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HEIDELBERG: ELISABETH KULMAN – La femme c´est moi

22.03.2019 | Konzert/Liederabende


Elisabeth Kulman. Foto: Julia Wesely

Heidelberg: „ELISABETH KULMAN“ – 21.03.2019

La femme c´est moi

Unmittelbar steht im diesjährigen „Heidelberger Frühling“ das Genre Neuland.Lied im Fokus,  Künstler der jüngeren Generation gaben sich am Eröffnungstag zur Matinee, p.m. sowie am Abend die Ehre. Mir war es aus zeitlichen Gründen nur möglich die Performance von Elisabeth Kulman zu besuchen. Die Wiener Allround-Künstlerin konzeptualisierte mit ihrem begleitenden Weltklasse-Septett ein Programm aus Klassik bis Musical. Allein das Elaborat der Kombination fordert höchsten Respekt zudem sich die Entertainerin zwischen ihren musikalischen Szenen noch selbst konferierte und servierte das respektable Ergebnis pünktlich zum Frühlingsanfang im Großen Saal der Stadthalle an des Neckars Gestaden.

Zum Prélude in Sonaten-Form zum Slogan „Ah, je t´aime“ bot die grandiose Sängerin mit Dalilas Mon coeur s´ouvre á ta voix (Saint-Saéns) zu weichen Couleurs die Vokal-Circe pur und ließ ohne Vorwarnung I Hate Men (Cole Porter) folgen. Zur Frage „What…is..love?“ folgte unmittelbar in gekonnt hinreißend präsentierter Mixtur Carmens Habanera, That´s Amore (Harry Warren) und Tell me the Truth about Love aus den „Cabaret-Songs“ (Britten).

Unter dem Motto „Cupid´s Arrows“ schoss Kulman herrlich ironisierend, augenzwinkernd in umwerfender Manier Amors Pfeile in perfekt methodischer Manier I don´t know how to love him (Webber) mit Gretchen am Spinnrad – Der Tod und das Mädchen (Schubert) in fliegendem Wechsel zu Michael Jackson – Rezsö Seress und schließlich zu Paminas Ach, ich fühl´s (Mozart).

„With a Smile in your Heart“ stimmte die großartige Sängerin melancholische Töne mit dem tiefbewegend interpretierten Monolog der Marschallin Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding an in Verbindung zu When I´m Sixty-four (Beatles) und langsam entschwanden die Künstler von der Bühne gleich dem hayd´schen Abschieds-Konzert. Der Jubel des begeisterten Publikums war immens.

Ein kleiner Sketch leitete den zweiten Teil ein, nämlich die „Fricka-Dellen“! Mit Brünnhildes Helm gekrönt servierte die ungewöhnlich-vielseitige Mezzosopranistin tiefsinnige Preziosen aus dem Schaffen Richard Wagners u.a. Frickas anklagendes Lamento So ist es denn aus mit den ewigen Göttern zu Instrumental-Frequenzen aus „Tannhäuser“ sowie dem angestimmten Lied an den Abendstern und der „Rheingold“-Passage Weiche Wotan, weiche“, erklangen die Hojotoho´s  und Kulman scheute sich zudem nicht auf das  Köstlichste Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen (Mozart) mit Escamillos Votre toast ((Bizet) zu persiflieren. Insbesondere steht außer Frage  die hohe Qualität, die enorme Fülle der farbenreichen Stimme dieser spektakulären Künstlerin ehrenvoll zu würdigen.

Doch nun wird es allerhöchste Zeit das vortreffliche Ensemble zu loben, dessen musikalische Begleitung und instrumentalen Interludes Beifallsstürme entfachten. Die Künstlerin selbst stellte die hervorragenden Musiker als „beste Band der Welt“ beim Finale gar selbst vor: Aliosha Biz (Violine), Tscho Theissing (Arrangements, Viola etc.), Franz Bartolomey (Cello), Herbert Mayr (Kontrabass), Gerald Preinfalk (Klarinette, Saxophon), Maria Reiter (Akkordeon) und der Pianist Eduard Kutrowatz. Das wunderbar musizierende Septett verknüpfte auf vortreffliche Weise Themen und ließ improvisierend schon mal gekonnt  u.a. die Moldavia-Suite mit einfließen.

Zwischen hochdramatischem Aplomb der Opern-Diva und unwiderstehlicher Diseuse präsentierte Kulman gekonnt das Bass-Solo der „Neunten“ (Beethoven), den exzellent differenzierten Vortrag des Erlkönigs (Schubert), Somewhere (Bernstein) und ließ höchst eindrucksvoll artikuliert deklamierend den Song der Polly aus „Die Dreigroschenoper“ (Weill) folgen.

Das letzte Kapitel des Vortrags war „Miss Saleboli“ gewidmet: nach dem hochdramatischen Bekenntnis der Eboli O don fatale (Verdi) folgte zum angestimmten Tanz der sieben Schleier ihr Ausruf: Man töte dieses Weib.

La femme c´est moi verkündete Elisabeth Kulman stolz und krönte ihre unvergleichliche Performance mit dem hinreißend interpretierten Piaf-Chanson Non, je ne regrette rien (Dumont).

Das animierte Publikum zeigte sich euphorisch und wurde mit einem ungewöhnlichen DaCapo belohnt: vortrefflich instrumentiert und phantastisch prächtig nuanciert bot die Gefeierte ein Medley aus „Falstaff“ (Verdi). Zwei Stunden vorzügliches Entertainment vom Feinsten beschloss Elisabeth Kulman verabschiedend mit der Liebeserklärung an ihre Heimat-Stadt Wien, Wien nur du allein und rief aufmunternd ins Publikum besuchen Sie Wien!

Das Festivalteam des Heidelberger Frühlings setzte zum Thema „Klimaschutz“ in Verbindung mit der Organisation „4Ocean“ für saubere Weltmeere besondere Akzente, verzichtet nach den Aufführungen auf Blumengebinde und überreicht stattdessen nur 1 Rose sowie symbolisch ein karitatives Armband aus recyceltem Kunststoff mit Perlen aus ebenso recycelten Glasflaschen. Bravo – was für eine vorbildliche großartige Idee!

Gerhard Hoffmann

 

 

 

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