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HEIDELBERG/ Stadthalle: „JÖRG WIDMANN-CITY OF BIRMINGHAM S.O.- MIRGA GRAZINYTE-TYLA“

Heidelberger Frühling 2018

08.04.2018 | Konzert/Liederabende

Heidelberg: „JÖRG WIDMANN-CITY OF BIRMINGHAM S.O.-

MIRGA GRAZINYTE-TYLA“ – 07.04.2018

Heidelberger Frühling 2018

Nach Studien in Graz, Bologna, Leipzig, Zürich folgten Galeerenjahre in Heidelberg, Bern, Mannheim (KKO) sodann wurden u.a. die Stationen der Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla internationaler in Salzburg und Los Angeles danach erfolgte das Engagement als GMD beim

City of Birmingham Symphony Orchestra. In bereits sehr kurzer Zeit prägte und pflegte die junge dynamische Dirigentin den besonderen Sound des vortrefflichen englischen Klangkörpers, trat quasi in die Fußzapfen berühmter Pultvorgänger wie Rattle, Nelsons, Alsop, Young.

Ich darf mich glücklich schätzen der Dame nach bisher vier Konzerten u.a. letztes Jahr beim Rheingau-Musik-Festival zu begegnen und sah dem Gastspiel am Neckar-Gestade in der Stadthalle mit Freude entgegen. Um es sogleich zu erwähnen meine Erwartungen wurden übertroffen, der abendliche Sonnenschein ließ den Heidelberger Frühling auch im Saal in herrlichsten orchestralen Farben erblühen.

Mit zarter Hand und großer Gestik geleitet führte die litauische Chefdirigentin ihr City of Birmingham Symphony Orchestra in duftigen Couleurs durch die Partitur des „Prélude á l`aprés-midi d´un faune“ (Claude Debussy). Ingeniös, flüssig, flirrend wurden Rhythmus, Melodie, Harmonie zur verflüchtigten Instrumentierung (Flöte und Harfe) erhob sich aus gedämpft-thematischer Schwüle der Klänge, das Faun-Motiv zum trägen sich dehnenden Gesang. In orchestralem Schimmern wurde die impressionistische Atmosphäre, das erotische Spiel des liebestollen Fauns mit den Nymphen akustisch in schier optisch greifbaren Visionen illustriert.

Jörg Widmann war der Interpret zum „Klarinetten-Konzert“ (W. A. Mozart) und verstand es auf geniale Weise den sanglichen Ton seines Instruments finessenreich in perfekter Virtuosität zu verknüpfen. Man gewann den Eindruck Widmann gab keinen einzigen Ton dem Zufall preis, besessen und leicht zugleich stellte er seine makellos-brillante Spieltechnik in den Dienst dieser wundervollen melodiösen Komposition und verlieh der Musik ihren existenziellen Grundcharakter. Oft, sehr oft gehört, wähnte man dieses Werk völlig neu zu erleben. In bezwingend vortrefflicher Weise begleitete Mirga Grazinyte-Tyla mit den prächtig musizierenden Streichern des COBSO die beseelten con espressione Orchesterparts.

Ohne Zugabe wurde das begeisterte Publikum in die Pause entlassen.

Samtig-orchestrale Magie zauberten die englischen Gäste in meditativer Weichheit, im Steigern der ekstasischen Emotionen zur expressiven Klangdynamik zum Vorspiel „Tristan und Isolde“ (Richard Wagner).

Debussys „La Mer“, Stimmungsbilder diverser maritimer Eindrücke bildeten das Finale des abwechslungsreichen Konzertabends. Subtil zeichnete Grazinythe-Tyla mit dem firstclass disponierten COBSO die teils fragilen und expressionistischen Episoden De l´aube á midi sur la mer – Jeux de vagues – Dialogue du vent et la mer. Besonders nachdrücklich in weichen Umrissen, aufbrausend im gewaltigen Auftürmen der orchestralen Wogen erlebte man zur temperamentvollen Stabführung ein imposantes Interpretationsspektrum der Sonderklasse.

Der euphorische Jubel wurde mit dem musikalischen Fauxpas „Childrens Corner – Golliwogs Cakewalk“ (Debussy) bedankt, danach stoppte die Dirigentin charmant die Ovationen mit: wir sehen uns morgen Abend!

Gerhard Hoffmann

 

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