanische Oper in China aufgeführt wurde. Seine Oper Philip Marshall (basierend auf Dostojewskis Roman Der Idiot) wurde für den Pulitzer-Preis nominiert. Zu seinen weiteren Werken zählen The Toy Shop, The Pied Piper of Hamelin und Cosmos Cantata, basierend auf einem Text von Kurt Vonnegut. Außerdem schrieb er mehrere Kinderopern, wie Adaptionen von Little Red Riding Hood, Aschenputtel (Cinderella) und Schneewittchen (Snow White) sowie eine Weihnachtsoper, Father of the Child. Barab unterrichtete an der Rutgers University, am Black Mountain College und am New England Conservatory of Music. 1998 erhielt er den Preis für sein Lebenswerk (Lifetime Achievement Award) der National Opera Association. Im Laufe seiner Karriere spielte Barab auch mit Jazzmusikern wie Charlie Parker und Stan Getz im New Yorker Jazzclub Birdland. In den 1970er- und 1980er-Jahren war Barab als Studiomusiker bei unzähligen Plattenaufnahmen beschäftigt, u. a. für Elvis Presley, Frank Sinatra oder John Lennon. Im Bereich des Jazz war er zwischen 1956 und 2001 an 86 Aufnahmesessions beteiligt, u. a. mit Jack Nimitz, Chet Baker, Charles Mingus (Mingus Dynasty, 1959), Morgana King, Astrud Gilberto. Phil Woods, Bill Evans, Quiny Jones, Kenny Burrell, Hubert Laws, Grant Green, Bobby Hutcherson, Marlena Shaw, Eumir Deodato (Prelude), Lou Donaldson, Eric Gale, Bob James, George Benson, Bob Dorough, Lena Horne, Don Sebesky, Grover Washington junior, Idris Muhammad, Hank Crawford, Dave Matthews, Lonnie Liston Smith, Horace Silver, George Shearing, Cleo Laine und John Pizzarelli. Seymour Barak starb 2014 in New York City.

 

9.1. Alfred WROBLEWSKI: 100. Geburtstag

Er war an der Musikhochschule von Halle (Saale) Schüler von Kurt Seipt. 1950 erfolgte sein Bühnendebüt am Stadttheater von Halle (Saale), wo er in der ersten Zeit nur in kleinen Rollen beschäftigt wurde. Er sang nacheinander an den Theatern von Plauen (Sachsen), Greiz, Eisenach und am Sächsischen Landestheater in Radebeul bei Dresden und wurde 1956 an das Nationaltheater von Weimar verpflichtet. Nachdem er bis 1961 diesem Haus angehört hatte, wurde er Mitglied des Opernhauses von Leipzig (1961-66). 1966 folgte er einem Ruf an die Komische Oper Berlin. Sein Repertoire war besonders umfangreich und enthielt eine Fülle von Partien aus dem seriösen Bass-Fach der gesamten Opernliteratur, dazu auch mehrere Aufgaben aus dem komischen Fach. Gastspiele führten den Künstler, der auch ein begabter Konzertbassist war, an große Bühnen in Westdeutschland, in der CSSR und an die Budapester Nationaloper. Er starb im Jahr 1989.

Schallplatten: Telefunken (»Die Verurteilung des Lukullus« von Paul Dessau), Berlin Classics (Oberpriester in »Judith« von S. Matthus).

 

9.1. Warwick BRAITHWAITE: 125. Geburtstag

 Er studierte 1916-19 an der Royal Academy of Music und begann seine Laufbahn als Dirigent der O’Mara Opera Company (1919–22). Er wirkte dann in München, war Dirigent der British National Opera Company und dirigierte bei der BBC Aufführungen des National Orchestra of Wales. Am Sadler’s Wells brachte er mit Lawrence Collingwood Opern wie Die Fledermaus, Die Meistersinger von Nürnberg, Fidelio, The Wreckkers (von Ethel Smith), Tannhäuser und Don Carlos zur Aufführung. Während des Zweiten Weltkrieges war er Dirigent des Scottish Orchestra. Nach einer Saison an der Covent Garden Opera 1951–52 dirigierte er bis 1956 in Neuseeland. 1956-60 war er musikalischer Leiter der Welsh National Opera, danach kehrte er (bis 1968) an das Sadler’s Wells zurück. Er starb 1971 in London. Sein Sohn Nicholas Braithwaite ist ebenfalls als Dirigent bekannt.

 

9.1. Eduard DECARLI: 175. Geburtstag

 Der Sänger, dessen eigentlicher Name Eduard Schmidt war, sollte ursprünglich einen technischen Beruf ergreifen und besuchte das Technikum in Wien. Nachdem man seine Stimme entdeckt hatte, ließ er diese durch Arlet sowie durch Salvi und Gentiluomo in Wien ausbilden. 1868 debütierte er am Opernhaus von Frankfurt a.M. unter seinem eigentlichen Namen Eduard Schmidt als Sarastro in der »Zauberflöte« und als Marcel in Meyerbeers »Hugenotten« von Meyerbeer. Er sang dann am Stadttheater von Augsburg, am Opernhaus von Laibach (Ljubljana) und 1869-73 am Hoftheater von Braunschweig. 1873 nahm er eine Verpflichtung für die Dresdner Hofoper an, wo er (als Nachfolger von Emil Scaria) bis 1902 eine langjährige, große Karriere hatte. Er wirkte an diesem Haus auch in den Uraufführungen der Opern »Die Folkunger« von Edmund Kretschmar (1874), »Herrat« von Felix Draesecke (1892) und »Urvasi« von Wilhelm Kienzl (1886) mit. Er trat als Gast an den großen deutschen Theatern und 1880 an der Hofoper von Wien (als Sarastro) auf. Seine dunkle, tiefe Bass-Stimme wurde in einem sehr umfassenden Repertoire geschätzt, das seine Schwerpunkte im seriösen wie im Buffo-Fach hatte. Im Einzelnen sind an Rollen zu nennen: der Rocco im »Fidelio«, der Bertram in »Robert der Teufel« von Meyerbeer, der Marcel in dessen »Hugenotten«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Falstaff in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, der van Bett in »Zar und Zimmermann« von Lortzing und der Kellermeister in »Undine«, der Marke in »Tristan und Isolde«, der Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg« und der Kardinal in Halévys »Die Jüdin«. Er starb 1903 in Radebeul bei Dresden. Ein Sohn des Sängers, Bruno Decarli (1877-1950), war ein angesehener Schauspieler.

 

10.1. Derek HAMMOND STROUD: 95. Geburtstag

Derek Hammond Stroud

 Er absolvierte seine Ausbildung 1948-50 am Trinity College in London, dann bei Gerhard Hüsch in München, bei Elena Gerhardt und Roy Henderson in London, nachdem er zunächst den Beruf eines Optikers ergriffen hatte. Er sang 1955 in der St. Pancras Town Hall in London in einer konzertanten Aufführung von Haydns »Orfeo ed Euridice« die Partie des Creon. Preisträger beim internationalen Concours von s’Hertogenbosch und beim Londoner Musikfest 1957. Sein eigentliches Bühnendebüt fand 1957, wieder beim St. Pancras Festival, als Publio in Mozarts »La clemenza di Tito« statt. Seitdem hatte er in England eine erfolgreiche Karriere als Bühnen- wie als Konzertsänger. Seit 1961 war er als erster Bariton der Sadler’s Wells Opera London verbunden, an der er 1966 in der Uraufführung der Oper »The Violins of Saint Jacques« von Malcolm Williamson mitwirkte. Er trat an der Sadler’s Wells Opera London u.a. als Benoit in »La Bohème«, als Baron Douphol in »La Traviata«, als Sakristan in »Tosca«, als Lord Chancellor in »Iolanthe« und als Ko-Ko in »The Mikado« von Gilbert & Sullivan, als Calchas in Offenbachs »Die schöne Helena«, als Dancaire in »Carmen«, als Don Magnifico in »La Cenerentola«, als Jupither in »Orpheus in der Unterwelt« und als Popolani in »Blaubart« von Offenbach, als Bartolo im »Barbier von Sevilla«, als Reginald Bunthorne in »Patience« von Gilbert & Sullivan und als Tonio im »Bajazzo« auf. Er trat 1963 in der Londoner Premiere von Rossinis »La Pietra del Paragone« auf. 1968 hatte er bei der Sadler’s Wells Opera als Beckmesser in »Die Meistersinger von Nürnberg«, 1971 als Alberich in der »Götterdämmerung« wichtige Erfolge (in Aufführungen in englischer Sprache); bei deren Nachfolgerin, der English National Opera London, sang er u.a. den Rigoletto, den Sharpless in »Madame Butterfly« und den Napoleon in »Krieg und Frieden« von Prokofjew. 1971 debütierte er an der Londoner Covent Garden Oper als Faninal im »Rosenkavalier«. Beim Glyndebourne Festival sang er 1973-74 den Lehrer im »Besuch der alten Dame« von G. von Einem, 1980 und 1982 den Faninal, 1982 den Farfarello in »L’Amour des trois oranges« von Prokofjew, 1985-86 den Mr. Gedge in »Albert Herring« von Benjamin Britten. Er sang bei den Festspielen von Aldeburgh, im Ausland am Gärtnerplatztheater von München, am Gran Teatre del Liceu von Barcelona und an der Oper von Houston (Texas). Er debütierte 1977 an der Metropolitan Oper New York einmal mehr als Faninal, an der er bis 1983 in insgesamt 35 Vorstellungen außerdem noch als Kruschina in Smetanas »Die verkaufte Braut« auftrat. 1983 war er an der Opera North Leeds in Lehárs »Die lustige Witwe« zu Gast, 1987 in Amsterdam einmal mehr als Faninal, 1988 an der Covent Garden Oper in »Albert Herring« von Benjamin Britten. Sein Rollenrepertoire enthielt Partien von Mozart bis hin zu Richard Wagner und modernen Meistern; eine besondere Begabung zeigte er in der Gestaltung von Buffo-Partien (Fra Melitone in »La forza del destino«). Er starb 2012 in Shrewsbury.

Lit: A. Blyth: Derek Hammond-Stroud (in »Opera«, 1985).

Schallplatten: HMV (Alberich in vollständigem Ring-Zyklus in Englisch), Philips (Faninal im »Rosenkavalier«), Savoy (Ausschnitte aus Operetten von Gilbert & Sullivan).

 

10.1. Pilarin ANDRÉS: 100. Geburtstag

Pilarin Andres

 Eigentlicher Name Pilar Andrés de Pablo. Sie studierte zunächst Klavierspiel und Harmonielehre am Konservatorium ihrer Vaterstadt Zaragoza, dann Gesang am Real Conservatorio Madrid, bei Luisa Pierrick und Miguel Fleta. 1941 fand ihr Debüt am Teatro Principal von Zaragoza statt, wo sie in der Zarzuela »Doña Francisquita« von Vives einen großen Erfolg hatte. Sie wurde in ihrer Karriere durch den Zarzuela-Komponisten Federico Moreno Torroba gefördert, in dessen Bühnenwerken sie oft auftrat, u.a. in »Montecarmelo«, »Sor Navarra«, »Maravilla« und »Lolita Dolores«. In Barcelona gastierte sie wieder in »Doña Francisquita« und in Zarzuelas von Sorozábal. 1944 kreierte sie am Teatro Zarzuela Madrid die Zarzuela »Peñamarina« von Jesús Guridi, die sie in Zaragoza wiederholte. In Südamerika trat sie, vor allem in Kolumbien, in Opernpartien auf: als Gilda im »Rigoletto«, als Traviata, als Rosina im »Barbier von Sevilla« und als Lucia di Lammermoor. 1953 hörte man sie am Teatro Campoamor von Oviedo in der Zarzuela »El gaitero de Gijón« von Jesús Romo. In den sechziger Jahren musste sie nach einer Operation ihre Auftritte einschränken; 1975 gab sie ein letztes Konzert im Hamburger Dom mit Werken von J.S. Bach und Mozart. Im gleichen Jahr 1975 begann sie ihre Lehrtätigkeit am Konservatorium von Zaragoza und unterrichtete auch in Pamplona. Sie starb 2006 in Zaragoza.

