Liedkunst 2021 im Schloss vor Husum
20. Meisterkurs für Liedgestaltung mit Charles Spencer und Ulf Bästlein: 16 internationale TeilnehmerInnen beweisen hohe Qualität
2021 fand die Liedkunst im Schloss vor Husum zum 20. Mal statt. Elf Sänger und Sängerinnen und fünf Pianisten und Pianistinnen stellten im Meisterkurs ihr Können unter Beweis. Wie der renommierte Musikforscher und Pianist Paul-André Bempéchat (Harvard University, USA) sagte: „Eigentlich hätten wirklich alle Lied-Duos preisgekrönt werden müssen.“
Nachdem die Liedkunst 2020 wegen der Corona-Pandemie leider abgesagt werden musste, widmeten sich vom 26. Juli bis 31. Juli 2021
junge Sänger und Sängerinnen, Pianistinnen und Pianisten aus Europa, Amerika und Asien wieder im Schloss vor Husum in einem Meisterkurs und Konzerten der inhaltlichen wie klanglichen Interpretation des „Liedes“. Für 2021 war ein ganz besonderes JubiläumsEröffnungskonzert (Montag, 26. Juli um 19.30 Uhr) im Rittersaal des Schlosses vor Husum geplant. Ulf Bästlein, Charles Spencer und Preisträger der letzten „Liedkünste“ gestalteten gemeinsam das Jubiläumskonzert.
Aus dem Meisterkurs wurde im Laufe der Jahre ein Festival mit dem Namen „Liedkunst im Schloss vor Husum“. Die Kursarbeit ist weiterhin öffentlich und fand 2021, wie auch in den vergangenen Jahren, große Resonanz bei einem ständig wachsenden Publikum. Die Teilnehmer*innen studieren teilweise an Musikhochschulen, teilweise stehen sie bereits als Profis im Beruf. Das Niveau des Meisterkurses, der in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Nordfriesland sowie der Kreismusikschule Nordfriesland veranstaltet wird, sichert eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmer*innen und ist erfahrungsgemäß sehr hoch.
Johann Max Böttcher-Preisträger. Copyright: Liedkunst im Schloss Husum
Preisreigen: erstmals wurde der Johann-Max-Böttcher-Lied-Preisverliehen
Wir sind sehr dankbar und glücklich, dass 2021 aus Anlass unseres Jubiläums erstmalig der hoch dotierte Johann-Max-Böttcher-Lied-Preis(Liedduo-Preis) von der Böttcher-Stiftung ausgeschrieben wurde. Der Preis sowie das Preisgeld von 2500 Euro gingen an das niederländischbelgische Duo Vincent Kusters und Charly Bo Meijering. Der niederländische Bariton Vincent Kusters studierte Gesang und Klavier in Maastricht. Er gibt zahlreiche Liederabende und ist Solist in Opern- und Oratorienproduktionen. Außerdem ist er Organist, Kantor und Dirigent an zwei Kirchen. Er nahm an mehreren Gesangsmeisterkursen teil.
Vincent gewann mehrere Preise für seine Liedinterpretation, wie den Vocallis Liederpreis (Vaals, 2017 und 2018), beim IVC (’s Herthogenbosch, 2019), den Internationalen Schumann Wettbewerb (Zwickau, 2020/2021) und den 1. Preis beim Internationalen Wettbewerb für Orgel und Gesang, (Neuss 2020).
Charly Bo Meijering (Amsterdam, 1987) liebt sowohl die Musik als die bildenden Künste. Zwischen 2006 und 2013 studierte er klassisches
Klavier und Glockenspiel an der Hochschule für Musik in Utrecht.Er tritt regelmäßig auf im Concertgebouw, in der Nationaloper und TivoliVredenburg. Mit der Vorstellung The Magic Piano machte er eine Tournee durch die Niederlande. Ebenfalls trat er in verschiedenen
Fernsehprogrammen auf, wie „Maestro“. Außer dem Musizieren ist
Charlie Bo der bildenden Kunst gewidmet. Für das Projekt ‚Music, Imagination and the Brain‘ (2015) von Erik Scherder und Katia Veekmans machte er riesige Projektionen. Charlie Bo formt ein festes Duo mit Bariton Vincent Kusters.
Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein ermöglichte zum 20. Mal die Verleihung des
‚Nordfriesischen Liedpreises‘ (Liedduo-Preis). Die mit renommierten MusikagentInnen und MusikerInnen besetzte Jury verlieh den Preis dem Duo Stefan Jovanovic (Serbien) und Mauro Zappalá (Italien). Stefan Jovanovic studierte zunächst Mechatronik an der TU in Novi Sad, Serbien, bevor er sein zweites BA im Gesang an der Kunstuni Grazabschloss. Im Oktober 2021 schließt der Bariton sein Masterstudium ab.
Während des Studiums hat er etwa 15 Opernrollen auf der Bühne gesungen. Einige davon bei Projekten u.a. im Prinzregententheater in
München, in Kristiansand in Norwegen, Stadttheater Leoben-Österreich.
Er besuchte auch zahlreiche Meisterkurse bei Lehrern wie u.a. Rudolf Piernay, Gabriele Lechner, Robert Hall, Charles Spencer und sang bei unzähligen Konzerten im Bereich Lied/Oper, sowie Oratorium. Er wird im Dezember 2021 als Falke in der Operette Die Fledermaus im Stadttheater Leoben zu erleben sein.
Mauro Zappalá hat am Conservatorio Bellini (Catania) sein Klavierstudium mit Auszeichnung absolviert. 2015 war er Erasmus
Student an der “Akademia Muzyczna” in Krakau. Derzeit studiert er Master-Liedbegleitung bei Charles Spencer und Markus Hadulla an der Universität für Musik und darstellende Künste in Wien. Er spielte vor allem als Liedbegleiter u.a. im Wiener Musikverein, Wiener Konzerthaus, Wiener Mozarthaus, Wigmore Hall in London und Teatro Bellini in Adrano. Er besuchte Meisterkurse u.a. bei Helmut Deutsch, Paul BaduraSkoda, Homero Francesch und Violetta Egorova. Er gewann den „Theodor Storm Klavierpreis“ und den 20. „Nordfriesischen Liedpreis“, “Giovani Eccellenze Sicliane”, “Premio Simona Savino” und den ersten Preis beim International Artsong Competition OPUS 2021.
Zum zehnten Mal wurde der Nicolaus-Bruhns-Preis für eine ausgezeichnete sängerische Leistung (gestiftet von Dr. Annemarie
Hansen) verliehen. Der Preis ging an die französische Sängerin Katia Ledoux. Die Jury beschloss spontan, dem Deutschen Johannes Schwarz für sein sängerisches Können die gleiche Auszeichnung zu verleihen. Diese Preisvergabe wurde durch eine weitere großzügige Spende der Böttcher-Stiftung ermöglicht.
Die französische Mezzosopranistin Katia Ledoux kam als Kind nach Österreich, wo sie bereits im Kindesalter ihren ersten Preis gewann: Prima la Musica. In den vergangenen Saisonen war sie Mitglied im Internationalen Opernstudio Zürich, wo sie zahlreiche Rollen sang und
ihren eigenen Liederabend auf der Hauptbühne kreieren durfte. International durfte sie bereits wichtige Rollen in verschiedenen Opern
verkörpern (u.a. in der Oper Amsterdam). Auch war sie bereits Preisträgerin beim Belvedere Wettbewerb und erhielt den Niederländischen Pressepreis bei der International Vocal Competition.
