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HAMBURG/ Staatsoper: VENERE E ADONE von Salvatore Sciarrino

12.06.2023 | Oper international

STAATSOPER HAMBURG: VENERE E ADONE von Salvatore Sciarrino

am 9.6.2023

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Layla Claire (Venere). Foto: Brinkhoff/Mögenburg

Salvatore Sciarrino zählt gemeinsam mit Giorgio Battistelli zu den bedeutendsten lebenden zeitgenössichen Komponist Italiens. Einige seiner Opern sind Welterfolge geworden, vielleicht auch nicht zuletzt durch ihre wunderschönen poetischen Titeln (Sciarrino schreibt meistens auch die Libretti selbst) wie: Luci miei traditrici, Da gelo a gelo, Il canto s‘attrista, perchè? etc.

Insofern hätte man schon stutzig werden müssen, als die Hamburger Staatsoper ihr Auftragswerk, seine neueste Urauffführung, mit dem lakonischen Titel „Venere e Adone“ ankündigte. Schließlich lautete der bedrohliche Untertitel ja auch noch „Schiffbruch eines Mythos“…

Sehr leider erwiesen sich diese Vorahnungen als berechtigt, denn obwohl die Staatsoper weder Kosten noch Mühen scheute (der scheidende Generalmusikdirektor Kent Nagano dirigierte  höchstpersönlich selbst), wollte das Ding nicht richtig abheben.

Zuallererst verstand man nicht, worauf Maestro Sciarrino mit seiner Version der Venus/Adonis-Geschichte überhaupt hinauswollte, vor allem auch nicht, welche Bedeutung der neu eingeführten Figur des im Schlamm lebenden „Mostro“ zukommen sollte.

Außerdem erschöpfte sich Sciarrinos bewährte Manier, minimalistische Tonfolgen an der Grenze zur Hörbarkeit zu komponieren, an diesem Abend, trotz der erstaunlich kurzen Dauer von knappen 70 Minuten, bedauerlicherweise beträchtlich. Sciarrino sprach immer davon, „die Stille verstärken zu wollen“. Vielleicht hat er sie hier ein wenig zu viel verstärkt.

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Foto: Video

Das Sängerensemble – Layla Claire (Venere), Randall Scotting (Adone), Kady Evanyshyn (Amore) etc. – brillierte zwar, aber die Regie des Hausherrn Georges Delnon tat leider auch nichts, um dieses seltsame Konstrukt plausibler zu machen. Im Gegenteil: die schummrigen Projektionen von ziehenden Wolken (Varvara Timofeeva) und die grell-scheußlichen Kostüme (Marie-Thérèse Jossen) verunklarten das ohnehin schon Unklare nur noch mehr.

Schade drum, denn man hatte sich sehr auf diesen neuen Sciarrino gefreut. Aber es kann halt nicht immer alles gelingen in der Kunst. Nichtsdestotrotz sind wir jetzt schon gespannt auf das kommende, sicher wieder sehr spezielle Werk des sizilianischen Meisters.

 

Robert Quitta, Hamburg

 

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