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Im Memoriam Marika Rökk – 20.Todestag  Vom Zirkuskind zum UFA-Star

23.05.2024 | Feuilleton

Im Memoriam Marika Rökk – 20.Todestag

 Vom Zirkuskind zum UFA-Star

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Marika Rökk. Foto: Bundesarchiv

 Marika (Marie Karoline) Rökk wurde als Tochter ungarischer Eltern am 3.November 1913 in Kairo geboren. Unverwechselbar war ihr typisch ungarischer Akzent der ebenso ihr Markenzeichen war wie das einst bekannte Nuscheln von Hans Moser.

Mit acht Jahren erhält Marika Rökk zunächst eine Tanzausbildung in Budapest. Danach als ihre Eltern 1924 nach Paris übersiedelten nimmt sie weiterhin Tanzunterricht bei der Exilrussin Rudkowska und tritt kurz darauf mit der bekannten Revue -Truppe „Hoffmann – Girls“ im Moulin Rouge auf. Aufgrund ihres überdurchschnittlichen Talents folgen Auftritte am Broadway in New York und Monte Carlo. In New York besucht die Künstlerin unter anderem die Tanzschule von Nar Wayburn wo sie schon damals als „Königin der Pirouette“ vielseitig bewundert und gefeiert wurde.

Nach weiterer Ausbildung und Auftritten in New York kehrt die Rökk wieder in ihre Heimat zurück und tritt bei Zirkus Renz auf. Während einer Tournee mit „Stern der Manege“ und einem Gastspiel in Wien (Oktober 1934) entdecken sie die Regisseure Correl und Ucicky. Sie waren begeistert von der Rökk, von ihrer Vitalität und ihrem Reitertalent, und vermittelten ihr kurz darauf einen Zweijahresvertrag bei der UFA (Universum Film AG). Ab nun ging es Schlag auf Schlag wo Marika Rökk einen Film nach dem anderen drehte. Ihre erste Rolle bekommt sie in „Leichte Kavallerie“. Die im Zirkusmilieu angesiedelte Komödie bedeutet für Rökk den Auftakt einer steilen Karriere. In kürzester Zeit wird die temperamentvolle Diva zu einem der beliebtesten Filmstars, und ihre in den Filmen gesungenen Lieder werden zu einem absoluten Kassenschlager. Die Beliebtheit der Künstlerin machte sich auch die Propagandamaschinerie während der NS – Zeit zunutze. Nach Beginn des zweiten Weltkriegs benutzt Joseph Goebbels die UFA – Produktionen zu Propagandazwecken für die „Heimatfront“. Die blonde, als lebenslustig geltende Schauspielerin mit ihrer charismatischen Ausstrahlung und ihres außergewöhnlichen Talents, wird von der NS-Propaganda zumeist für die Vermittlung nationalsozialistischer Wertvorstellungen über die Rolle der Frau eingesetzt. Vor allem soll Rökk mit ihren Filmen das Publikum singend und tanzend unterhalten und so zumindest zeitweise von den Sorgen des Kriegsalltags ablenken.

Beweise liegen vor, dass der UFA-Star sich offen mit den nationalsozialistischen Machthabern arrangierte. Sie war mit dem Reichsfilmintendanten und SS-Führer Hans Hinkel per Du und bewunderte Adolf Hitler wie aus einem Brief an den Diktator her- vorgeht: „Wenn ich Sie, mein Führer, für ein paar Augenblicke erheitern und von ihrer verantwortungsvollen Arbeit ein wenig ablenken konnte, so bin ich darüber unendlich stolz und glücklich.“

1940 heiratet Marika Rökk den Regisseur Georg Jacoby (1882 – 1965) mit dem sie bereits 1936/37 den Film „Und du, mein Schatz, fährst mit“ drehte. Jacoby und seine große Entdeckung ergänzten sich nicht nur in der Arbeit sondern auch privat. Unter der Regie G. Jacobys verkörperte die Rökk zahlreiche Filmrollen in denen sie ihr tänzerisches, schauspielerisches und gesangliches Talent immer wieder unter Beweis stellen konnte. Wo sie damals bereits Traumgagen kassierte wovon kleinere Revuesternchen der UFA nur träumen konnten. Jeder einzelne Revuefilm wurde der Rökk maßgeschneidert sozusagen auf dem Leib geschrieben. Mit einem schon fast krankhaften Ehrgeiz, einer Bestimmtheit, aber auch durch enormen Fleiß und einem täglichen Tanz – und Gesangstraining gelang es Marika Rökk durch ihre Mitwirkung in zahlreichen Revuefilmen in kürzester Zeit sich einen Namen zumachen.

Filme „Der Bettelstudent“ (1936), „Gasparone“ (1937) und „Hallo, Janine“ (1939) mit ihrem Traumpartner Johannes Heesters und der legendäre Film „Kora Terry“ (1940) wurden zu einem Publikumsmagnet. Im selbigen Jahr tritt der bereits international bekannte UFA-Star als Sängerin in dem deutschen Propaganda Spielfilm „Wunschkonzert“ auf und dreht „Zirkusblut“ der zwar unvollendet bleibt. Neben weiteren musikalischen Lustspielen, dreht die Rökk unter der Leitung ihres Mannes den Film „Die Frau meiner Träume“ (1944). Marika spielt darin die Julia, eine Diva, die sich im Urlaub in einen Ingenieur (Wolfgang Lukschy) verliebt. Der Film enthält viele Revueszenen und noch heute klingt uns der Schlager „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine“ im Ohr. Auch dieser Film wurde zu einem absoluten Kassenschlager.