Der Bariton Johannes Schwarz stammt aus dem Münsterland. Nach Studien der Schulmusik studiert er Gesang bei Peter Ling in Hannover (derzeit Master). Eine rege solistische Tätigkeit führte ihn bereits u.a. in die Berliner Philharmonie, die Hamburger Laeiszhalle, die Alte Oper Frankfurt sowie die Dresdner Semperoper. Er arbeitete mit den Dirigenten Jan Schumacher, Jörg Straube, Jörg-Peter Weigle und Andreas Spering zusammen; ferner mit den Liedbegleitern Jan-Philip Schulze und Andreas Frese. Er ist Preisträger u.a. des Haydn-Wettbewerbs für klassisches Lied und Arie, des „Concorso di Musica Sacra“ Rom, sowie jüngst des Robert Schumann-Wettbewerbs Zwickau.
Und zum achten Mal wurde durch ein Voting des Publikums imAbschlusskonzert ein*e Publikumspreisträger*in ermittelt: mehrheitlich
stimmte das Publikum für das Lied-Duo Johannes Schwarz und Martijn van Sas (Belgien). Dieser Preis wurde gestiftet von Gabrielle Gumpert und Barbara Hess.
Zum dritten Mal wurde eine herausragende Interpretationsleistung mit dem Hardenack-Zinck-Preis ausgezeichnet. Dieser Preis ist nach dem bedeutenden und zu seiner Zeit berühmten Komponisten, Flötisten und Sänger Hardenack Otto Conrad Zinck benannt, der 1746 in Husum geboren wurde. Mit diesem Preis für eine hervorragende pianistische Leistung wurde der Belgier Martijn van Sas ausgezeichnet. Eine zweite Auszeichnung dieser Art – ebenfalls nach einem spontanen Jury-Beschluss – erhielt Zsófia Faragó aus Ungarn. Auch diese Preisvergabe wurde durch eine weitere großzügige Spende der Böttcher-Stiftung ermöglicht.
Martijn van Sas wurde in Belgien geboren und spielt Klavier seit er 10 Jahre alt ist. Er absolvierte sein Bachelor- und Masterstudium unter Vitaly Samoshko am Konservatorium in Gent und setzte seine Ausbildung in Wien mit dem Postgradualen Lehrgang für Liedbegleitung bei Prof. Charles Spencer fort. Zusätzlich zu einer Vielzahl an Meisterklassen mit bekannten internationalen KünstlerInnen, hat Martijn bereits etliche Konzerte gespielt: u.a. beim Gent Festival, Living Piano (MIAT), beim Arte Amanti Kammermusik Festival und bei Recitals in der Miry Konzerthalle in Gent. Schon im Studium hat er seine Vorliebe für Liedbegleitung entwickelt.
Die ungarische Pianistin Zsófia Faragó beschäftigt sich hauptsächlich mit Kammermusik, insbesondere Liedgestaltung. Sie fing mit 16 Jahren an,Klavier zu spielen und begann ihre musikalische Ausbildung am John Richter Konservatorium in Györ. Ihr Diplomstudium schloss sie 2013 am Royal Birmingham Konservatorium ab. Danach setzte sie ihre Studien bei Hartmut Höll und Markus Hadulla in Karlsruhe fort. Sie hat ihr Masterstudium in 2019 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien absolviert, wo sie bei Markus Hadulla und Stephan Matthias Lademann Liedgestaltung studierte. Mit ihrem Lied-Duopartner Sreten Manojlović hat sie gemeinsam in 2017 das Stipendium für Liedgestaltung der Anny-Felbermayer Stiftung gewonnen.
Die Preisträger mit Charles Specer und Ulf Bästlein. Copyright: Liedkunst im Schloss Husum
Die Preisträger*innen wurden im Abschlusskonzert am Samstag, dem 31. Juli, 18.00 Uhr durch eine Jury ermittelt. Die Veranstalter freuen sich sehr, dass wiederum renommierte Künstler, namhafte Agenten, Dirigenten, Rezensenten und Vertreter des öffentlichen Lebens ihrer Einladung nach Husum gefolgt sind und als Mitglieder der Jury dabei halfen, die besten Sänger*innen bzw. Pianisten*innen zu ermitteln.
