IMPULSTANZ 2024: Erfolgreich auf sozialer Ebene
Der Reihe nach manch lockere Tanzstunde bei Impulstanz. Am Schwarzenbergplatz, beim Museumsquartier, über die Donau drüber und, und … sehr gut! Allerdings nix mehr mit Walzer oder Foxtrott oder auf noch irgendwie wienerisch, doch mit Shake oder so manch ähnlich quirligen Bewegungsspielchen wurden die Jungen (und auch manche Seniorin) zum mitmachen angeregt. Die heurige Impulstanz-Veranstaltungsreihe zieht nun Bilanz – sieht schon recht ordentlich aus. 150 Vorstellungen sind anzuführen, rund 45.000 Besucher wurden von diesen angelockt. 268 Workshops und Research Projects waren im Wiener Arsenal angesetzt; dazu noch und noch an Angeboten.
Der Schwerpunkt liegt sicherlich auf sozialer Ebene. Wie ‚Public Moves Wien‘, kostenlose Tanzklassen. Die Arbeiterkammer, hier der Hauptsponsor, führt an: „Wenn alles teurer wird, ist es für Menschen mit kleinerem Einkommen besonders schwierig, am kulturellem Leben teilzunehmen. Deshalb fördert die AK gute kulturelle und künstlerische Angebote, die sich an alle richten.“
Kulturell gedacht? Mehrere gastierende bekannte gute Kompanien. Sonst wohl eher sportlich. Oder der Egomanie hingegebenn. Denn die kleineren Events in MUMOK oder MAK bewegten sich überwiegend im Bereich sexueller Ichbezogenheit der eingeladenen Performer. Deren Titel wie ‚From The Throat To The Dawn’, ‚Sister or He Buried The Bodie‘, ‚Make Banana Cry“, skurrile Laufsteg-Moderationen …. nichts für ein breiteres Publikum. Der derzeitigen Wien-Kultur entsprechend, gleich wie in den großen Institutionen: ein Kommen und Gehen, doch kaum mit bewunderndem Nachgeschmack.
Als Agierende, ‚Featuring‘: fast nur Gäste. Und einheimische Teams wie Einzelgänger, nur am Rande, tun sich schwer. Zum Impulstanz-Abschluss war in den Räumlichkeiten der Galerie Kandlhofer „Forever: A Madness Opera“ als eine endlos lange ‚Durational Performance‘ zu sehen. Saint Genet / Austria stand darüber, Dauer nicht weniger als 480 Minuten, mit Derrick Ryan Mitchell als Initiator der zelebrierenden, singenden, eher simpel musizierenden, tanzenden Mitwirkenden. Zu an die Historie angelehnten Texten – Madrigale, Songs, Arien – gab es so eine Art Sterbe-Spektakel. Besser sei der Programmzettel zitiert: „A Madness Opera ist eine immersive und interdisziplinäre Ausstellung von Oper, Installation, Tanz, Mode und körperbasierter Perfomancekunst“. Hochgestochen so, doch im Effekt wenig geistreich. Mit endlos in die Länge gezogenen Episoden, kauzigen Ingredienzien, einigem Blut und allzu spekulativ gedacht. Für die in der Galerie Ausharrenden: In einer Kunst-Geisterbahn ist eine geheimnisvoll inszenierte Durcheinander-Performance mitzuerleben gewesen.
Vier Wochen IMPULSTANZ insgesamt: Fabelhaft organisiert, gut in Szene gesetzt, jugendlicher Zuspruch in arger sommerlicher Hitze, auch manch älterer Besucher bei den größeren und attraktiveren Veranstaltungen. Un-unzählige Namen von eingeladenen Mitwirkenden purzeln herum. Auch queerig angepasst. Und für alle … Englisch müsste man können.
Meinhard Rüdenauer