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HANNOVER/ Galeriegebäude Herrenhausen: HENRICO LEONE von Agostino Steffani

16.06.2019 | Oper

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Agostino Steffani: HENRICO LEONE

Galeriegebäude Herrenhausen, Hannover

  1. Juni 2019

Voller Begeisterung für das, was sie während ihrer Reisen nach Venedig dort erlebten, ließen sich die Welfen nach venezanischem Vorbild ihr Schlossopernhaus in Hannover errichten. Eröffnet wurde dies 1689 mit Agostino Steffanis Oper Henrico Leone, die dem Welfen Heinrich dem Löwen huldigte. Vor 30 Jahren gab es, zum 300. Operngeburtstag in Hannover, im heutigen Opernhaus eine gefeirte szenische Aufführung des Stückes, Regie führte damals Herbert Wernicke, am Pult stand Lajos Rovatkay, ehemaliger Professor für Orgel und Cembalo an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Während seiner Zeit an der Hochschule hat sich Rovatkay als Leiter des Instituts für Alte Musik in besonderer Weise für den Komponisten Steffani eingesetzt. Diese Arbeit setzt er bis heute unermüdlich fort. Seit 2013 gibt es in Hannover das von Rovatkay initiierte Forum Agostino Steffani. Im Rahmen der vierten Festwoche des Forums gab es nun eine Wiederbegegnung mit Henrico Leone, konzertant im Galeriegebäude in Herrenhausen, umgeben also von den prachtvollen Gärten, die sich die Welfen um ihre Somerresidenz haben errichten lassen.

Lajos Rovatkays Engagement für Agostino Steffani fußt vor allem auf seiner Überzeugung, dass der Komponist wegen seiner Qualität eine Wiederbelebung mehr als verdient hat. Wer diesem Abend genau gelauscht hat, kann dem nur zustimmen. Die Partitur des Henrico Leone ist voller dramatisch aufgeladener, farbig und raffiniert instrumentierter sowie rhythmisch diffiziler, höchst differenzierter Musik. Die an das Publikum heranzutragen war allen Beteiligten hör- und sichtbar eine große Freude. Die Hannoversche Hofkapelle, die sich längst als Spezialensemble für ältere Musik auch über die Grenzen Hannovers hinaus einen Namen gemacht hat, wurde an der Hochschule von Rovatkay 1981 unter dem Namen Capella Agostino Steffani gegründet. Das Ensemble spielte bereits die szenische Produktion 1989 an der Staatsoper Hannover. Viele Mitglieder von damals sind auch heute noch dabei. Mit äußerster Präzision, Leichtigkeit, Transparenz und Beweglichkeit, mit sicherem Gespür für die dramatischen Spannungen setzten die Instrumentalisten Rovatkays Impulse, die er vom Cembalo aus gab, fabelhaft um.

Wie sehr sich Steffani in die Charaktere der Figuren seiner Oper einfühlen konnte, zeigt sein in jeder Hinsicht bemerkenswerter Umgang mit der Stimme. Da sind tief empfundene Emotionen zu hören, die weit über das in der Zeit übliche Abbilden bloßer Affekte hinausgehen. Und die umzusetzen dem Ensemble bestens gelang. An der Spitze der Solisten standen der Altus David Allsopp in der Titelpartie und die Sopranistin Johanna Winkel als seine Gattin Metilda. Mit einem Stimmklang, der sich nahtlos an die spezifische Tonsprache Steffanis anzupassen vermochte, perlender Geläufigkeit und einem weiten Ambitus des Ausdrucks sorgten beide für eine vokale Sternstunde. Doch auch das übrige Ensemble, Magdalena Harer und Tobias Hunger als das zweite Paar sowie, jeweils in zwei Rollen zu hören, Markus Flaig und Sarah Kelemen trugen zum großen Erfolg der Aufführung bei.

Ob eine kontinuierliche Wiederbeschäftigung mit Steffani Ereignissen wie diesem folgt, bleibt zwar zu wünschen, aber abzuwarten. Jedenfalls hat das Forum Agostino Steffani bereits das Programm für die nächste Festwoche im kommenden Jahr angekündigt. Das Motto lautet Steffani und Händel. Neben Programmen, die Werke beider Komponisten in Bezug setzen, wird es auch Steffanis zweite Oper für Hannover, La lotta d’Hercole con Achelso, konzertant zu hören geben.

Weitere Informationen sind unter www.forum-agostino-steffani.de zu finden. 

 

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