Das Konzept des Meisterkurses mit Preisvergabe hat sich als überaus erfolgreich erwiesen und weithin große Beachtung gefunden. Die
bisherigen Preisträger*innen konnten sich international einen Namen machen und haben so die Husumer Liedkunst weithin bekannt gemacht.
Auszeichnungen für Gründer der LiedkunstLeiter und Gründer der Veranstaltungsreihe sind der international bekannte Sänger Ulf Bästlein und der Pianist Charles Spencer, einer derführenden Liedbegleiter unserer Zeit. Charles Spencer ist Professor für
Liedgestaltung an der Musikuniversität Wien und zählt u. a. JessyeNorman, Christa Ludwig, Thomas Quasthoff, Thomas Hampson, Vesselina Kasarova und Elina Garança zu seinen musikalischen Partner*innen. Der Bassbariton Ulf Bästlein, in Husum aufgewachsen, ist Professor für Gesang an der Musikuniversität Graz und der Musikhochschule Lübeck.
Die beiden Künstler verbindet eine langjährige intensive künstlerische wie pädagogische Zusammenarbeit.
Im Herbst 2018 wurde Ulf Bästlein für seine langjährigen Verdienste um das kulturelle Leben in Nordfriesland die höchste Auszeichnung des Kreises Nordfriesland – der Hans-Momsen-Preis – verliehen. Mit dem Preisgeld hat er eine CD aufgenommen, die Klaus Groth, Theodor Storm und Gustav Jenner gewidmet und im Mai 2020 bei dem renommierten Label NAXOS erschienen ist (mit Charles Spencer am Klavier). Durch diese CD mit dem Titel „Die Welt ist lauter Stille, nur mein Gedanke wacht“ wurden Jenners faszinierende Lied-Vertonungen von 17 Grothund 22 Storm-Gedichten erstmals der Öffentlichkeit zugängig gemacht (Weltersteinspielungen!). Kürzlich wurden Charles Spencer und Ulf Bästlein aufgrund dieser CD-Veröffentlichung in gleich drei Kategorien für die diesjährigen OPUS KLASSIK Awards nominiert: ‚Sänger des Jahres‘, ‚Solistischer Gesang des Jahres – Lied‘ und auch in der Kategorie ‚Weltersteinspielung‘. Der OPUS KLASSIK ist einer der wichtigstendeutschen Klassikpreise und wird vom Verein zur Förderung der Klassischen Musik e. V. seit 2018 verliehen.
Der bekennende Schleswig-Holsteiner Ulf Bästlein hat sich bei der Programmierung der Konzerte im Rahmen der Liedkunst stets darum
bemüht, Bezüge zum kulturellen Erbe und einer möglichen Zukunftsmusik‘ seiner Heimat herzustellen. Die Namen Theodor Storm,
Friedrich Hebbel, Emanuel Geibel, Klaus Groth, Johann Heinrich Voß, Hardenack Otto Conrad Zinck, Gustav Jenner oder Hans Christian
Détlefsen (u.a.) ziehen sich wie ein roter Faden durch die Programme der vergangenen 19 Jahre Liedkunst im Schloss vor Husum. Am 3. August 2021 wurde Ulf Bästlein für seine „herausragenden Verdienste um das Land Schleswig-Holstein“ durch Ministerpräsident Daniel Günther die höchste Auszeichnung des Landes Schleswig-Holstein verliehen: der Verdienstorden.
Mehr Informationen über den Meisterkurs finden sich auf www.liedkunstschloss-vor-husum.de
Ein filmischer Bericht über die Liedkunst im Schloss vor Husum ist zu finden auf youtube: 2015- Jubiläum der Liedkunst im Schloss vor
Husum »
http://youtu.be/pDW3gCeiH9