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HANNOVER/ Staatsoper: SALOME

21.11.2019 | Oper

Eine blutverschmierte Frau mit einem abgetrennten Kopf in der Hand.
Copyright: Thomas M.Jauk/ Staatsoper Hannover

SALOME/  Staatsoper Hannover, 20. November 2019

Wiederaufnahme am 02.November

Nach den ersten Premieren der Saison, beim Publikum überwiegend sehr erfolgreich angekommen, muss sich es an der Staatsoper Hannover unter der neuen Intendantin Laura Berman auch auch der Repertoirebetrieb mit Wiederaufnahmen bestehender Produktionen beweisen. Wieder zu erleben ist die Inszenierung von Strauss‘ Salome, die im November 2017 Premiere hatte. Die sehr auf die Personen und den Text konzentrierte Regie von Ingo Kerkhof in der Ausstattung von Anne Neuser und Inge Medert kann auch zwei Jahre nach der Premiere noch überzeugen, und das in vielen Partien neu besetzte Ensemble vermag das ebenso.

Allen voran Rachel Nicholls, die mit der Salome nicht nur ihr Haus-, sondern auch ihr Rollendebüt in Hannover gibt. Die wagnererfahrere Sängerin geht die anspruchsvolle Partie mit großem stimmlichen Selbstvertrauen an und wirkt entschlossener, erwachsener als einige ihrer Rollenkolleginnen; ihr tragfähiger, kerniger Sopran, mit sicheren, klar platzierten Höhen, behauptete sich an diesem Abend sehr gut gegen die ausladenden Klangwogen, bis hin zu einem mühelos gesungenen Schluss. Rachel Nicholls wirkte als Darstellerin auf der Bühne sehr überlegt, manchmal introvertiert, was der Figur einige überdenkenswerte neue Nuancen abgewann. Ein interessantes und gelungenes stimmliches wie charakterliches Rollenporträt, das neugierig macht auf mehr aus dem Reigen der psychologisch komplexen Strauss-Partien.

Kostas Smoriginas war an ihrer Seite ein imposanter Jochanaan, der seinen voluminösen,   metallisch gefärbten Bariton technisch souverän führte und mit überwiegend klarer Diktion überzeugen konnte. Aus der Premierenbesetzung noch dabei war zum einen Robert Künzli, dessen schneidender Charaktertenor wie geschaffen ist für den Herodes; kurzfristig kam Khatuna Mikaberidze noch einmal als Herodias nach Hannover und gab die wenigen Stichworte ihrer Partie mit dramatischem Nachdruck. Aus dem übrigen Ensemble blieben vor allem Rupert Charlesworth als leidender Narraboth und Daniel Eggert als ausgesprochen präsenter Erster Nazarener im Ohr.

Stephan Zilias, auch er ein Debütant in Hannover, nahm sich Strauss‘ farben- und facettenreicher Partitur am Pult des Niedersächsischen Staatsorchesters an; die so üppig orchestrierte Musik stets unter Kontrolle zu behalten ist kein Leichtes und so wäre an einigen Stellen etwas weniger Phonstärke mehr gewesen; insgesamt aber animierte er das Orchester zu konzentriertem, farbigem und klangberauschtem Spiel, betonte durchaus die Modernität der Musik, die auch fast 115 Jahre nach der Uraufführung ungebrochen in Bann zieht.

Christian Schütte

 

 

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