Von ihrer Stimme existieren nur wenige Schallplattenaufnahmen, darunter Ausschnitte aus »Doña Francisquita« von A. Vives auf einer spanischen Privatmarke.

 

10.1. David POLERI: 100. Geburtstag

David Poleri

 Er erhielt seine Ausbildung zum Sänger durch den Pädagogen Alberto Sciaretta. Er gehörte 1948-51 der San Carlo Opera Company an (Debüt als Faust in der Oper gleichen Namens von Gounod). 1951 sang er als Antrittsrolle an der New York City Opera den Alfredo in »La Traviata« und hatte seither an diesem Haus bis 1961 immer wieder große Erfolge, u.a. als Herzog im »Rigoletto, als Pinkerton in »Madame Butterfly«, als Andrea Chénier von Giordano und als Des Grieux in »Manon« von Massenet. Am 27.12.1954 sang er am New Yorker Broadway Theatre in der Uraufführung der Oper »The Saint of Bleecker Street« von Gian Carlo Menotti die Partie des Michele. Bereits 1951 (und nochmals 1955) gastierte er mit dem Ensemble des Glyndebourne Festivals beim Festival von Edinburgh als Alvaro in »La forza del destino« von Verdi, 1953 am Teatro Comunale Florenz als Hermann in »Pique Dame« von Tschaikowsky und als Cavaradossi in »Tosca«, 1953 an der Oper von San Francisco als Rodolfo in »La Bohème«, als Alfredo und als Don José in »Carmen«, 1954 beim Maggio Musicale von Florenz als Andrej in Tschaikowskys »Mazeppa«. Erfolgreiche Gastspiele an der Mailänder Scala (1955 als Michele in der Europäischen Erstaufführung von Menottis »The Saint of Bleecker Street« und 1956 als Troilus in der italienischen Erstaufführung der Oper »Troilus and Cressida« von W. Walton), am Teatro Carlo Felice Genua (1956 als Don José), an der Covent Garden Oper London (1956 als Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«), an den Opern von New Orleans, Philadelphia und Pittsburgh sowie an weiteren führenden Theatern in Nordamerika und in Europa. 1961-62 gastierte er an der Chicago Lyric Opera als Alvaro und als Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin. Er trat oft in Opernsendungen des amerikanischen Fernsehens auf, so 1955 über den Sender NBC als Cavaradossi. In den sechziger Jahren wandte er sich mehr und mehr dem Konzertgesang zu. Er kam 1967 bei einem Hubschrauberabsturz auf Hawaii ums Leben.

Schallplatten: RCA (Faust in vollständiger Aufnahme der Oper »La damnation de Faust« von Berlioz, Tenor-Solo in der 9. Sinfonie von Beethoven), Melodram (»Mazeppa« von Tschaikowsky, Florenz 1954), Documents (Hermann in »Pique Dame«, Maggio Musicale von Florenz 1952).

 

11.1. Israel YINON: 65. Geburtstag

Er studierte Dirigieren, Musiktheorie und Komposition an der Jerusalem Academy of Musix and Dance in Tel Aviv (1981–84) sowie an der Musikakademie in Jerusalem (1985–88) unter anderem bei Mendi Rodan und Noam Sheriff. Im Mai 1991 dirigierte er das bundesweit live übertragene Eröffnungskonzert des neu gegründeten Deutschlandsenders Kultur. 1992 dirigierte er erstmals die Brünner Philharmonie, mit der er anschließend eine Deutschland-Tournee absolvierte und seine Debüt-CD mit der Ersteinspielung der symphonischen Werke Viktor Ullmanns aufnahm. Diese CD wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Danach sind zahlreiche weitere von Yinon dirigierte Aufnahmen bei Decca, Deutsche Grammophon, Koch, CPO und anderen Labels erschienen. Neben dem klassischen Repertoire widmete sich Yinon schwerpunktmäßig der Entdeckung vergessener und unbekannter Werke. Dabei setzte er sich insbesondere für im Dritten Reich als „entartet“ verbotene Komponisten wie Hans Krasa, Pavel Haas oder Erwin Schulhoff ein, aber auch für vergessene Vertreter des deutschen musikalischen Expressionismus wie Heinz Tiessen oder Eduard Erdmann. Überdies machte er sich als musikalischer Anwalt lebender Komponisten einen Namen. So brachte er beispielsweise die Oper Die Schachnovelle von Violeta Dinescu zur Uraufführung (bei den Schwetzinger Festspielen 1995). Israel Yinon leitete als Gastdirigent zahlreiche renommierte Orchester, darunter das BBC Symphony Orchestra, das Jerusalem Symphony Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra, die Royal Flemish Philharmonic Antwerpen, die NDR Radiophilharmonie, die Wiener Symphoniker und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin. Yinons Interpretationen waren von Werktreue, Sensibilität und handwerklicher Präzision geprägt. Gleichzeitig zeichnete sich sein Dirigierstil durch Vitalität und Temperament aus. Yinon erlitt am 29. Januar 2015 während einer Aufführung der Alpensinfonie von Richard Strauss im KKL Luzern einen Herzinfarkt. Während des Dirigierens des Luzerner Hochschulorchesters, der Jungen Philharmonie Zentralschweiz, brach Yinon zusammen und stürzte von der Bühne. Trotz schneller Reanimationsversuche eines Arztes aus dem Publikum starb er kurze Zeit später im Krankenhaus.

 

11.1. František Adam MÍČA: 275. Geburtstag

 Er studierte Jura und wurde Beamter der böhmischen Hofkanzlei. 1810 wurde er in den Ritterstand erhoben. Er komponierte Opern und Singspiele, mehrere Sinfonien, Tänze für Orchester, Violinkonzerte, kammermusikalische Werke und ein Oratorium. Berühmt wurde sein Concertino notturno für Violine und Orchester. Er starb 1811 in Lemberg.

 

12.1. Morton FELDMAN: 95. Geburtstag

Er wurde in einer russisch-jüdischen Familie aus Kiew geboren und wuchs in Brooklyn auf. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er im Alter von zwölf Jahren durch seine Klavierlehrerin Madame Maurina-Press. 1941 begann er, Komposition zu studieren; 1944 wurde er Schüler von Stefan Wolpe. 1971–72 lebte Feldman für ein Jahr als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin. 1973 erreichte ihn eine Anfrage der University of New York in Buffalo, die nach Edgard Varèse benannte Professur zu übernehmen, bis dahin hatte er in der familieneigenen Schneiderei für Kinderbekleidung gearbeitet. Er unterrichtete und komponierte danach bis zu seinem Tod im Jahr 1987.

Am 26. Januar 1950 fand in der Pause eines Konzertes der New York Philharmonic Orchestra die für die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts wohl ausschlaggebendste Begegnung zwischen Feldman und Cage statt. Durch die Begegnung und den Gedankenaustausch mit John Cage (die beiden wohnten eine Zeit lang im selben Haus) bekam Feldman mehr Vertrauen zu seinen eigenen Ideen und entwickelte seine ersten Kompositionen, die in der Abschrift John Cages bekannt wurden. Zu Feldmans Freunden in New York zählten auch die Komponisten Christian Wolff und Earle Brown sowie die Maler Jackson Pollock, Mark Rothko, Philip Guston, Franz Kline und Robert Rauschenberg. In Anlehnung an die Bildenden Künstler wurde die eher lockere Gruppierung von Cage, Feldman, Brown und Wolff auch „New York School of Music“ genannt. Morton Feldman war einer der Pioniere der graphischen Notation. Weil diese dem Interpreten jedoch zu viele Freiheiten ließ, verwarf er sie 1969 wieder und kehrte zur präzisen Notation zurück. Eines seiner letzten Werke, Palais de Mari (1986), ist mit einer Dauer von zwanzig Minuten für eine späte Komposition ungewöhnlich kurz. Grund dafür war ein Auftrag von Bunita Marcus. Sie beauftragte ihn, ein Werk zu schreiben, das inhaltlich alle Elemente und Eigenschaften der langen Stücke in zusammengefasster Form einbringen sollte. Sie kannte seine Zeitvorstellung. Daher bat sie ihn um ein zehnminütiges Werk, ahnend, dass es wohl die doppelte Länge haben werde.

Neun einsätzige Kompositionen von Feldman dauern länger als eineinhalb Stunden.

Feldmans Musik gehört nicht dem Minimalismus an, obwohl seine Werke einen minimalistischen Eindruck hinterlassen. Feldman selbst arbeitete aber mit dem Fluss der Klänge, vor allem am Klavier durch das gedrückte Pedal erkennbar, mit der Zugehörigkeit der Klänge, aber nicht im konservativen Sinne, sondern durchaus mit Dissonanzen. Feldmans Frühwerk enthält wichtige Anregungen zur Neuen Musik: in seinen kammermusikalischen Projections 1–5 (1950/51) wird zum wahrscheinlich ersten Mal die genaue Ausführung der graphisch notierten Partitur den Musikern überlassen. Ähnliche Ansätze finden sich auch in weiteren Werken Feldmans aus den 1950er-Jahren, sie sind wohl eine Antwort auf die Diskussionen, die er mit seinen zahlreichen New Yorker Malerfreunden geführt hat. Inwieweit er damit ähnliche Entwicklungen in Europa beeinflusst oder gar initiiert hat (etwa im Werk Stockhausens), ist umstritten. Ab den 70er Jahren kehrt Feldman mit dem Stück The Viola In my Life I für immer zur präzisen Notation zurück. Feldmans Oeuvre – insbesondere sein kammermusikalisches Spätwerk aus den 1980er-Jahren – wird gelegentlich zur US-amerikanischen Minimal Music gerechnet, da es mit (scheinbaren) Wiederholungen arbeitet. Aber eine Ähnlichkeit mit Werken von Terry Riley, Steve Reich oder Philip Glass, den Hauptvertretern dieser Richtung, ist nur ansatzweise zu erkennen: während diese Hauptvertreter des musikalischen Minimalismus sich ganz überwiegend in (zum Teil geradezu bewusst trivialen) tonalen Strukturen bewegen und eher interessiert sind an einer Art „musikalischem Fluss“, gilt Feldmans Interesse offenen, quasi funktionsfreien Klängen, die insbesondere in seinem Spätwerk in stetiger Abwandlung präsentiert werden, als wollte er dem Hörer Zeit geben, diese Klänge in einer Weise kontemplativ aufzunehmen, wie man ein Bild betrachten mag. Seine Affinität zu bildlicher Darstellung – auch als Inspiration zu seinen Kompositionen – hat Feldman oft betont, besonders bemerkenswert etwa bei seinem Chorwerk Rothko Chapel (1971) oder seiner Orchester-Komposition Coptic Light (1985). Auch die Muster und Techniken von anatolischen Teppichknüpfern beeinflussten ihn.

