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HAPPY BURNOUT

06.07.2017 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPoster  Happy Burnout~1

Filmstart: 7. Juli 2017
HAPPY BURNOUT
Deutschland / 2017
Regie: André Erkau
Mit: Wotan Wilke Möhring, Julia Koschitz, Anke Engelke, Michael Wittenborn u.a.

„Burnout“ ist so oft in den Medien, dass man es – ohne zu bezweifeln, dass tatsächlich manche Menschen schwer darunter leiden – fast als Modekrankheit bezeichnen kann. Und wenn eine mildtätige Beamtin beim Arbeitsamt einem ihrer arbeitsscheuen Schützlinge ohne Begründung endlos „Harz 4“ zuerkennt, das aber bei Kontrollen verdächtig werden kann – dann schiebt sie ihn (mit Hilfe eines von ihrem Schwager gefälschten Gutachtens) schnell als „burnout“-krank in eine Klinik. In eine ganz luxuriöse sogar… Victoria Trauttmansdorff spielt die hoffnungslos von ihrem „Typen“ Verzückte ganz ergötzlich.

Der Glückliche, dem das passiert, ist „Fussel“, ein gewandter Mann von der Straße, der sich grundsätzlich ohne Arbeit durchs Leben dreht und wendet – und gespielt von Wotan Wilke Möhring diesen Film tragen muss: Er ist (samt seines absichtlich unsäglichen Namens) ja schon länger als „Protesttyp“ auf der deutschen Leinwand etabliert, der Schlag ins Gesicht aller „Geschniegelten“ à la Matthias Schweighöfer, die den konventionellen Typ des braven Wunsch-Schwiegersohns verkörpern. Wenn Leslie Malton als Schwiegermutter dieses Fussel nur dauernd angewidert das Gesicht verzieht – man kann es ihr schon ein bisschen nachfühlen.

Nichtsdestoweniger, man soll „Fussel“ mögen, denn diese eher wackelige Komödie von Regisseur André Erkau beruht darauf, dass man den unangepassten Schnorrer gern genug hat, um ihm durch den Film zu folgen, der ihn vor neue Aufgaben stellt. Denn so dumm ist das Klinik-Personal ja doch nicht (Frau Dr. Gunst – Ulrike Krumbiegel – sieht zurecht misstrauisch drein), um in ihm nicht den Betrüger zu erkennen. Aber er kann etwas ganz Besonderes: nämlich mit all den echt Gestressten, Geschädigten, Traurigen und Verletzten, die hier müde zusammen sitzen, Kontakt aufbauen und sie ein wenig ins Leben zurückführen.

Das könnte eine hübsche Komödie sein, die sich um ein paar echte Probleme rankt, aber irgendwie gelingt die Geschichte nur schwerfällig – die kurzen Rückblicke in die Schicksale der Mit-Patienten sind nämlich mehr als unzulänglich. Da ist Julia Koschitz als vierfache Mutter, die irgendwann ausgerastet ist und jetzt in der Klinik dauernd am verbotenen Handy hängt, weil sie meint, die Kinder hielten es ohne sie nicht aus, dabei ist sie es, die nicht loslassen kann; oder Michael Wittenborn mit schaurig blutrotem Gesicht, der erkannt hat, dass seine Sonnenstudios nur Unheil bringen und sich selbst „verbrennen“ wollte; oder der Puppenspieler-Kinderunterhalter (Kostja Ullmann), der die eigene Lustigkeit eines Tages nicht mehr ausgehalten hat; am Ende soll man auch noch mit dem geschniegelten Geschäftsmann (Torben Liebrecht) Mitleid haben, der unter der Notwendigkeit, ewig Geld zu scheffeln (oder es nicht mehr zu können), zusammen gebrochen ist…

Nein, all das wirkt fast peinlich, und wenn unser „Punker“-Held nicht nur zum Helfer und Tröster aller, sondern auch dann noch selbst ganz schrecklich „brav“ wird und sich von seiner Schwiegermutter die kleine Tochter zurückholt… dann trieft wieder einmal der Kitsch.

Dann darf er auch Anke Engelke (die Frage, ob sie wirklich eine Schauspielerin ist, beantwortet sich auch in diesem Film nicht), die gestrenge Krankenschwester, küssen und erobern, und zu dem angeschnittenen Problem Burnout (auch zu dessen Missbrauch) ist kaum etwas gesagt. Und der komödiantische Teil hat auch nicht wirklich funktioniert… Schade um die Vorgaben.

Renate Wagner

 

 

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