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HANNOVER/ NDR-Konzerthaus: NDR-RADIOPHILHARMONIE unter Ingo Metzmacher „GROSS“ (Strawinsky, Adams, R. Strauss)

11.01.2025 | Konzert/Liederabende

Große Gesten: Ingo Metzmacher dirigierte die NDR Radiophilharmonie

NDR Konzerthaus, Hannover, Großer Sendesaal, 10. Januar 2025

Schlicht und einfach “Groß” lautete der Titel des Programms, das Ingo Metzmacher mit der NDR Radiophilharmonie im jüngsten Sinfoniekonzert aufführte. Dabei wirkte der Titel für das erste Werk gar nicht einmal passend, zumindest äußerlich. Igor Strawinskys Concerto in Es für Kammerorchester “Dumbarton Oakes” ist eine Komposition für nur 15 Musiker. Strawinsky schuf sie auf Wunsch eines Mäzenaten-Ehepaars anlässlich dessen 30. Hochzeitstages, die Vorgabe war, ein Werk im Stil der Brandenburgischen Konzerte Bachs zu schaffen. Das griff der Komponist gern auf, aber nicht, indem er Bach einfach nachahmte, sondern ihm in deutlich hörbaren Anklängen an seine vor allem kontrapunktischen Fähigkeiten eine klingende Hommage erwies.

Das zweite Werk des Abends entsprach dann von der Besetzung vollkommen dem Titel. John Adams hat “Century Rolls” für Klavier und Orchester aus dem Jahr 1997 für einen groß besetzten Klangkörper geschrieben. Auch dieses Werk ist eine Hommage, und zwar an mechanische Klaviere bzw. an Klavierrollen. Mechanisch ist in der Tat ein Begriff, der beim Zuhören schnell aufkommt. Das Stück ist von einer sehr dichten Energie, im ständigen Vorwärtsdrang komponiert, so, als wäre die Mechanik der Klavierrollen nicht zu stoppen. Adams behandelt das üppig besetzte Orchester mit äußerster Präzision und Differenziertheit in der Orchestrierung. Und dem Pianisten stelle er wahrlich athletische Anforderungen. Conrad Tao spielte Adams’ anspruchsvolles Konzert mit dem nötigen Maß an technischer Perfektion, Virtuosität, aber auch der Leichtigkeit, die es immer wieder braucht, vor allem dann, wenn Jazz-Elemente durchscheinen. Das Publikum dankte Conrad Tao mit begeistertem Beifall, für den er sich seinerseits mit seiner Version von “Somewhere over the rainbow” bedankte.

Nach der Pause präsentierten Ingo Metzmacher und die NDR Radiophilharmonie eine beispielhaft eindrucksvolle Interpretation von Richard Strauss “Also sprach Zarathustra”. Schon in der gewaltigen Einleitung zeigte Metzmacher, dass er das Werk nicht vordergründig lärmend versteht, sondern trotz aller Monumentalität auch die vielen Zwischentöne und Farben der reichhaltigen Partitur in den Vordergrund stellt. Die Tondichtung nimmt vieles vorweg, was Strauss in seinen späteren Musikdramen ausmacht. Der Komponist selbst hat über “Salome” und “Elektra” gesagt, ein Dirigent müsse sie wie Elfenmusik dirigieren, um ihnen gerecht zu werden. Vielleicht ließ sich auch Ingo Metzmacher in seinem Herangehen an “Zarathustra” davon leiten, denn so leicht, licht und durchhörbar erklingt die Tondichtung nur selten. Die NDR Radiophilharmonie folgte ihrem Dirigenten mit großer Klangschönheit, Präzision und Konzentration. Langer, verdienter Beifall im ausverkauften Saal.

Christian Schütte

 

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