Über seine kammermusikalischen Werke mit zum Teil extremen Spieldauern (bis über vier Stunden) hinaus schrieb Feldman aber auch kompaktere Orchesterwerke, außer dem erwähnten Coptic Light fünf Stücke für jeweils ein Soloinstrument (Violoncello, Violine, Klavier, Oboe, Flöte) und Orchester. Die Viola hat er besonders hervorgehoben – so gibt es einen vierteiligen Zyklus mit dem Namen The Viola in My Life I–IV, davon ist die Nr. IV mit Orchester; in dem bereits angesprochenen Rothko Chapel fungiert die Viola neben dem Chor als Soloinstrument. Typisch für Feldmans Arbeit wurde früh die Reduktion des kompositorischen wie instrumentalen Materials. Feldmans Musik will nichts ausdrücken: Sie ist das Gegenteil der deutschen Romantik und vermeidet jede Empfindungsäußerung. Der sonst vorherrschende Gedanke einer musikalischen Entwicklung ist weitgehend außer Kraft gesetzt. Die relative Einfachheit des Notenbilds täuscht über die komplexe innere Struktur meist hinweg. In anderen Fällen stattet Feldman eine im Prinzip einfache Melodielinie mit einem komplexen Notenbild aus, notiert eigentlich gleiche Töne in verschiedenen Instrumentalstimmen unterschiedlich, wohl um seine Interpreten zu sensibilisieren.

Entscheidend für die Wirkung von Feldmans Klangwelt ist die Dauer seiner Stücke und die geringe Veränderung ihrer melodischen, rhythmischen oder dynamischen Werte. So kommen seine Stücke nur selten über ein Mezzoforte hinaus, bewegen sich meist im Leisen genauso wie im ruhig fließenden Tempo. Manchmal wurde und wird Feldmans Werk als „Meditationsmusik“ missverstanden. Jedenfalls lassen die Äußerungen des Komponisten in seinen Essays keinen anderen Schluss zu, als dass er diesem Prinzip des „l’art pour l’art“ verpflichtet war und es in vielleicht einzigartiger Weise – im Sinne eines quasi schopenhauerischen Nicht-Wollens – erreicht hat. Das macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung in der Musik des 20. Jahrhunderts, vielleicht der Musik überhaupt.

Die Musik Feldmans wurde zu seinen Lebzeiten für einige Filme benutzt. Für den Dokumentarfilm über den Vietnam-Krieg Time of the locust (Regie: Peter Gessner, 1966) komponierte er die Musik. Mort ist ein Einpersonen-Theaterstück und wurde 2006 in New York City aufgeführt. Die Filmkünstlerin Bady Minck drehte 2007 den achtminütigen Kurzfilm Schein Sein als visuelle Interpretation von Feldmans Komposition Madame Press died last week at ninety (1970). Dieser Film hatte seine internationale Premiere bei der Biennale in Venedig. 10 Minuten aus Feldmans Rothko Chapel wurden in Martin Scorseses Film Shutter Island (2010) benutzt.

 

12.1. Jeanne BROLA (amerikanische Sopranistin): 150. Geburtstag

 

12.1. Nikolai AFANASSJEW: 200. Geburtstag

 Er war 1838-41 Violinist am Bolschoi-Theater in Moskau und bis 1846 Opernkapellmeister in Wiska. Ab 1851 war er Kapellmeister der Italienischen Oper in Sankt Petersburg, ab 1853 Klavierlehrer am Smolny-Institut. Afanassjew gab die erste große Sammlung russischer Volksmusik heraus. Er komponierte mehrere Opern, eine Kantate, 6 Sinfonien, 9 Violinkonzerte, zahlreiche Stücke für Violine und Klavier, 12 Streichquartette und weitere Kammermusik, Klavierstücke und Lieder. Er starb 1898 in Sankt Petersburg.

 

13.1. Christiane SORELL: 90. Geburtstag

Christiane Sorell

 Sie stellte bereits in frühester Jugend ihre hohe Musikalität als Geigerin unter Beweis. Neben dem Gymnasium absolvierte sie die Wiener Musikakademie und legte die Reifeprüfung im Fach Geige mit Auszeichnung ab. Als Geigenvirtuosin absolvierte sie Konzert-Tourneen durch Österreich, Italien, Frankreich, durch die Schweiz und in Nordamerika. In dieser Zeit traten auch die stimmlichen Qualitäten der Künstlerin zu Tage, die sie veranlassten, ein Gesangsstudium an der Wiener Musikakademie bei Ferdinand Großmann zu absolvieren. 1955 wurde sie von Direktor Franz Salmhofer als Soloelevin an die Wiener Volksoper engagiert und blieb dem Haus bis zu ihrer Pensionierung im August 1988 künstlerisch verbunden. Im Laufe weniger Jahre konnte sie sich als Ensemblemitglied von kleinen Anfängen zur ersten jugendlich-dramatischen Sopranistin der Volksoper entwickeln und wurde in allen großen Partien ihres Faches besetzt. Sie verfügte über ein ungewöhnlich breit gefächertes Repertoire, wirkte hier an 30 Premieren mit, sang in fast 190 Aufführungen die Pamina in der »Zauberflöte« und verkörperte rund 120 Mal die Antonia in Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen«. Sie wirkte 1963 in der Österreichischen Erstaufführung von Verdis »Die Räuber«  als Amalia, 1969 in der Wiener szenischen Erstaufführung von Berlioz’ »Fausts Verdammung« als Margarethe und am 13.4.1970 in der Uraufführung von Franz Salmhofers »Dreikönig« als Marei mit. Weiters trat sie als Violetta in Verdis »La Traviata«, als Gemmy in Rossinis »Wilhelm Tell«, als Agathe in Webers »Der Freischütz«, als Martha in d’Alberts »Tiefland«, als Martha in Kienzls »Der Evangelimann«, als Angelica in Puccinis »Schwester Angelica«, als Lisa in Tschaikowskys »Pique Dame«, als Cio-Cio-San in Puccinis »Madame Butterfly«, als Kordula in Salmhofers »Das Werbekleid« und als Ninabella in Egks »Die Zaubergeige« auf. Sie sang zudem die Titelpartien in Antonín Dvořáks »Rusalka« und Stanislaw Moniuszkos »Halka«. In der Operette »Frühjahrsparade« von Robert Stolz war sie in der Hauptpartie der Hansi Gruber zu erleben. Sie gastierte an der Wiener Staatsoper (1957 in »Carmina burana« von Carl Orff und 1969 als Antonia in »Hoffmanns Erzählungen«), an den Staatsopern von Stuttgart und München und am Opernhaus von Frankfurt a.M. Seit 1964 war sie durch einen Gastspielvertrag mit der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg verbunden. Weitere Gastspiele gab sie in Bordeaux, Lyon, Zürich, Nizza und Bologna. Daneben führte sie eine reichhaltige Konzerttätigkeit mit Oratorien und dem großen klassischen Repertoire durch ganz Europa sowie nach Übersee. Nach einem Fachwechsel blieb Christiane Sorell der Volksoper mit Partien wie der Mutter in Humperdincks »Hänsel und Gretel«, der Fata Morgana in Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen« und der Königin in Weinbergers »Schwanda, der Dudelsackpfeifer« weiterhin ein wertvolles Mitglied. Christiane Sorell wurde am 8. November 1966 der Titel „Kammersängerin“ verliehen. Am 16. März 1989 wurde sie zum Ehrenmitglied der Volksoper Wien ernannt. Sie starb 2015 in Wien.

Schallplatten: Eurodisc (Querschnitt durch »Hoffmanns Erzählungen«).

 

13.1. Nikolai PETSCHKOWSKY: 125. Geburtstag

Nikolai Petschkowsky

 Er begann seine Bühnenkarriere 1914 als Schauspieler bei der Truppe des Impresarios Sergiewsky im Moskauer Volkstheater, kam dann an das Narodny Dom (Volkstheater) in St. Petersburg, wo er sich zur Sängerkarriere entschloss. Zunächst glaubte er, eine Baritonstimme zu besitzen, doch wurde er durch den Tenor Lawrenti Donskoy in St. Petersburg zum Tenor umgeschult. Er debütierte in diesem Stimmfach 1918, wieder am Narodny Dom, als Andrej in »Mazeppa« von Tschaikowsky. Während der Wirren des Bürgerkrieges sang er vor Soldaten der Roten Armee. 1920 wurde er auf Empfehlung des Volkskommissars für Bildung und Kultur Lunatscharsky an das Bolschoi Theater in Moskau verpflichtet, wo er 1921 als erste Partie den Andrej Chowanski in »Chowanschtschina« von Mussorgsky vortrug, dann den Lenski im »Eugen Onegin«. Er gastierte danach am Nemirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau und 1923 am Opernhaus von Odessa (Hermann in »Pique Dame« zusammen mit Maria Litwinenko-Volgemut), folgte dann aber 1923 einem Ruf an das Opernhaus von Leningrad. Hier erreichte seine Karriere ihren Höhepunkt; das Opernpublikum dieser Stadt feierte ihn in einer kaum zu beschreibenden Weise, was unter den damaligen Zeitverhältnissen umso erstaunlicher war. Seine großen Partien waren neben dem Hermann in »Pique Dame« (seiner besonderen Glanzrolle), der Roméo in »Roméo et Juliette« von Gounod, der Don José in »Carmen«, der Alfredo in »La Traviata«, der Manrico im »Troubadour«, der Canio im »Bajazzo«, der Dimitrij im »Boris Godunow« und später auch der Otello von Verdi. Sein exzentrisches Auftreten in der Öffentlichkeit erregte nicht weniger Aufsehen als seine suggestive, bezwingende Darstellungskunst auf der Bühne. Ende 1942 kam er in das von den deutschen Truppen belagerte, hungernde Leningrad zu seiner Mutter. Er nahm Kontakt zu der deutschen Armee auf, trat im deutsch besetzten Baltikum (u.a. in Riga und vielleicht sogar in Deutschland) auf. Er wurde darauf nach der Eroberung der baltischen Länder durch die russischen Truppen als Landesverräter vor Gericht gestellt und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Im Gegensatz zu den harten Strafen, die für derartige Delikte damals verhängt wurden, war dieses Urteil überaus mild, er konnte sogar im Gefängnis Besuche empfangen und singen, wohl weil er immer noch als der erklärte Liebling des Leningrader Publikums galt. 1955 wurde er entlassen und konnte sich seit 1958 als Regisseur am Opernhaus von Leningrad betätigen. Es kam jedoch wegen der abfälligen Kommentare, die er zu den Leistungen der neuen Sängergeneration am Leningrader Opernhaus abgab, zu Auseinandersetzungen mit dem Direktor des sowjetrussischen Theaterwesens Jeletzky, und er wurde schließlich aus einer Stellung entlassen. Er starb 1966 in Leningrad.

Die Stimme des eigenwilligen Sängers ist durch schöne Schallplattenaufnahmen auf Melodiya erhalten, darunter eine vollständige Aufnahme von »Pique Dame«, in der er seine große Glanzrolle, den Hermann, singt.

 

14.1. Thomas BRICCETTI: 85. Geburtstag

 Er war 1947-62 Klavierschüler von Jean Dansereau. Er studierte Komposition bei Bernard Rogers (1953–55 an der Eastman School of Music), Samuel Barber, Peter Mennin und Alan Hovhannes. Seine Lehrer als Dirigent waren Richard Lert und George Szell. Er gewann ab 1959 mehrere Preise der ASCAP, 1959 einen Preis der American Academy in Rome, ein Kompositionsstipendium der Ford Foundation (1961–63) und 1963 ein Stipendium der Künstlerkolonie Yaddo. Er wirkte als Dirigent bzw. musikalischer Leiter u. a. beim St. Petersburg Symphony Orchestra (1962–69), dem Indianapolis Symphony Orchestra (1969–75) und dem Omaha Symphony Orchestra (1975–84). 1984-86 war er ständiger Gastdirigent des Sinfonieorchesters und Dirigent des Rundfunkorchesters von Stavanger, ab 1988 Generaldirektor des Orchestra Sinfonica di Umbria und der Symfonia Perusiana in Perugia. Daneben wirkte er 1988-94 als künstlerischer Leiter der Orchestra Stabile di Bergamo und 1994-96 als Chefdirigent des RIAS-Jugendorchesters. Neben Chor-, Vokal- und Kammermusik komponierte Briccetti u. a. auch Instrumentalkonzerte (darunter ein Violin- und ein Cellokonzert), sinfonische Musik (u. a. zwei Sinfonien und eine für einen Pulitzer-Preis nominierte sinfonische Suite) sowie drei Opern (Euridice, 1991; Odysseus Returns, 1997; The Contract, 1998). Er starb 1999 in Perugia.

