Heidelberg: FIDELIO , halbszenische Aufführung 15.2.2020
In einer halbszenischen Aufführung wird am Theater Heidelberg zum Beethoven-Jahr Fidelio gegeben. Die szenische Einrichtung hat Thomas Böckstiegel in den Kostümen von Katharina Kromminga übernommen. Das etwas reduzierte Orchester der Heidelberger Philharmoniker hat auf der Bühne des Maguerre-Saales Platz genommen und wird von Dietger Holm mit sehr präzisen, fast schneidigen Gesten geleitet. Besonders die dynamischen Abstufungen schon in der Ouverture werden signifikant herausgearbeitet. Auch in der verkleinerten ‚historischen‘ Besetzung herrscht oft große Wucht, und besonders die Blechbäser treten dabei hervor. Die vier Hörner stellen bei der Auftrittsarie des Fidelio ein starkes aufeinander eingestelltes klangprächtiges Quartett. Die Sänger treten vor, neben und hinter dem Orchester auf, wobei die Männer im Prinzip alle im Frackkostüm agieren (natürlich auch Fidelio), das aber sehr reduziert sein kann, wie etwa bei Florestan, der die Frackjacke erst am Schluß von Leonore angezogen bekommt. Zu Beginn liegt er in zerrissenem Frackhemd auf dem Boden. Auch die Gefangenen Choristen incl.E-Chor begrüßen in Unterhemden sehr differenziert und klangvoll das „schöne Morgenlicht“ samt den gut disponierten Chorsolisten Adrien Mechler & Woo Kyung Shin. (E.: Michael Pichler)
Den Pizarro gibt James Homann mit zwar dunklem aber gar nicht scharf skandierten belcantescem Baßbariton. Einen sonor baritonalen Don Fernando stellt Ipca Ramanovic. Einen sympathischen Rocco gibt Wilfried Staber mit seinem ausschwingenden schwarzsamtigen Baß. Tochter Marzelline singt mit einnehmend hübschem Timbre gut phrasiert Carly Owen und versteckt sich auch nicht im Quartett. Den Jaquino stellt Joao Terleira mit feinem gut sitzendem Tenor. Das ‚Paar der Paare‘ wird von Chaz’men Williams-Ali mit sehr inbrünstig gesungenem jungheldischem Tenor und Susanne Serfling mit einem bemerkenswert intensivem Spinto-Sopran höchster Güte gestellt.
Friedeon Rosén