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HAMBURG/ Staatsoper/Opera stabile: KATZE IVANKA von Massimiliano Matesic. Kinder- und Familienoper

10.11.2016 | Oper

Kinderoper in Hamburg: „Katze Ivanka“ von Massimiliano Matesic (Vorstellung: 9. 11. 2016)

In der Opera stabile, einer Nebenbühne der Staatsoper Hamburg, kam eine sehenswerte Produktion einer Kinder- und Familienoper zur Uraufführung: „Katze Ivanka“ von Massimiliano Matesic. Das Libretto stammt von Vera Nemirova, die auch Regie führte.

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Die junge Sopranistin Narea Son brillierte als Katze Ivanka (Foto: Jörn Kipping)

Die Handlung der knapp zweistündigen Oper in Kurzfassung: Die Katze Ivanka ist der heimliche Star des Opernhauses, ist sie doch musikalisch begabt und ziemlich frech. Während gewöhnliche Katzen Mäuse jagen, durch die Gassen streunen oder sich in der Sonne räkeln, ist Ivankas Revier die Bühne. Dirigenten und Regisseure liegen ihr zu Füßen, die Primadonna jedoch platzt vor Eifersucht. Wenn in der Nacht alles ruht, lockt Ivanka mit der Ballettratte kleine Mäuse aus ihren Löchern und erobern gemeinsam das Opernhaus. Als die Primadonna vom Operndirektor fordert, die Katze fortzuschaffen, übergibt ihr Herrchen Falana Ivanka einem Eisenbahner, der Ivanka auf einen Bauernhof bringen soll. Doch am Zielbahnhof ist die Katze verschwunden. Sie geht auf den Gleisen den langen Weg zurück und kommt völlig erschöpft und abgemagert in die Oper, wo sie mit einem kaum hörbaren „Miau“ zusammenbricht. Alle Künstler – auch die Primadonna – stimmen ein Loblied auf Ivanka an. Wie gut, dass eine Katze sieben Leben hat…

Ein Zitat der Librettistin und Regisseurin Vera Nemirova aus einem im Programmheft veröffentlichten Interview: „Wie die verschiedenen Figuren mit Ivanka umgehen, erzählt viel mehr über die Menschen und ihre Umgebung als über die Katze selbst. Die Katze wird zur Allegorie.“

 Massimiliano Matesic, geboren 1969 in Florenz, nahm mit 14 Jahren am Konservatorium seiner Geburtsstadt sein Kompositionsstudium bei Gaetano Luporini auf und setzte es bei Salvatore Sciarrino fort. Einige Jahre konzentrierte er sich aufs Dirigieren. Seine Tonsprache in der Kammermusik und in seinen symphonischen Werken ist eng mit der europäischen Tradition des frühen 20. Jahrhunderts verbunden. In seine dreiaktige Oper „Katze Ivanka“, die in einem spätromantischen Stil komponiert ist, baute er Zitate aus La Bohème, Lakmé und Eugen Onegin ein.

In der Titelrolle brillierte die junge südkoreanische Sopranistin Narea Son sowohl stimmlich wie schauspielerisch. Sie bewältigte nicht nur ihre anspruchsvolle Partie als Sängerin hervorragend, sondern man bekam auch das Gefühl, als wäre sie ins das Fell eines Kätzchens geschlüpft, so wunderbar spielte sie ihre Rolle. Sie kroch schnurrend auf allen vieren, hüpfte hurtig in den Kulissen umher und schmuste süß mit ihrem Lieblingskater. Eine Meisterleistung!

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Die Primadonna (Gabriele Rossmanith) nervt den Operndirektor (Marcel Rosca) so lange, bis er die Katze aus dem Opernhaus entfernen lässt (Foto: Jörn Kipping)

 

Nicht minder köstlich die deutsche Sopranistin Gabriele Rossmanith in der Rolle der Primadonna, die – von der Katze genervt – den Operndirektor so lange traktiert, bis er aus Verzweiflung nachgibt und Ivanka aus dem Haus entfernen lässt. Den Operndirektor spielte der rumänische Bass Marcel Rosca sehr komödiantisch, wie überhaupt der Humor die tragende Säule der Inszenierung war.

Falana, der Besitzer der Katze, wurde vom amerikanischen Bariton Julian Arsenault dargestellt, der auch einen Hund zu spielen hatte. Die drei Kater, die alle in Katze Ivanka verliebt waren und ihr sogar Mäuse brachten, wurden vom kanadischen Countertenor Michael Taylor, vom russischen Tenor Sergei Ababkin und vom Schweizer Tenor Sascha Emanuel Kramer – er hatte auch den Regisseur und den Eisenbahner zu spielen – auf recht humorvolle Art und Weise dargestellt. Dazu tummelten sich noch einige kleine Darsteller als Mäuse und Kinder auf der Bühne der Opera stabile.

Das Orchester – elf Musiker aus dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg – wurde von Johannes Harneit geleitet, der die Kinder im Publikum zu Beginn auf nette Art auf die Vorstellung einstimmte, indem er sie zu „Miau“- Rufen in verschiedenen Tonstufen und Lautstärken aufforderte. 

In dieser Vorstellung waren einige von Lehrerinnen begleitete Schulklassen, die anfangs begeisterte Zuschauer waren, aber nach der Pause großteils unruhig wurden und müde und überfordert wirkten. Für Kinder unter zehn Jahren scheint eine zweistündige Dauer trotz 15 Minuten Pause doch zu lang.

Am Schluss lang anhaltender Applaus des vor allem von der jungen Katzen-Darstellerin Narea Son begeisterten Publikums mit Jubelgeschrei der Kinder.

Udo Pacolt

 

 

 

 

 

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