 

14.1. Grace HOFFMAN: 100. Geburtstag

Grace Hoffman

Ihre Familie war ungarischer Abstammung. Sie studierte Literatur und Musikwissenschaft und erhielt ihre erste Ausbildung zur Sängerin durch Lila Robeson, dann weitere Ausbildung ihrer Stimme durch Friedrich Schorr und Giuseppe Gentile; abschließende Studien bei Mario Basiola in Rom. 1951 gewann sie einen Gesangwettbewerb in Lausanne. Sie debütierte 1951 bei der US Touring Company (Wagner Opera) als Mamma Lucia in »Cavalleria rusticana«. 1951 hörte man sie beim Maggio Musicale von Florenz als Priesterin in »Aida«, am Stadttheater von Zürich 1952 als Azucena im »Troubadour« und 1955 als Kundry im »Parsifal«. 1955 kam sie von Zürich an die Staatsoper von Stuttgart. Sie gehörte bis 1992 der Staatsoper Stuttgart an und wurde zu deren Ehrenmitglied ernannt. Sehr erfolgreiche Gastspiele an der Mailänder Scala (1955 als Fricka in der »Walküre« und 1974 als Herodias in »Salome« von R. Strauss), an der Covent Garden Oper London (1955, 1959-61, 1964-66), an der Oper von San Francisco (1958 als Eboli in Verdis »Don Carlos« und als Venus im »Tannhäuser«), an der New Yorker City Opera und am Teatro Colón Buenos Aires (1960, 1963, 1965 und 1967). 1956-90 oft zu Gast an der Wiener Staatsoper (als Eboli, als Amme in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss, als Fricka im Ring-Zyklus, als Santuzza in »Cavalleria rusticana«, in mehreren Partien in »Dido and Aeneas« von H. Purcell, als 2. Dame in der »Zauberflöte«, als Waltraute in der »Götterdämmerung«, als Amneris in »Aida«, als Maddalena im »Rigoletto«, als Venus, als Kostelnicka in Janáceks »Jenufa«, als Herodias, als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«, als Geneviève in »Pelléas et Mélisande«, als Brangäne in »Tristan und Isolde«, als Azucena, als Kundry, als Ortrud im »Lohengrin«, als Mary in »Der fliegende Holländer«, als Ulrica in Verdis »Maskenball«, als Kabanicha in Janáceks »Katja Kabanowa«, als Klytämnestra in »Elektra« von R. Strauss und als Weseners alte Mutter in »Die Soldaten« von B.A. Zimmermann. 1958 debütierte sie als Brangäne an der Metropolitan Oper New York und sang diese Partie bis 1971 in insgesamt vier Vorstellungen. Seit 1962 auch an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg tätig. Weitere Gastspiele: Grand Opéra Paris (1962 als Waltraute, auch 1967), Amsterdam (1959 als Ortrud), Teatro San Carlos Lissabon (1957 und 1959 als Brangäne), Deutsche Oper Berlin, Staatsoper München, Königliche Oper Kopenhagen (1969), Oper von Bordeaux, Opernhäuser von Marseille und Nizza, Staatsopern von Hamburg und Dresden, Teatro Comunale Bologna (1957 als Ortrud), Teatro Margherita Genua, Teatro Fenice Venedig, Teatro Verdi Triest, Teatro San Carlo Neapel, Théâtre de la Monnaie Brüssel (1963), Maggio Musicale von Florenz (1960 als Kostelnicka, 1961 als Ortrud), Philadelphia Opera, Gran Teatre del Liceu in Barcelona (1956). 1964 sang sie in der New Yorker Carnegie Hall in der konzertanten Premiere von Donizettis »Maria Stuarda« die Partie der Elisabetta. 1957-70 wirkte sie bei den Festspielen von Bayreuth mit, und zwar als Brangäne (ihre besondere Glanzrolle, 1957-59, 1966, 1968-70), als Siegrune (1958, 1960-64), als 2. Norn (1960-64), als Waltraute (1960-61, 1964, 1968-69) und als Fricka (1962-64) im Nibelungenring und als Ortrud (1967-68). 1978 erhielt sie einen Ruf als Professorin an die Musikhochschule Stuttgart, setzte aber ihre Sängerlaufbahn weiter fort. Noch 1988 sang sie an der Opéra du Rhin Straßburg Weseners alte Mutter, 1989 in Stuttgart die Mary. Sie starb 2008 in Stuttgart. – Der weite Tonumfang ihrer Stimme wurde durch die Aussagekraft ihres Vortrages und durch ihre darstellerische Präsenz glücklich ergänzt; auf der Bühne wie im Konzertsaal in einer Vielzahl von Aufgaben in Erscheinung getreten. Hochgeschätzte Verdi- und Wagner-Interpretin. Aus ihrem umfangreichen Bühnenrepertoire seien ergänzend die Principessa in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, der Orpheus von Gluck, die Lady Macbeth in »Macbeth« von Verdi, die Cassandre in »Les Troyens« von Berlioz, die Judith in »Herzog Blaubarts Burg« von B. Bartók, die Jocasta in »Oedipus Rex« von Strawinsky, die Brünnhilde in der »Walküre« (!) und der Adriano in R. Wagners »Rienzi« genannt.

Schallplatten: DGG, Decca, Fono (»Das Lied von der Erde« von G. Mahler), Columbia, CBS (»Das klagende Lied« von G. Mahler), Vox (»Das Lied von der Erde« von G. Mahler), Opera, darunter auch integrale Opern (»Salome«, »Der Barbier von Bagdad«). Auf Cetra DOC singt sie die Brangäne in »Tristan und Isolde« (Mitschnitt vom Maggio Musicale Fiorentino, 1957), auf Melodram die Ortrud im »Lohengrin« (Bayreuth 1967), auf Wergo in »Bremer Freiheit« von A. Hölsky; Teldec-Video (»Die Soldaten« von B.A. Zimmermann).

 

14.1. Theodor IRAN: 125. Geburtstag

 Er war der Sohn eines Universitätsprofessors und studierte Philologie an den Universitäten von Lemberg (Lwòw) und Wien. Er schloss dieses Studium mit seinem Endexamen und dem Doktorat ab. 1918 debütierte er am Opernhaus von Kiew, verließ dann aber Russland. Er ließ nun in den Jahren 1918-21 seine Stimme bei Adolf Robinson und bei Emil Steger in Wien ausbilden. In der Spielzeit 1926-27 war er an der Städtischen Oper Berlin für kleinere Partien engagiert, 1927 sang er am Westdeutschen Rundfunk Köln. Seit 1927 trat er als Gast an verschiedenen deutschen Theatern auf. In der Spielzeit 1928-29 war er Mitglied des Stadttheaters von Hagen (Westfalen). Später wirkte er in Berlin als Pädagoge und als Musikschriftsteller; er veröffentlichte u.a. die gesangspädagogische Schrift »Die Gesangskunst im Licht der Wissenschaft und in der Praxis«. Er starb 1952 in Berlin.

 

14.1. Mostyn THOMAS: 125. Geburtstag

 Sein Vater war Bergmann und verunglückte noch vor seiner Geburt tödlich. Nachdem er am Ersten Weltkrieg als Soldat teilgenommen hatte, wurde seine Stimme durch Marie Rosing entdeckt und ausgebildet. Sein Konzertdebüt fand 1923 unter dem Dirigenten Albert Coates statt; im gleichen Jahr hatte er erste Erfolge bei Konzerten in der Londoner Albert Hall und beim Festival von Eisteddfodd. 1926 ging er nach Italien und studierte dort weiter bei Binetti in Mailand. 1929 fand sein Bühnendebüt in Genua statt; er erschien dann am Mailänder Teatro Dal Verme als Tonio im »Bajazzo«. In den folgenden fünf Jahren trat er an italienischen Opernhäusern, u.a. in Bari und Genua unter dem Pseudonym Tommaso Ostini auf. 1931 verlegte er seine Tätigkeit in die USA und gab dort zunächst einige Konzerte. 1931 wurde er für zwei Vorstellungen als erster Bassist durch die San Carlo Opera Company engagiert. Er sang dort den Amonasro in »Aida« und den Tonio im »Bajazzo« und war dabei so erfolgreich, dass er für die folgenden 17 Jahre bei dieser Operngesellschaft blieb und mit ihr die nordamerikanischen Großstädte bereiste. Er gastierte u.a. auch an den Opernhäusern von Philadelphia und Cincinnati sowie 1940 an der Oper von Havanna. Höhepunkte in seinem Bühnenrepertoire bildeten die großen Baritonpartien aus dem Bereich der italienischen und der französischen Oper. 1954 gab der Künstler nochmals Konzerte in seiner Heimat Wales; er verbrachte seinen Lebensabend in San Francisco. Er starb im August 1984.

Schallplatten: Zwei elektrische Aufnahmen auf Columbia (1928/29).

 

15.1. Hildegard LAURICH: 80. Geburtstag

Hildegard Laurich

 Sie studierte an der Musikhochschule in Detmold, dann bei Hermann Weissenborn in Berlin und im Privatstudio von Fred Husler in Cureglia (Schweiz). Sie legte den Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit von vornherein auf den Konzertgesang. Einmal war sie eine bedeutende Oratoriensängerin und wurde namentlich als Bach-Interpretin, aber auch in einem sonstigen umfangreichen Repertoire bekannt, anderseits galt sie als hervorragende Liedersängerin. Konzertreisen führten sie in die deutschen Großstädte, nach Frankreich, Spanien, Portugal, in die Schweiz, nach Holland, Dänemark und in die USA, wo sie u.a. ein Konzert in der New Yorker Carnegie Hall gab. Sie sang bei den Göttinger Händelfesten von 1969 und 1971, beim Toledo Festival 1970 in Spanien und beim Deutschen Bachfest. Auf der Bühne trat sie gastweise in einigen klassischen und barocken Partien auf, u.a. am Teatro Colón Buenos Aires, an den Opernhäusern von Rio de Janerio und Mexico City und an einigen deutschen Theatern. Sie starb im Februar 2009.

Schallplatten: CLV (zahlreiche Bach-Kantaten), JSV (Requiem D-Moll von Bruckner), CBS (8. Sinfonie von G. Mahler), Edition Schwann (Kantaten von Händel), Carus-Verlag (Werke von H. Schütz), Ex Libris (»Romeo und Julia« von H. Sutermeister).

 

15.1. Barbara ROBOTHAM: 85. Geburtstag

 Biographie der englischen Mezzosopranistin auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_Robotham 

 

15.1. Angelica LOZADA (amerikanische Sopranistin): 90. Geburtstag

 

15.1. Tullio PANE: 95. Geburtstag

Tullio Pane

 Er erhielt ein Stipendium, das ihm eine Ausbildung zum Sänger in der Opernschule der Mailänder Scala ermöglichte. Debüt 1960 am Teatro Comunale von Bologna. Seither war er immer wieder an diesem großen italienischen Opernhaus zu hören. Er trat auch beim Maggio Musicale von Florenz, am Teatro San Carlo Neapel, an den Opernhäusern von Parma und Florenz und am Stadttheater von Basel auf. Er sang in den Jahren 1974-76 an der City Opera New York u.a. den Herzog im »Rigoletto«, den Rodolfo in »La Bohème«, den Dudley in »Maria Stuarda« von Donizetti und den Grafen Almaviva im »Barbier von Sevilla«. Auf der Bühne gestaltete er mit Vorliebe die lyrischen Partien der italienischen Oper von den großen Belcanto-Meistern angefangen bis zu Verdi, Puccini und zeitgenössischen Werken, dazu Rollen in Opern von Mozart, Bizet, Gounod und Massenet. 1989 sang er an der Oper von Rom den Eacide in »Zelmira« von Rossini. Nicht zuletzt als Konzertsänger bekannt geworden. Er war in Rom auch als Gesanglehrer tätig. Er starb 2001 in Civitavecchia.

