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Ieva Dudaite: Thiersen meets Chopin  ARS Produktion 2020

16.03.2020 | cd

Ieva Dudaite: Thiersen meets Chopin

 ARS Produktion 2020

Bildergebnis für Ieva Dudaite: Tiersen meets Chopin

Woher sind diese Klänge so vertraut? Sie sind einfach „da“, brauchen sich nicht zu erklären. Cineastisch und manchmal fast sentimental! Das Attribut cineastisch ist ein gutes Stichwort für die Debut-CD der litauischen Pianistin Eva Dudaite. Denn bei den Stücken des französischen Komponisten Yann Thiersen handelt es sich tatsächlich um einschlägige Filmmusik: „Die wunderbare Welt der Amelie“ und auch „Gold Bye Lenin“ wären ohne Yann Thiersens melancholische Musik nicht das, was sie sind. Ieva Dudaite geht hier mit mit einer federleichten Beweglichkeit zu Werke, die es nie an rhetorischer Prägnanz vermissen lässt. Die Folge: Es braucht gar keine existierenden Leinwandepen mehr, denn Filme laufen unweigerlich beim Hören ab und lassen – eine bestimmte Stimmungslage vorausgesetzt – Augen feucht werden!

Wie ein zarter Gesang modelliert Ieva Dudaites Spiel die Melodienbögen. Unschuldig verspielt kreisen die Figurationen drumherum. Thiersens Tonsprache verweigert sich jeder Komplexität, was der direkten Botschaft zu Gute kommt. Aber das ist nur die eine Dimension dieser neuen ARS-Produktion. Die andere markiert ein gesundes künstlerisches Selbstbewusstsein, mit dem es die Litauerin versteht, durch ihre Programmauswahl ein Statement zu setzen. Kontrastiert werden Yann Thiersens berückende Hörfilmchen nämlich mit einschlägigen Chopin-Kompositionen – etwa mit einem federleicht perlenden Des-Dur-Walzer, zwei entschleunigt atmenden Nocturnes, einem entrückt-gelassenen cis-Moll-Walzer. Solche Qualitäten stehen dann auch die künstlerische Handschrift von Ieva Dudeite im Ganzen: Da fühlt sich eine junge Spielerin mit unverstelltem Blick in die Materie ein, lässt die eigene Tastenkunst zum Spiegel des eigenen Empfindens werden, weitab von jeder circensischen Eitelkeit entfernt. Das gibt Chopins Musik viel Unmittelbarkeit zurück, hebt zugleich die Schöpfungen des Bretonen Yann Thiersen aus jeder Kontextualisierung als Gebrauchsmusik heraus. Ieva Dudeite ist konsequenterweise schon unter dem Motto „Amélie meets Chopin“ erfolgreich auf Tour gegangen. Die gerade Dreißigjährige hat mittlerweile in der weltweiten Karriere Fuß gefasst, fühlt sich dennoch  weiterhin als Botschafterin der eigenen Musikkultur in Litauen. Man darf gespannt sein, was diese junge Künsterlin weiterhin von sich hören lässt!

Stefan Pieper

 

 

 

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