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Marika Rökk mit Tochter Gabriele Jacoby

Im selbigen Jahr wird am 13.April 1944 die Tochter Gabi (Gabriele) Jacoby geboren, die später selbst als bekannte Schauspielerin und Musicalsängerin auf der Bühne stand und in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feierte.Noch einmal steht Rökk vor der Kamera wo sie 1948 den Film „Fregola“ dreht. Danach folgen „Das Kind der Donau“ (1950), Die Verfilmung der Operette „Die Csardasfürstin“ (1951), „Sensation in San Remo“ (1951), „Die geschiedene Frau“ (1953) und im selbigen Jahr „Maske im in Blau“. Bis 1988 dreht Rökk noch weitere Filme und wirkt in verschiedenen Fernsehproduktionen mit und tritt in mehreren Fernsehshows auf.
Nach einer erfolgreichen Filmkarriere folgten in späteren Jahren zahlreiche Bühnenerfolge. Nun konnte das Wiener Publikum sein Filmidol endlich hautnah auf der Bühne erleben. Mit „Gräfin Mariza“ (1976) feierte Marika Rökk am Wiener Raimundtheater großartige Erfolge. Sie spielte weiters in „Das Ministerium ist beleidigt“, „Maske in Blau“ und schließlich die „Blume von Hawaii“, die Fred Raul inszenierte, der nicht nur als ihr weiterer künstlerischer Berater, sondern auch ihr Lebensgefährte und nach dem Tod von Jacoby ihr zweiter Mann wurde. Unvergessen bleibt die Rökk in dem Musical „Hello Dolly“ (1970) am Hamburger Operettenhaus wo ich als Mitwirkende sie noch hautnah auf der Bühne miterlebte. Ihre ungeheure Disziplin und künstlerische Vielseitigkeit war bewundernswert. Rökk erwies sich als ausgesprochenes Temperamentbündel die auch in ihrem Alter mit ihrer Elastizität und ungeheueren Beweglichkeit es immer wieder noch verstand das Publikum zu begeistern. Noch einmal glänzte sie am Theater an der Wien in „Gräfin am Naschmarkt“ und begeisterte das Budapester Operettenpublikum mit der auf sie zugeschnittenen Operette „Gräfin Mariza“. 1986/87 stand Marika Rökk in der Boulevardkomödie „Das Kuckucksei“ am St. Pauli Theater (Hamburg) auf der Bühne. Ein Jahr danach, nachdem auch ihr zweiter Mann Fred Raul (25.August 1985) verstorben war.

Viele Ehrungen wurden dem ehemaligen UFA-Star zuteil wo sie unter anderem vier Mal den „Bambi“ erhielt und 1998 den Ehren – Bambi. Mit bereits über Achtzig zog sich das ehemalige Film – und Theateridol aus dem Showbusiness zurück. Ihre künstlerische Vielseitigkeit war einzigartig. Sie war eine Unermüdliche, eine an sich selbst immer hart arbeitende Künstlerin. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes ein Galionsfigur die ein leuchtendes Vorbild für einen künstlerischen Nachwuchs war…und doch unerreichbar. Einer der letzten weiblichen Bühnen – und UFA Star des „Dritten Reiches“ wo aber zu berücksichtigen ist, das man sich die Zeit als Künstler nicht aussuchen kann in die man hineingeboren wird.

Wegen angeblicher Spionage und ihrer Tätigkeit in Propagandafilmen wie „Wunschkonzert“ (1940) wurde die Rökk an den öffentlichen Pranger gestellt und bekam nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland und in Österreich Auftrittsverbot. Wurde jedoch 1947 von dem Ehrengericht der Österreichischen Schauspielervereinigung rehabilitiert.

Am 16.Mai 2004 verstarb Marika Rökk in Baden bei Wien. Sie wurde am Montag den 24.Mai am Helenen – Friedhof in Baden zur Ruhe gebettet. Ein zu erwartendes Staraufgebot aus dem Ausland blieb leider aus. Und so kamen einige Weggefährten wie Prof. Rolf Kutschera, ehemaliger Intendant des Theater an der Wien, Waltraut Haas mit Erwin Strahl, Sandor Nemeth, Kurt Liederer, Kurt Huemer sowie einige ADABEIS und Rökkfans um sich von dem großen Star zu verabschieden. Dafür war das internationale Medieninteresse umso größer. Das deutsche Fernsehteam war überall zugegen und auch der bekannte deutsche Dokumentarfilmer Douglas Wolfsperger drehte mit seinem Team eine Doku über die Begräbnisfeierlichkeiten, die aber aufgrund eines Verbots seitens der Tochter nie veröffentlicht wurde.

Zu ihrem 20.Todestag erinnern wir uns noch einmal an ein Showtalent, einen Star der zur Legende geworden ist, und nicht nur die deutsche Revuefilmzeit geprägt, sondern dem Publikum unzählige schöne und unterhaltsame Stunden beschert hat. Ein Star des Unterhaltungskinos, der mit seinem ungeheueren Temperament und dem charmanten ungarischen Akzent genau in das Konzept der damaligen deutschen Filmindustrie passte. Mit ihren schnellen Pirouetten und hochfliegenden Beinen wurde Marika Rökk von einem Millionenpublikum zur „Königin der leichten Muse“ genannt.

Der bereits im Oktober 1999 in Zusammenarbeit mit Ursula Meyer erschienene Bildband „Marika Rökk“ lässt das Leben des unvergleichbaren UFA-Star noch einmal „Revue“ passieren. Es zeigt die einmalige Filmkarriere der Künstlerin auf und dokumentiert damit auch ein Stück deutscher Filmgeschichte. Es lohnt sich also dieses Buch zukaufen und einmal hinter die Kulissen zu schauen um über den Star mehr zu erfahren.

Manuela Miebach

 

 

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