Schallplatten: Cetra, Ariola-Eurodisc (Gherardo in »Gianni Schicchi«), CBS (»Andrea Chénier« von Giordano), Nuova Era (Pang in »Turandot« von Puccini).

 

15.1. Mauro ASSONI: 200. Geburtstag

 Biographie des italienischen Baritons auf Italienisch: https://www.lacasadellamusica.it/vetro/Pages/Dizionario.aspx?ini=A&tipologia=1&idoggetto=1613&idcontenuto=189 

 

19.1. Helmut OFNER (langjähriges Mitglied der Wiener Volksoper): 85. Geburtstag

 

19.1. Simone MANGELSDORFF: 90. Geburtstag

 Ihre Mutter war Konzertsängerin. Simone Mangelsdorff erhielt ihre Ausbildung in München und Frankfurt a.M., wo sie Schülerin von Paul Lohmann war. Sie begann ihre Bühnenkarriere 1960 am Landestheater von Coburg, an dem sie als Titelheldin in »Rusalka« von Dvorák debütierte und bis 1962 im Engagement blieb. Über das Stadttheater von Basel und das Opernhaus von Nürnberg kam sie 1967 an die Oper von Köln. Sie sang als erste jugendlich-dramatische Sopranistin an diesem Haus u.a. die Senta in »Der fliegende Holländer«, die Aida, die Leonore im »Fidelio«, die Butterfly, die Leonore im »Troubadour« und den Octavian im »Rosenkavalier«. Gastspiele an den Staatsopern von Hamburg und München, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, am Staatstheater Hannover, an der Niederländischen Oper Amsterdam, in Kopenhagen, Venedig und Marseille. Bei den Festspielen von Bayreuth wirkte sie 1965 als Blumenmädchen im »Parsifal« mit. Sie trat bei den Salzburger Festspielen 1967 als Venus in Mozarts »Ascanio in Alba« auf. Am Teatro Colón Buenos Aires gastierte sie als Jenufa in der gleichnamigen Oper von Janácek. 1968 unternahm sie eine USA-Tournee als Konzertsängerin. In der Spielzeit 1968-69 sang sie an der New Yorker Metropolitan Oper die Freia im »Rheingold«. Sie gastierte 1968 an der Oper von Kopenhagen, 1970 an den Opernhäusern von Marseille und Toulouse sowie am Théâtre de la Monnaie Brüssel (als Komponist in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss), 1972 an der Staatsoper Stuttgart. 1973 erkrankte sie schwer, betrat aber wieder in Köln die Bühne und sang dort als letzte Partie im Juni 1973 die Leonore im »Troubadour«. Im November des gleichen Jahres starb sie in Köln. Sie war verheiratet mit dem Jazzmusiker Emil Mangelsdorff.

Sie sang auf DGG in einer vollständigen »Rheingold«-Aufnahme die Freia unter H. von Karajan.

 

19.1. Giuseppe SAVIO: 100. Geburtstag

Giuseppe Savio

 Er begann seine Karriere in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und debütierte schon in der Saison 1948-49 an der Mailänder Scala als Edgardo in »Lucia di Lammermoor«. Bis 1954 trat er häufig an diesem großen Opernhaus auf (u.a. als Ernesto im »Don Pasquale«, als Prinz Wsewolod in »Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch« von Rimsky-Korssakow, als Francis Turner in der italienischen Erstaufführung der Oper »La Collina« von Mario Peragallo und als Faust von Gounod) und erschien dort nochmals 1971 als Beppe in Donizettis »Rita«. Er sang an der Scala auch in den Uraufführungen der Opern »L’Orso Re« von Luigi Ferrari-Trecate (1950) und »L’Allegra brigata« von Gian Francesco Malipiero (1950). Gastspiele führten ihn an die großen italienischen Operntheater, doch kam er auch im Ausland bei Gastspielen zu viel beachteten Erfolgen. So sang er 1956 an der Oper von Monte Carlo den Herzog im »Rigoletto« und den Pinkerton in »Madame Butterfly«, gastierte bis in die sechziger Jahre oft an den Opernhäusern von Lyon und Bordeaux, auch in Toulouse und Straßburg, sang 1966 am Théâtre de la Monnaie Brüssel den Otello von Verdi und trat 1967 an der Oper von Antwerpen, 1960 bei den Zürcher Festwochen als Don Carlos von Verdi, 1961-65 am Opernhaus von Malta auf. Er setzte seine Bühnenkarriere bis Anfang der siebziger Jahre fort. Aus seinem Repertoire sind noch ergänzend der Licinio in »La Vestale« von Spontini, der Pollione in »Norma«, der Alvaro in Verdis »La forza del destino«, der Riccardo in »Un ballo in maschera«, der Canio im »Bajazzo«, der Turiddu in »Cavalleria rusticana«, der Cavaradossi in »Tosca«, der Calaf in »Turandot«, der Andrea Chénier in der Oper gleichen Namens von Giordano und der Loris in »Fedora«, ebenfalls von Giordano, zu nennen. Er starb 2004 in Bolzano.

Schallplatten: Cetra (Rinuccio in »Gianni Schicchi« von Puccini), Musica et Litera (Querschnitt durch »Nabucco«, auch auf Saga und anderen Marken erschienen), World Record Club (Querschnitt »La Traviata«).

 

19.1. Tom KARL: 175. Geburtstag

 Sein  eigentlicher Name war Thomas Carrol. Er erhielt seine Ausbildung bei Henry Phillips in England, bei Enrico delle Sedie in Paris und bei San Giovanni in Italien. Dort debütierte er auch. 1869 sang er am Teatro Re in Mailand den Egidio in »La Contessa d‘Amalfi« von Errico Petrella, die gleiche Partie auch 1869 am Teatro Goldoni in Modena, 1870 am Teatro Petrella in Longieno den Renzo in »I Promessi Sposi« von Petrella, den er 1871 am Teatro Carcano in Mailand wiederholte. Am 18.2.1871 trat er an der Mailänder Scala als Giorgio in der (erfolglosen) Uraufführung der Oper »Elisabetta d‘Ungheria« von Jules Beer auf, 1872 am Teatro Paganini Genua als Romeo in »Romeo e Giulietta« von Filippo Marchetti. Er setzte danach seine Karriere in England fort; der Impresario Carl Rosa engagierte ihn, nachdem er ihn gehört hatte, für die English Opera Company (später Parepa-Rosa Company), die er, zusammen mit seiner Ehefrau Euphrosyna Parepa, leitete, und mit der er Gastspieltourneen in Nordamerika arrangierte. Thomas Karl ging 1873 endgültig in die USA, wo er bei verschiedenen reisenden Operngesellschaften auftrat, u.a. bei der Boston Ideal Company. In Nordamerika wurde er zu Beginn der achtziger Jahre durch seine Interpretation italienischer Opernpartien wie durch Konzerte bekannt. Er starb 1916 in Rochester (New York).

 

20.1. Jean-Louis MARTINOTY: 75. Geburtstag

 Er wuchs zunächst in Algerien auf. Er lernte Cello zu spielen. Eine Begegnung mit Jean-Pierre Ponnelle löste sein Interesse für Oper aus. Als erstes Werk inszenierte er Benjamin Brittens Ein Sommernachtstraum. Es folgten Opern von Offenbach, Francesco Cavalli, Marc-Antoine Charpentier, Händel, Lully, Jean-Philippe Rameau, Cesti und Monteverdi, damit war sein Ruf als Regisseur von Barockopern begründet. Später inszenierte er auch neueres Repertoire, darunter Ariadne auf Naxos, Wagners Der Ring des Nibelungen, Carmen, Pelléas et Mélisande, schließlich aber auch Operetten wie Die lustige Witwe und Der Zigeunerbaron. Überraschend wurde er 1986 Direktor der Pariser Oper – in der Nachfolge von Massimo Bogianckino, der zu dieser Zeit sein Amt als Bürgermeister von Florenz antrat – diese Position bekleidete Martinoty bis 1989. Wenig erfolgreich war er mit seinen Inszenierungen von Mozarts Le nozze di Figaro und Don Giovanni an der Wiener Staatsoper. Er starb 2016 in Neuilly-sur-Seine.

 

20.1. Roberto BAÑUELAS: 90. Geburtstag

Roberto BaÑuelas

 Er absolvierte seine Ausbildung zum Sänger am Conservatorio Nacional de Musica und an der Academia de la Opera de Bellas Artes in Mexico City. Bühnendebüt 1958 an der Opera Nacional de Bellas Artes von Mexico City als Marcello in Puccinis »La Bohème«. Er wurde international bekannt, als er nach Europa kam und 1971-78 Mitglied der Staatsoper von Hamburg, 1974-78 auch der Deutschen Oper Berlin war. Hier sang er eine Vielzahl von Baritonpartien des lyrischen wie des dramatischen Stimmfachs: den Escamillo in »Carmen«, den Guglielmo in »Così fan tutte«, den Figaro wie den Grafen in »Figaros Hochzeit«, den Papageno in der »Zauberflöte«, den Rigoletto, den Jago im »Otello«, den Amonasro in »Aida«, den Titelhelden in Verdis »Falstaff«, den Grafen Luna im »Troubadour«, den Renato im »Maskenball«, den Orest in »Elektra« von R. Strauss, den Scarpia in »Tosca«, den Figaro im »Barbier von Sevilla« von Rossini und den Golaud in »Pelléas et Mélisande«. Gastspiele führten den Sänger an die Staatsopern von Stuttgart und München, an die Nationalopern von Prag und Sofia, an die Opernhäuser von Köln und Frankfurt a.M., an das Mannheimer Nationaltheater, an die New York City Opera und an die Oper von Mexico City. 1978 kehrte er wieder nach Mexiko zurück und setzte dort seine Bühnentätigkeit noch bis Anfang der achtziger Jahre fort. Er starb 2015 in Mexico City.

Schallplatten: DGG (»Die Meistersinger von Nürnberg«).

