Foto: Musikhochschule
HANNOVER/ Hochschule für Musik: Ariadne auf Naxos
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. 4. Februar 2019 (Premiere am 02. Februar 2019)
Viel gewagt hat die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover für ihre diesjährige Opernproduktion. Ariadne auf Naxos ist ein kompliziertes Stück, musikalisch, sängerisch, szenisch, die Anforderungen sind hoch und an Studenten insbesondere. Doch das Wagnis hat sich gelohnt, die Hochschule hat viel mit dieser Produktion gewonnen.
Die musikalische und sängerische Umsetzung ist höchst eindrucksvoll gelungen. Das ist vor allem das Verdienst von Paul Weigold, Professor für musikalische Szenen- und Ensemblearbeit, der das Dirigat innehatte und mit dem Ensemble die Partien einstudiert hat. Er führte das Orchester mit großer Präzision durch die so unterschiedlichen Facetten der Partitur, das Changieren zwischen komischem und ernstem Stil gelang rundum überzeugend. Dazu kamen viele wunderschöne instrumentale Farben, die die Studenten mit größter Spielfreude auskosteten.
Betty Garcés gestaltete eine ungemein intensive Ariadne. Ihr großer, voll aufblühender und in allen Lagen üppig klingender Sopran ist den Anforderungen der Partie bestens gewachsen. Mit dieser Leistung hat sie sich schon jetzt als ernsthafte Anwärterin auf einen sicheren Platz im jugendlich-dramatischen Repertoire erworben. Als ebenbürtige Partnerin erwies sich ihr Franziska Abram als Zerbinetta, die die halsbrecherischen Koloraturen nahm, als sänge sie die Rolle bereits seit vielen Jahren. Auch ihr schien ihre Partie keinerlei Mühen zu breiten, souverän gestaltete sie nicht nur den sängerischen Part, sondern spielte ebenso. Und, als dritte Dame in diesem starken Bunde, gebührt ebenfalls Hannah Meyer höchstes Lob. Nicht minder intensiv in der Darstellung, verströmte sie als Komponist den strahlenden Klang ihres Mezzosoprans und gab der Rolle damit starkes Gewicht.
Als Gast kehrte Martin Rainer Leipoldt, inzwischen fest im Ensemble der Staatsoper Hannover, an die Hochschule zurück und verlieh dem Bacchus sichere vokale Statur. Arvid Fagerfjäll war natürlich für den Musiklehrer viel zu jung, konnte aber gleichwohl mit klarem und gut fokussiertem Bariton der Rolle des um seinen Schützlich besorgten Lehrers Profil geben. Johannes Schwarz als Harlekin und Daniel Preis als Tanzmeister seien noch stellvertretend für die insgesamt bis in die kleinsten Rollen des Vorspiels hinein sorgältig ausgewählte Besetzung genannt, nicht zu vergessen Tobias Hechler, der einen wunderbar unangenehmen und unnachgiebigen Haushofmeister spielte.
Matthias Remus hat die Oper als Geschichte einer psychisch kranken Frau erzählt, die vom Klinikpersonal, Zerbinetta & Co., nicht geheilt oder bekehrt werden kann, Bacchus kommt hier mehr als Teiresias als der blinde Seher auf die Bühne, singt zumeist eh aus dem Bühnenhintergrund; das Konzept ist stimmig und enthält viele wirkungsvolle Bilder, vor allem lässt es der Geschichte aber viel Raum, aus sich selbst heraus zu wirken.
Ein starker Abend und ein mehr als eindrucksvoller Beweis, was die hannoversche Hochschule in ihren Nachwuchs zu investieren in der Lage ist, begeisterer Beifall.
Christian Schütte