13.06.2019, Heilbronn, Harmonie, Pastorale – Konzert des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn
Pastorale Wonnen des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn mit Mariam Batsashvili
Das 10. Konzert des Heilbronner Württembergischen Kammerorchester begann heiter: Chefdirigent Case Scaglione fand am Notenpult keine Partitur vor und musste sich mit den Worten „ich bin gleich wieder da“ kurz zum Notenholen verabschieden. Nachdem er unter Applaus seinen zweiten Auftritt hatte, diesmal ausgestattet mit Notenmappe, spielten die Musiker ein wunderbares, sommerlich-frisches Konzert.
Den Auftakt machte die kurze „Pastorale d’été“, eine symphonische Dichtung für Kammerorchestervon Arthur Honegger, die er 1920 unter dem Eindruck eines sommerlichen Sonnenaufgangs im Berner Oberland komponierte. Case Scaglione hatte dabei die großen Bögen der aufsteigenden Morgenröte im Blick und animierte die engagierten Musiker zu herrlich abgestimmten Schattierungen in der Dynamik. Der warme Hornklang unterstützte die Bilder vor dem inneren Auge und die präzis spielenden Streicher breiteten einen spätromantischen Klangteppich der Sonderklasse aus. Dabei war die Chromatik zu Beginn des Stücks klar herausgearbeitet und die motivischen Einwürfe der Klarinette mischten sich keck in das harmonische Bild.
Den zweiten Teil des Abends nahm das Klavierkonzert in a-Moll op. 7 von Clara Schumann ein. Die junge Pianistin Mariam Batsashvili spielte das Solokonzert, das die Komponistin bereits im Alter von 15 Jahre schrieb. Zwei sehr begabte junge Frauen kamen hier gewissermaßen zusammen und das Ergebnis war eine atemberaubende Darstellung. Die jugendliche Frische und die Lust am Spielen merkte man Mariam Batsashvili in jeder Note an. Mit ganzem Körpereinsatz warf sie sich in die Anfangsoktaven und begeisterte im Verlauf des Konzerts nicht nur das Publikum. Auch mit dem Orchester hielt sie engen Kontakt und animierte es – angetrieben von einer unbedingten Überzeugung, wie es schien – zu umwerfenden Klangwonnen. Besonders innig gelang ihr die Kadenz, in der sie mit dem Solo-Cello einen musikalischen Dialog einging, der das gesamte Publikum bannte. Voller Ausdruck, Emphase und einer erstaunlichen musikalischen Reife schenkte die georgische Pianistin den Hörern diese Musik. Das Württembergische Kammerorchester tat einen Glücksgriff in der Auswahl der Solistin und des auch für das Orchester anspruchsvollen Stücks. Es ist wert, sich mehr mit Clara Schumann als Komponistin zu beschäftigen, nicht nur zu deren diesjährigen 200. Geburtstag.
Als Zugabe bedankte sich Frau Batsashvili beim begeisterten Publikum mit der Etude Nr. 4 der von Franz Liszt erstellten Grandes Etudes de Paganini (die Liszt im Übrigen Clara Schumann widmete). Hier entfaltete sich das große Können der Georgierin in unvergessener Schnelligkeit in den Fingern und einem kontrollierten Anschlag.
DenAbschluss des sommerlichen Konzerts bildete die Symphonie Nr. 6 Pastorale von Ludwig van Beethoven. Eingewiesen mit ein paar Erklärungen durch Case Scaglione und solistischen Vorwegnahmen zu den Vogelstimmen und zur Gewittermusik konnten wohl alle im Publikum der naturbeschreibenden Musik folgen. Der Dirigent führte das bestens aufgelegt Orchester durch die Partitur und arbeite die Sonatenhauptsatzform und die Durchführung der Themen wohl heraus. Zügig im Tempo und doch nicht eilend rauschte Scaglione durch die Musik und die Harmonie der Pastorale erfüllte das Heilbronner Veranstaltungshaus, das bezeichnenderweise ebenfalls Harmonie heißt. Mit sichtlicher Freude agierten alle Musiker: wohl aufeinander abgestimmt die Streicher, bestens disponiert die Holzbläser und auftrumpfend die Blechbläser. Heraus ragten im karikaturhaften dritten Satz die Hörner.Nach dem bemerkenswert bildhaften vierten Satz des Sturms und Gewittersendete die Symphonie im fünften Satzgleich einem Happy End.
Ebenso beschwingt schenkte das Publikum langanhaltenden Applaus.
Fabian Kropf