 

22.1. Leon JESSEL: 150. Geburtstag

 Der Sohn eines Kaufmanns, der aus Polen in die USA ausgewandert war und mit seiner Ehefrau Mary später wieder nach Europa zurückkehrte, war ab 1891 zunächst in Gelsenkirchen und Mühlheim an der Ruhr, später auch in Freiberg, Kiel, Stettin und Chemnitz als Kapellmeister tätig. 1896 heiratete er Clara Luise Grunewald. 1899-1905 wirkte Jessel als Kapellmeister am Wilhelm-Theater in Lübeck und war anschließend Direktor der Liedertafel des Gewerkvereins Lübeck. Im Jahre 1909 wurde seine Tochter Eva Maria geboren, 1911 übersiedelte die Familie nach Berlin. 1919 wurde die erste Ehe geschieden, 1921 heiratete er seine zweite Ehefrau Anna. In seiner Berliner Zeit ab 1911 wandte sich Jessel verstärkt der Komposition von Operetten und Singspielen zu, die vor allem in Berlin, später auch in München, Hamburg und Königsberg uraufgeführt wurden. Seinen größten Erfolg feierte er mit der Operette Das Schwarzwaldmädel (Libretto von August Neidhart), die 1917 in der Komischen Oper Berlin (an der Weidendammer Brücke) uraufgeführt wurde. Der große Erfolg des Schwarzwaldmädels lässt sich daran ermessen, dass es innerhalb der folgenden 10 Jahre rund 6000-mal aufgeführt wurde, unter anderem 1922 am Teatro Coliseo in Buenos Aires. Einen zweiten großen Erfolg konnte er 1921 mit der Operette Die Postmeisterin feiern. Das populärste Werk Jessels ist wohl die Parade der Holzsoldaten. Das 1905 komponierte Stück diente 1933 als Titellied im Paramount-Zeichentrickfilm The Parade of the Wooden Soldiers. Jessel gehörte zu den Mitgründern einer Gema-Vorläuferorganisation. Den Nationalsozialismus auf Grund seiner deutschnationalen Ansichten zunächst offenbar eher wohlwollend gegenüberstehend, ersuchte Jessel nach der Machtergreifung um Aufnahme in den Kampfbund für deutsche Kultur Alfred Rosenbergs. Er wurde jedoch abgewiesen und wenig später wegen seiner jüdischen Abstammung mit Aufführungsverbot belegt, obwohl er bereits 1894 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und zum christlichen Glauben übergetreten war. Am 15. Dezember 1941 wurde Jessel zur Gestapo-Leitstelle in Berlin-Mitte vorgeladen und festgenommen. Grund war ein 1939 geschriebener, bei einer Hausdurchsuchung gefundener Brief an seinen Librettisten Wilhelm Sterk nach Wien, in dem Jessel geschrieben hatte: „Ich kann nicht arbeiten in einer Zeit, wo Judenhetze mein Volk zu vernichten droht, wo ich nicht weiß, wann das grausige Schicksal auch an meine Tür klopfen wird.“ Von der Gestapo wurde Jessel in einem Keller des Polizei-Präsidiums am Alexanderplatz so schwer misshandelt, dass er am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin verstarb. Leon Jessel wurde zunächst auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf beigesetzt und 1955 auf den Friedhof Wilmersdorf in Berlin umgebettet. Das Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin benannte einen Platz nach ihm, worauf sich für die umgebenden Straßen der Name Jesselkiez einbürgerte.

 

23.1. Salvator ISSAUREL: 150. Geburtstag

 Er debütierte 1898 an der Pariser Opéra-Comique, ging aber bereits im folgenden Jahr nach Kanada. Hier wirkte er unter dem Namen Mr. Salvator bei verschiedenen Operngesellschaften und sang dabei u.a. den Faust von Gounod, den Gérald in »Lakmé« von Delibes, den Vincent in »Mireille« von Gounod und den Wilhelm Meister in »Mignon« von A. Thomas. Anschließend unternahm er mit der Durieu-Nicosias Opera Company Tourneen durch die USA und Kuba und trat u.a. 1903 an der Oper von New Orleans auf. Er kehrte darauf wieder nach Europa zurück, trat – jetzt als Salvator Issaurel – an Theatern in Belgien, Holland und Frankreich (u.a. 1903 an der Oper von Marseille) auf. 1907 sang er zusammen mit der kanadischen Sopranistin Beatrice La Palme (1878-1921) am Théâtre de la Gaîté Paris in »La Vivandière« von B. Godard. Nachdem er diese 1908 geheiratet hatte, gab er seine Karriere bis auf gelegentliche Auftritte im Konzertsaal auf und wandte sich der Pädagogik zu. Er eröffnete zuerst 1909 in London, dann 1911 in Montreal ein Gesangsstudio, an dem auch seine Gattin wirkte, und an dem viele kanadische Sänger ihre Ausbildung erhielten, darunter Pierrette Alarie, Léopold Simoneau und Joseph Laderoute. Salvator Issaurel starb 1944 in Montreal.

Schallplatten: Im Gegensatz zu Béatrice La Palme, von der keine Aufnahmen vorhanden sind, hat er für HMV zu Beginn der zwanziger Jahre zwei Aufnahmen gemacht.

 

23.1. Gertrud Elisabeth FORSELIUS: 250. Geburtstag

 Die Sängerin, deren Familienname auch als Forsell erscheint, heiratete ganz jung 1787 den deutschen Musiker Johann Christian Friedrich Haeffner (Haefner, 1759-1833), der seit 1780 in Stockholm als Opernkomponist und als Hofkapellmeister zu großen Erfolgen kam. Als Mme. Haeffner trat sie seitdem an der Stockholmer Oper auf, auch in Werken ihres Gatten (u.a. als Ismene in »Electra« 1787, in »Alcides Inträde i Världen« 1793 und als Armide in »Renaud« 1801 in den Stockholmer Uraufführungen dieser Opern). 1786 hörte man sie in Stockholm als Sidonie in »Armide« von Gluck, 1789 sang sie dort in der Uraufführung der Oper »Soliman II.« von Joseph Martin Kraus. Ihr Wirken an der Stockholmer Oper fiel in eine Glanzepoche des Hauses in der Regierungszeit des »Zauberkönigs« Gustav III. 1807 trennte sie sich von Haeffner und heiratete 1808 in zweiter Ehe den schwedischen Opernsänger Johan Jakob Fahlgren († 1848). 1810 sang sie an der Stockholmer Oper die Partie der Marquise in der Oper »Griselda« von Paër. Sie wirkte später in Stockholm als Pädagogin. Sie starb 1850 in Stockholm.

 

24.1. Ib NØRHOLM: 90. Geburtstag

Er spielte im Alter von neun Jahren Klavier, im Alter von fünfzehn Jahren Orgel und debütierte achtzehnjährig als Komponist mit einer Kammeroper nach Hans Christian Andersen. Er studierte dann bis 1956 am Kongelige Danske Musikkonservatorium in Kopenhagen bei Vagn Holmboe, Finn Høffding, Niels Viggo Bentzon und Bjørn Hjelmborg. Ab 1965 unterrichtete er am Fynske Musikkonservatorium in Odense, ab 1973 als Dozent und von 1981 bis zu seiner Emeritierung 2000 als Professor am Kongelige Danske Musikkonservatorium. Er war von 1973-78 Leiter des dänischen Komitees der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) und ist Vorstandsmitglied des dänischen Komponistenverbandes. Nørholms Werke der 1950er Jahre standen in der Tradition Carl Nielsens und Vagn Holmboes. Nachdem er 1960 – gemeinsam mit Per Nørgard, Helmer Norgaard und Pelle Gudmundsen-Holmgreen – am Kölner Festival der ISCM teilgenommen hatte, wandte er sich unter dem Einfluss Stockhausens, Kagels, Boulez’ und Ligetis avantgardistischen Kompositionsstilen wie der seriellen Musik und der Aleatorik, der grafischen Notation und dem Einsatz mechanischer Musikautomaten zu. Sein Klaviertrio op. 22 gilt als erste serielle Komposition eines dänischen Komponisten. In seinen späteren Werken kehrte Nørholm zu einer stärker tonal geprägten Musiksprache zurück. Neben zehn Sinfonien komponierte er Instrumentalkonzerte, Opern, kammermusikalische und Chorwerke sowie Lieder. In Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Ingolf Olsen komponierte er sein erstes größeres Werk für Gitarre Tavole per Orfeo (op. 42). Er starb im Juni 2019.

 

26.1. Ferdinand RADOVAN: 85. Geburtstag

Ferdinand Radovan

 Gesangstudium in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad bei Julije Pejnovic und bei der berühmten Zdenka Zikova. Er debütierte 1964 an der Belgrader Nationaloper als Germont-père in Verdis »La Traviata« und blieb dort bis 1965. 1965-67 sang er am Opernhaus von Ljubljana. 1966 gewann er den Gesangwettbewerb von Ljubljana (Laibach). 1967-74 war er am Opernhaus von Graz (u.a. als Riccardo in Bellinis »I Puritani«, als Escamillo in »Carmen«, als Graf in »Figaros Hochzeit«, als Barnaba in »La Gioconda« von Ponchielli und als Amonasro in »Aida«) engagiert, 1974-77 am Opernhaus von Dortmund. Es kam seit 1967 zu internationalen Erfolgen an der Wiener Volksoper, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Staatsopern von München und Stuttgart, in Essen, Bordeaux und am Prager Nationaltheater. Er trat seit den sechziger Jahren auch wieder als Gast an den Opernhäusern von Belgrad und Zagreb auf. 1974 hörte man ihn am Teatro Regio Turin in der Titelrolle von Borodins »Fürst Igor«, 1975 bei der Operngesellschaft Forum in Enschede (Holland) als Scarpia in »Tosca«. In den Spielzeiten 1979-80 und 1981-82 war er an der New Yorker Metropolitan Oper engagiert; hier hörte man ihn als Barnaba und als Graf Luna im »Troubadour«. Als seine großen Partien galten der Don Giovanni, der Rigoletto wie der Nabucco in den gleichnamigen Verdi-Opern, der Renato im »Maskenball«, der Jago in Verdis »Otello«, der Jeletzky in »Pique Dame« von Tschaikowski, der Nelusco in Meyerbeers »Afrikanerin«, der Jochanaan in »Salome« von R. Strauss, der Enrico in »Lucia di Lammermoor«, der Gérard in »Andrea Chénier« von Giordano und der Titelheld in »Christophe Colomb« von Darius Milhaud. Bedeutende Karriere auch als Konzert- und Oratoriensänger. Er starb 2009 in Ljubljana. – Seine beiden Töchter Norina Radovan und Rebecca Radovan hatten als Koloratursopran bzw. als Mezzosopranistin an der Oper von Ljubljana eine erfolgreiche Karriere.

Schallplatten: Jugoton.

 

26.1. Géza OBERFANK: 85. Geburtstag

 Biographie des ungarischen Dirigenten auf Ungarisch: https://hu.wikipedia.org/wiki/Oberfrank_G%C3%A9za 

 

26.1. Johannes DRIESSLER: 100. Geburtstag

Nach der Schule und dem Abitur wurde er im April 1939 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Oktober 1939 begann er an der Pädagogischen Akademie Dortmund ein Studium, das er im Januar 1940 an der Musikhochschule Köln fortsetzte. Kurze Zeit später, im November 1940, erhielt er die Einberufung zum Wehrdienst. Im Jahr 1944 heiratete er Gertrud Ledermann. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945, wurde er Lehrer am Süddeutschen Landerziehungsheim in Schondorf am Ammersee. 1946 folgte eine Tätigkeit als Dozent an der Nordwestdeutschen Musikakademie, der heutigen Hochschule für Musik Detmold. Hier begann er 1950 mit dem Aufbau der Kirchenmusikabteilung der Akademie. Am 25. August 1950 wurde sein Oratorium Dein Reich komme (op. 11) uraufgeführt. 1953 unterbrach er seine Tätigkeit für die Akademie, um sich verstärkt der Komposition zu widmen. Im Jahr 1954 nahm er aber seine Tätigkeit an der Musikakademie wieder auf. 1956 erhielt er das Maletz-Stipendium des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie. 1958 wurde er an der Musikakademie zum Professor und 1959 zum stellvertretenden Rektor ernannt. Seine letzte Komposition op. 64 erschien im Jahr 1971. 1972 trat er vom Posten des stellvertretenden Rektors zurück. Im Jahre 1983 wurde er in den Ruhestand versetzt. Die beiden Chorwerke Sinfonia Sacra op. 6 und Dein Reich komme op. 11 stellen in den frühen 1950er Jahren einen singulären Erfolg dar. Johannes Driessler wird über Nacht weit über die Grenzen Deutschlands berühmt. Zwar kann keines seiner späteren Werke an diesen frühen Erfolg wieder anknüpfen, aber er hat mit ihnen einen bedeutenden Einfluss auf die moderne geistliche Musik. Im Jahr 1959 erhielt er den Westfälischen Musikpreis, 1962 den Kunstpreis des Saarlandes. Er starb 1998 in Detmold.

