Giuseppe Verdi, Rigoletto: Staatsoper Hamburg, 12.03.2019
(111. Vorstellung seit der Premiere am 16.10.1994)
Rigoletto – Die IKEA-Inszenierung
Die Hamburger Inszenierung des Rigoletto vom jetzigen Zürcher Intendanten Andreas Homoki wird bald 25 Jahre alt, kann also, nur zwei Jahre nach dem Genfer Frosch, mit dem Homoki seinen Durchbruch feierte, als Frühwerk gelten.
Vieles, was seine heutigen Arbeiten charakterisiert, ist hier schon auszumachen: die Vorliebe für kräftige Farben, die pointierte Betonung als Gewalttätigen, eine etwas eigene Ästhetik. Die heute bevorzugten Partner, Wolfgang Gussmann für Bühnenbild und Kostüme und Manfred Voss für das Licht, waren auch damals schon dabei. Nicht auszumachen ist die heutige Neigung, Werke nach eigenem Gusto zu bearbeiten, für die eigene Inszenierung passend zu machen.
Die Welten sind mit kräftigen Farben klar getrennt: der Herzog trägt gelb, Rigoletto und Gilda blau, die Familie Monterone rot und Maddalena schwarz. Rigoletto, wenn er im Dienst ist, und Sparafucile tragen beide das Narrenkostüm, der eine in der Grundfarbe weiss (und als Hofnarr eine entsprechende gelbe Krone), der andere in der Grundfarbe schwarz, entsprechend dem «Pari siamo». Zum Mobiliar der Bühne gehören eine überdimensionierte gelbe Krone, in der der Herzog die ihm vom Hofstaat zugeführten Mädchen verführt, ein blaues, stilisiertes Häuschen für Rigoletto und Gilda und eine Jalousie mit einem roten Zugknopf. Die Bühne selbst ist ein perspektivisch verengter Trichter, dekoriert mit einem Muster aus Federstrichen. Wie eng sich Homoki ans Libretto hält zeigt die Entführungsszene, wo, während Rigoletto eine übergrosse, gelbe, ans Portal gelehnte Leiter hält, die Höflinge Gilda und den Herzog in der Krone zusammenführen und dann das Häuschen über sie stülpen.
Copyright: Arno Declair
Schwachpunkt des Abends war leider Dirigent Carlo Rizzari, der eine für die Stimmen auf der Bühne zu laute Einheitslautstärke spielen liess und kein Problem damit hatte, die Sänger wiederholt zuzudecken. Schade, wenn er es selbst nicht merkt, traurig, wenn ihm das Haus nichts sagt. Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg war bestens aufgestellt, aber eben schlecht geführt. Es hätte ein grosser Abend werden können.
Die sängerischen Leistungen standen alle im Zeichen der übermässigen Lautstärke des Orchesters. Rar sind die Stimmen, die sich hier durchsetzen könnten. Markus Brück sang einen sehr guten Rigoletto, der alle seinen Emotionen auch stimmlich zeigen konnte. Arturo Chacon-Cruz krönte seinen Duca durch hochmusikalische Verzierungen in bester Belcanto-Manier. Technisch einwandfrei war die Leistung von Kristina Mikhitaryan. Ihre Stimme ist aber zu dramatisch, zu reif für die Gilda. Nadezhda Karyazina sang die Maddalena, Tigran Martyrossian einen herrlich dunklen Sparafucile. Andreas Hörl war ein imposanter Graf Monterone.
Den wunderbar verständlichen Herrenchor der Staatsoper Hamburg (Vorbereitung: Christian Günther) zeigt Homoki als uniforme Masse in gelb- schwarzen Fräcken. Am Hofe trägt man Frack und Pinguine sehen auch aus, als trügen sie Frack… Wie auch immer, der Zuschauer muss nicht jeden Gedanken verstehen. Damit wären wir wieder bei den Konstanten angelangt…
Es ist noch Luft nach oben.
Weitere Aufführungen: 15.03.2019, 06.06.2020, 09.06.2020, 11.06.2020
13.03.2019, Jan Krobot/Zürich