 

28.1. Ezio FLAGELLO: 90. Geburtstag

Ezio Flagello

 Er entstammte einer italienischen Familie. Er begann seine Gesangsausbildung an der Manhattan School of Music in New York u.a. bei Friedrich Schorr; er war dort auch Schüler von John Brownlee. Mit Hilfe eines Fulbright Stipendiums konnte er diese Ausbildung in Italien bei Luigi Ricci in Rom zum Abschluss bringen. Bereits 1952 wirkte er in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung von Mussorgskys »Boris Godunow« mit, 1955 sang er beim Empire State Festival in Ellenville (New York) den Dulcamara in »L’Elisir d’amore«. Sein eigentliches Debüt auf der Bühne fand 1956 am Teatro dell’Opera di Roma wiederum als Dulcamara statt. 1957 gewann er den Gesangwettbewerb der Metropolitan Oper New York Auditions of the Air. Darauf debütierte er 1957 an der Metropolitan Oper als Gefängniswärter in »Tosca«. Schon vier Tage später bewunderte man dort seinen Leporello im »Don Giovanni«. Seitdem war er für viele Jahre (1957-78 und nochmals 1983-84) ein gefeierter erster Bassist der Metropolitan Oper. Er sang hier in insgesamt 528 Vorstellungen 50 Partien, u.a. den Bartolo sowohl in »Le nozze di Figaro« als auch in Rossinis »Barbier von Sevilla«, den Warlaam in »Boris Godunow«, den Geronte in Puccinis »Manon Lescaut«, den König wie den Ramfis in »Aida«, den Mesner in »Tosca«, den Paolo in »Simon Boccanegra«, den Plumkett in Flotows »Martha«, den Timur in Puccinis »Turandot«, den Dulcamara, den Sparafucile im »Rigoletto«, den Raimondo in »Lucia di Lammermoor«, den Pogner in »Die Meistersinger von Nürnberg«, den Minister im »Fidelio«, den Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, den Colline in Puccinis »La Bohème«, den Comte Des Grieux in Massenets »Manon«, den Falstaff von Verdi, den König Philipp in Verdis »Don Carlos«, den Pater Guardian wie den Fra Melitone in »La forza del destino«, den Wurm in Verdis »Luisa Miller«, den Oroveso in »Norma«, den Klingsor im »Parsifal«, den Silva in »Ernani«, den Sarastro in der »Zauberflöte«, die Titelrolle in Puccinis »Gianni Schicchi« und den Giorgio in Bellinis »I Puritani«. 1964 sang er dort in der amerikanischen Erstaufführung von Menottis »The Last Savage« den Maharajah. Am 16.9.1966 sang er dort in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Hauses im Lincoln Center in der Uraufführung von Samuel Barbers »Antony and Cleopatra« die Partie des Enobarbus. 1968 gab er Gastspiele an den Opern von Houston (Texas) und Dallas. An der Oper von San Francisco gastierte er 1968 als Silva, 1971 als Pogner und 1982 als Oroveso. Er gastierte auch an der Deutschen Oper Berlin, an der Wiener Staatsoper (1972-73 als Leporello und als Figaro in »Le nozze di Figaro«) und an der Mailänder Scala (1970 als Alfonso in »Lucrezia Borgia« von Donizetti), an der Oper von Rom, am Nationaltheater Prag, in Moskau und beim Maggio Musicale von Florenz. 1991 trat er an der Oper von Philadelphia als Sarastro auf. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er auch als Konzertbassist mit großem Erfolg tätig; so gab er 1968 Konzerte in Berlin. Er starb 2009 in Palm Beach (Florida).  – Sein Bruder Nicolas Flagello (1928-94) wurde ein bedeutender Komponist, Pianist und Dirigent. – Die groß dimensionierte, kraftvolle Bassstimme des Künstlers fand die ihr gemäßen Aufgaben in erster Linie in den großen Partien seines Stimmfachs aus der italienischen Opernliteratur.

Unter seinen Schallplattenaufnahmen befinden sich viele integrale Opern: er sang auf RCA (»Così fan tutte«, »Lucrezia Borgia« und »Lucia di Lammermoor« von Donizetti, »Un ballo in maschera«, »Ernani«, »Luisa Miller«, »Rigoletto«, »Alcina« von Händel, »I Puritani« von Bellini), DGG (»Don Giovanni«), CBS (»Oedipus Rex« von Strawinsky), Foyer (»Simon Boccanegra«, Metropolitan Oper, 1960), Gala (Conte Rodolfo in Bellinis »La Sonnambula«, New York 1961) und auf Nuova Era (Leporello im »Don Giovanni«)

 

28.1. Herbert RÖSSLER: 95. Geburtstag

 Seine Lehrer waren die Pädagogen Rau-Höglauer in Dresden, W. Lippmann in Rostock, D. Winkler, F. Trommler und A. Orth in Berlin. Er begann seine Bühnenkarriere 1946-48 als Chorsänger an der Volksoper Dresden. Als erste Solopartie wurde ihm in Dresden die Rolle des Eremiten im »Freischütz« übertragen. 1949-51 sang er am Stadttheater von Rostock und folgte 1951 einem Ruf an die Komische Oper Berlin, an der er eine große, dreißigjährige Karriere durchlief. 1954 hatte er dort als Sarastro in der »Zauberflöte« unter der Regie von Walter Felsenstein einen besonderen Erfolg und wurde seitdem in Aufgaben wie dem Komtur im »Don Giovanni«, dem Lodovico in Verdis »Otello«, dem Pater Guardian in »La forza del destino«, dem Daland in »Der fliegende Holländer« und dem Förster in Janáceks »Das schlaue Füchslein« herausgestellt, übernahm aber auch kleinere Partien. Gastspiele und Konzerte des Künstlers, der ein vortrefflicher Liedinterpret war, in Westdeutschland, in Polen, in der CSSR und zusammen mit dem Ensemble der Komischen Oper Berlin in verschiedenen weiteren europäischen Musikzentren. Er trat auch an der Berliner Staatsoper auf, u.a. in der Uraufführung der Oper »Joe Hill« von Alan Bush (29.9.1970). Dazu Auftritte im Rundfunk und im Fernsehen der DDR. 1967-69 gehörte er dem Ensemble der Staatsoper Stuttgart an. Er starb im Mai 2012.

Eterna-Aufnahmen. (»Acis and Galatea« von Händel).

 

29.1. Gegam GRIGORIAN: 70. Geburtstag

Gegam Grigorian
In „Krieg und Frieden“

 Nach seiner Ausbildung wurde er Preisträger beim Glinka-Wettbewerb 1975 und später beim internationalen Tschaikowsky-Concours in Moskau (1982). Er setzte seine Ausbildung in der Opernschule der Mailänder Scala fort. Zuerst sang er an den Opernhäusern von Jerewan und Vilnius (Wilna) und gastierte u.a. am Bolschoi Theater Moskau. 1989 trat er am Opernhaus von Lwów (Lemberg) und an der Wiener Staatsoper als Cavaradossi in »Tosca« auf. 1989 wurde er an das Mariinski-Theater St. Petersburg (ehedem Kirow-Oper Leningrad) berufen und begann nun bald mit einer großen internationalen Bühnenkarriere. Er gastierte zusammen mit dem Petersburger Ensemble zu Beginn der neunziger Jahre im Rahmen von Europa- und Nordamerika-Gastspieltourneen. 1991 sang er in Amsterdam den Gennaro in »Lucrezia Borgia« von Donizetti; später trat er mit Nelly Miricioiu als Andrea Chénier von Giordano, mit Margaret Price als Maurizio in »Adriana Lecouvreur« von Cilea, in »Die Zauberin« von Tschaikowsky und als Pierre Bezukhov in einer konzertanten Aufführung von Prokofjews »Krieg und Frieden« auf. 1993 gastierte er bei den Festspielen in den Thermen des Caracalla in Rom als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. 1993 kam er bei seinem Debüt an der Covent Garden Oper London als Lenski im »Eugen Onegin« zu einem großen Erfolg, 1994 sang er an der Oper von Rom den Radames in »Aida«, am Teatro Carlo Felice Genua den Pollione in Bellinis »Norma« (auch 1995 in Washington in einer konzertanten Aufführung der Oper), 1994 an der Oper von Monte Carlo wiederum den Lenski, in Paris die Titelrolle in »Sadko« von Rimsky-Korssakow, 1995 in der Arena von Orange den Radames, 1995 an der Opéra Bastille Paris und am Teatro Comunale Florenz sowie 1996 an der Oper von Santiago de Chile den Riccardo in Verdis »Un ballo in maschera«, 1996 bei den Festspielen von Orange (und in konzertanten Aufführungen in Rom) den Alvaro in »La forza del destino«, in Wiesbaden den Cavaradossi (mit Eva Marton als Tosca), am Teatro Comunale Florenz den Turiddu. 1995 debütierte er an der Metropolitan Oper New York als Hermann in »Pique Dame«, eine seiner Glanzrollen. Bis 2002 sang er an der Metropolitan Oper in insgesamt 12 Vorstellungen außerdem noch den Radames und den Pierre Bezukhov. In Washington sang er 1996 die Titelrolle in einer konzertanten Aufführung von Verdis »Ernani«, 1997 an der Staatsoper Hamburg den Manrico im »Troubadour«, 1998 an der Oper von Monte Carlo den Riccardo in Verdis »Un Ballo in maschera«. Bei Gastspielen der Oper von St. Petersburg sang er am Teatro Colón Buenos Aires 1998  den Fürsten Golizyn in »Chowanschtschina« von Mussorgsky und den Dimitrij im »Boris Godunow« sowie an der Mailänder Scala 1998 den Fürsten Golizyn und 2000 den Pierre Bezukhov und an der Londoner Covent Garden Oper 2000 den Fürsten Golizyn. 1998 trat er an der Oper (Mariinski-Theater) von St. Petersburg als Alvaro auf, den er 1999 und 2001 auch an der Mailänder Scala sang. In der Spielzeit 1998-99 trat er an der Oper von Baltimore als Canio im »Bajazzo«, in der Carnegie Hall New York in »Jolanthe« von Tschaikowsky, am Teatro Fenice Venedig als Radames, in Barcelona und in Rom als Pollione auf. 1999 gastierte er im Festspielhaus von Baden-Baden und am Opernhaus von Toulouse als Alvaro, an der Oper von Nizza als Turiddu, an der Oper von St. Petersburg (Mariinski-Theater) als Verdis Don Carlos. 2000 sang er am Teatro Colón Buenos Aires den Canio. Ein weiterer Höhepunkt in seinem Bühnenrepertoire war der Wladimir in »Fürst Igor« von Borodin. 2000 wurde er Direktor des Opernhauses von Jerewan. Er starb 2016 in Jerewan. Seine Tochter aus erster Ehe mit der litauischen Sopranistin Irena Milkevičiūtė, Asmik Grigorian (* 12. Mai 1981 in Vilnius), wurde eine bekannte Sopranistin.  

Schallplatten: Philips (Alvaro in »La forza del destino« in der Urfassung der Oper von 1862, Hermann in »Pique Dame«, Lenski im »Eugen Onegin« und Vaudemont in »Jolanthe« von Tschaikowsky, vollständige Opern »Krieg und Frieden«, »Sadko« und »Fürst Igor«; manches davon auch als Video); Arthaus/Naxos-Video (Alvaro in »La forza del destino«, St. Petersburg 1998).

 

29.1. Ulrich LEYENDECKER: 75. Geburtstag

 Nach erstem Kompositionsunterricht bei Ingo Schmitt 1962-65 studierte er bis 1970 Komposition an der Musikhochschule Köln bei Rudolf Petzold und Klavier bei Günter Ludwig. 1968 war er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, ab 1971 Dozent für Theorie an der Musikhochschule Hamburg. 1974 erhielt er den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Musik, dem 1978/79 ein Jahresaufenthalt in der Villa Massimo folgte. Ab 1981 war er Professor für Komposition und Theorie an der Musikhochschule Hambuirg. Die Jahre 1984 und 1985 verbrachte er in Paris mit einem Stipendium für die Cité Internationale des Arts Paris. Ab 1986 war er Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg. 1987 verlieh ihm die Stadt Wuppertal den Von-der-Heydt-Preis. 1994 wechselte er von Hamburg in die Professur für Komposition an der Musikhochschule Mannheim, ab 1997 war er Mitglied der Freien Akademie der Künste Mannheim. 2001/02 bekam er erneut ein Stipendium für die Cité Internationale des Arts, Paris. Ab 2005 arbeitete er als freischaffender Komponist. Für den im ersten Nachkriegsjahr geborenen Komponisten stand wie bei vielen seiner Altersgenossen die Auseinandersetzung mit der Musik der Zweiten Wiener Schule „am Beginn der Aneignung der musikalischen Moderne, die im nationalsozialistischen Deutschland verfemt worden war. Doch vollzog sich sein Studium der Wiener Schule […] gelassener als bei Boulez, Nono oder Stockhausen. Dessen Herleitung des seriellen Verfahrens stellte Leyendecker in Frage.“ (Lutz Lesle) Insbesondere die Musik von Alban Berg, in der Leyendecker eine „Rest-Tonalität“ gewahrt sah, wurde für den Komponisten prägend. Zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit ging Leyendecker bei der Genese seines musikalischen Materials „oft noch einen Schritt hinter die a priori fixierte und gesicherte Grundgestalt zurück.“ (Lutz Lesle) Später wurden mehr und mehr feste motivische Gestalten wichtig, die dennoch eine raumgreifende Metamorphose des musikalischen Materials zuließen. Ein wichtiges Anliegen Leyendeckers blieb, eine fassliche, emotional nachvollziehbare Musik zu schreiben, ohne sich dem Publikum anbiedern zu müssen. Ab den 2000er Jahren findet sich in Leyendeckers Kompositionen eine Hinwendung zu klaren Strukturen und Formkonzepten. Dies manifestiert sich sowohl in seinen Orchesterwerken wie auch in der Kammermusik. „Waren es in den frühen kammermusikalischen Kompositionen Leyendeckers eher mikroskopische Tonstrukturen, aus denen heraus sich sein Klangkosmos in faszinierender Architektonik entfalten konnte, so zeigt sich im Bassklarinettenquintett eher eine Tendenz zur großen, mitunter geradezu süffig ausfallenden Geste. Diese entsteht freilich nie aus einem musikalischen Selbstzweck heraus, sondern findet ihren entscheidenden Impuls immer im bezwingenden Beziehungsreichtum der Leyendeckerschen Gedankenwelt.“ (Timo Jouko Herrmann) In einigen Kompositionen aus dem Spätwerk Leyendeckers fällt zudem die lustvolle Auseinandersetzung mit der Musik anderer Epochen auf, wie etwa in den Pensées sur un prélude für Orchester, das Claude Debussys Klavierstück Des pas sur la neige als kompositorischen Ausgangspunkt nimmt, oder im Orchesterstück Evocazione, das die Komtur-Szene aus Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni eindrucksvoll heraufbeschwört. Der Doppelorchester-Technik der Mannheimer Schule erweist Leyendecker in seinem Mannheimer Konzert für zwei Kammerorchester die Reverenz. Leyendecker starb im November 2018 in Bonn im Alter von 72 Jahren an Herzversagen.

 

30.1. Hilde RÖSSEL-MAJDAN: 100. Geburtstag

Hilde Rössel Majdan

 Sie war die Tochter des Bassisten Karl Rössl-Majdan; sie studierte an der Wiener Musikakademie und begann im Jahre 1946 ihre Karriere als Konzert-Altistin. 1947 sprang sie bei einer Aufführung der Matthäuspassion in Wien unter Wilhelm Furtwängler für eine erkrankte Solistin ein und hatte einen glänzenden Erfolg. 1951 folgte sie dann einem Ruf an die Staatsoper von Wien (Debüt als Stimme der Mutter in »Hoffmanns Erzählungen«), deren Mitglied sie für 25 Jahre geblieben ist. Insgesamt war sie an der Wiener Staatsoper mit 62 Partien in 1.553 Vorstellungen zu erleben. Allein 65mal gestaltete sie die Mercédès in »Carmen«, 194mal die Marcellina in »Le nozze di Figaro«, 172mal die Annina im »Rosenkavalier«. Sie sang hier aber auch die Fricka, die Erda und die Waltraute im Nibelungenring, die Brangäne in »Tristan und Isolde«, die Meg Page im »Falstaff« von Verdi, die Ulrica in Verdis »Maskenball«, die Gaea in »Daphne« von R. Strauss, die Kontschakowna in Borodins »Fürst Igor«, die Türkenbaba in Strawinskys »The Rake’s Progress« und die Czipra im »Zigeunerbaron«. Ihr letzter Auftritt im Haus am Ring war am 22. November 1976 in »Moses und Aron«. Sie trat auch an der Wiener Volksoper auf, u.a. als Hexe in Dvoráks »Rusalka«, als Czipra, als Jacqueline in der Österreichischen Erstaufführung von Gounods »Der Arzt wider Willen« und als Margarita in E. Wolf-Ferraris »Die vier Grobiane«. Gastspiele der Künstlerin an der Londoner Covent Garden Oper und an vielen anderen großen Theatern nahmen einen sehr erfolgreichen Verlauf. Sie sang mit den gleichen Erfolgen bei den Festspielen von Salzburg, Edinburgh und Aix-en-Provence. In Salzburg trug sie 1954-55 die Dryade in »Ariadne auf Naxos«, 1955 auch die 3. Dame in der »Zauberflöte« und die Lukrezia in Pfitzners »Palestrina«, 1960 die Annina im »Rosenkavalier« und die Marcellina in »Le nozze di Figaro« vor, dazu trat sie dort 1953 in zwei Konzerten mit geistlicher Musik, 1959 in Gustav Mahlers »Lied von der Erde« sowie 1960 im Mozart-Requiem und in Bruckners Te Deum auf. Als Oratorien- und Liedersängerin kam sie in den Musikzentren Deutschlands, Österreichs und Italiens zu einer erfolgreichen Karriere. Sie wirkte später am Konservatorium von Graz (bis 1972) als gesuchte Gesanglehrerin, dann am Konservatorium der Stadt Wien. Sie starb 2010 in Wien.

Sie sang auf vielen Marken, u.a. auf Nixa (Matthäuspassion), Decca (»Der Rosenkavalier«, »Die Frau ohne Schatten«, »Ariadne auf Naxos«, »Le nozze di Figaro«, »Die Zauberflöte«), RCA, DGG (9. Sinfonie von Beethoven), EJS (»Rienzi«), HMV (2. Sinfonie von G. Mahler), Melodram (»Der Barbier von Bagdad« von P. Cornelius), RAI-Electrola (vollständige »Walküre«, Rom 1952).

 

31.1. Hella PUHLMANN: 85. Geburtstag

Hella Puhlmann

 Sie war 37 Jahre lang (1961-98) am Staatstheater am Gärtnerplatz München als lyrischer Sopran engagiert. Sie trat in unzähligen Rollen auf. An der Seite von Josef Meinrad spielte und sang sie die Dulcinea in »Der Mann von La Mancha«. Sie hat die Titelrolle in »Kiss Me, Kate!« gesungen und war die Titania in Henry Purcells »Die Feenkönigin«. Danach ist sie noch bis zur Spielzeit 2002/03 als regelmäßige Gast-Sängerin am Gärtnerplatz-Theater aufgetreten, zuletzt in »My Fair Lady« als Königin von Transsilvanien und in »Zar und Zimmermann« als Witwe Browe. Sie starb im März 2015.

 

31.1. Mario LANZA: 100. Geburtstag

Mario Lanza

 In Philadelphia, wohin seine Eltern verzogen waren, arbeitete er zuerst als Transportarbeiter, nahm aber bereits in seiner Freizeit Gesangunterricht bei Irene Williams, die ihn auch weiterhin förderte. Er trat bereits 1942 erstmals in einem Konzert beim Tanglewood Festival auf. Der Dirigent Sergej Kussewitzky vermittelte ihm ein Studium am New England Conservatory in Boston, das aber durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde, den er als Soldat mitmachte. Während seines Kriegsdienstes war er bei der Truppenbetreuung als Sänger tätig. Nach Kriegsende schlug er sich als Gelegenheitsarbeiter durch. Er setzte seine weitere Ausbildung bei Enrico Rosati fort. Er unternahm schließlich Konzertreisen mit einem »Belcanto-Trio«, das aus ihm, Frances Yeend und George London bestand. 1947-48 gab er Konzerte in den USA, 1948 erfolgreicher Auftritt in der Hollywood Bowl. Er wurde über Nacht bekannt, als er als Filmsänger in amerikanischen Musikfilmen auftrat (»Der Fischer von Louisiana«, »Alt-Heidelberg«, »Serenade«). Weltruhm trug ihm der Film »The Great Caruso« ein, der 1951 herauskam, und in dem er den großen Tenor darstellte, obwohl seine Stimme keineswegs mit der von Enrico Caruso zu vergleichen war. Er trat insgesamt in sieben Tonfilmen auf. In den Pausen zwischen den Film-Dreharbeiten setzte er seine Konzertreisen in den USA wie in Europa fort. Als Filmsänger und bei seinen Konzertreisen feierte man ihn, wo er nur auftrat, in enthusiastischer Weise. Es gelang ihm jedoch nicht, eine Bühnenkarriere zu entwickeln; er trat lediglich 1948 zweimal an der Oper von New Orleans – erfolglos – als Pinkerton in »Madame Butterfly« auf. 1952 kam es zu einer ersten Stimmkrise, worauf er sich für vier Jahre aus dem Musikleben zurückzog. Nach abermaligem Studium trat er 1956 wieder erfolgreich im Film auf. 1958 unternahm er eine große Europa-Tournee mit Konzerten, u.a. in London und in Hamburg. Er drehte dann in Deutschland den Film »Serenade einer großen Liebe«. Im August 1959 gab er seine letzten Konzerte, gleichzeitig entstanden seine letzten Schallplattenaufnahmen. Die ins Maßlose gesteigerte Publikumsbegeisterung und die Haltlosigkeit seiner Lebensführung brachten ihm ein jähes Ende. Er wurde, von Natur her ein schwieriger, unberechenbarer Charakter, weitgehend ein Opfer der zu dieser Zeit aufkommenden Vermarktung einer Künstlerpersönlichkeit, die vor allem durch die Medien betrieben wurde. Hinzu kamen familiäre Probleme; seine Frau wurde zur Alkoholikerin (sie starb ein Jahr nach seinem Tod); die Ehe, aus der vier Kinder stammten, war schließlich ganz zerrüttet. Mit Recht stellte man fest, dass er mit seiner Karriere nicht umzugehen verstand. Seit 1956 lebte er in Rom, trat aber kaum noch auf. Mit 38 Jahren starb er 1959 in Rom an einem Herzschlag.

Lit: C. Callinicos: »The Mario Lanza Story« (1960); H.M. Hausner: »Mario Lanza, Tragödie einer Stimme« (München, 1962); M. Bernard: »Mario Lanza« (New York, 1971); Terry Robinson: »Lanza – his tragic Life« (Englewood Cliffs, 1980); D. Mannering: »Mario Lanza. A Biography« (Calgary, 1992), R.L. Bessette: Mario Lanza – Tenor in Exile (1998).

Seine Schallplattenaufnahmen erschienen bei RCA.

 

 

 

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